Die Saat Der Makellosen
Schauer über den Rücken jagte. Sie sah noch deutlich vor sich, wie die beiden Männer dort angefallen worden waren.
Was geschah nun mit dem armen Taxifahrer? Hoffentlich kümmerte sich jemand darum, dass seine Familie benachrichtigt wurde. Es gab nichts Schlimmeres als Ungewissheit. Romy hatte schon zu viele Vermisstenmeldungen von verzweifelten Freunden oder Verwandten der Opfer von Gewaltverbrechen aufgenommen.
Rys hasste es, den Babysitter spielen zu müssen und er hasste es noch sehr viel mehr, dafür auch noch sein Apartment zur Verfügung stellen zu müssen. Sie hätten auch in irgendeinem der Büros auf seinen Bruder warten können. Warum musste das Ganze gleich persönlich werden? Nur weil sie eine derjenigen sein konnte, die das Orakel prophezeit hatte? Wo war Nathan, wenn man ihn brauchte? Der Priester hätte sicher mit Vergnügen auf die verlorene Seele aufgepasst. Rys selbst hatte so langsam genug von Pfirsich. Sein Bruder würde sich hoffentlich nicht allzu viel Zeit lassen.
Er hielt sich nicht großartig mit einer Führung durch seine privaten Gemächer auf. Das ging sie nichts an. Das Gästebad war am Ende eines langen Flurs, in dem auch zwei Gästeschlafzimmer lagen und sein eigenes Schlafzimmer sowie das Hauptbad befanden sich in entgegengesetzter Richtung. Sie würden sich nicht in die Quere kommen und das war auch gut so.
Sobald Sugar im Bad verschwunden war und die Dusche rauschen hörte, machte sich Rys in Windeseile über ein Geheimfach in seinem Kühlschrank her. Wenn er das Blut, das da schön vor sich hinfror, ein wenig in der Mikrowelle anwärmte, war es fast so gut wie frisch. Dank moderner Technik und der eigenen Weiterentwicklung ihrer Spezies. Je eher er was trank, desto besser. Und er genoss jeden einzelnen Milliliter, den er nach einem Biss in die Folie direkt aus dem Beutel saugte. Das Zeug beruhigte ihn ungemein. Sugar hatte nun nichts mehr zu befürchten. Zumindest eines seiner Grundbedürfnisse war jetzt gestillt. Bei den anderen konnte er sich gerade noch so zurückhalten...
Die gerade erst frisch angezogenen und eigentlich gar nicht schmutzig gewordenen Klamotten landeten achtlos in einer Ecke im Bad auf einem schon vorhandenen Haufen Klamotten, der sehr übel roch, bevor er zum wiederholten Mal unter die Dusche stieg. Rys hatte tatsächlich jemanden, der sich liebend gern um alles in seinem Apartment kümmerte. Ein alter Chinese, der bei ihm und Damon durchräumte und die Kleidung reinigte. Den Rest besorgte Rys selbst. Er konnte es nicht ausstehen, wenn man versuchte, in den anderen Räumen eine andere Ordnung zu halten, die er gewohnt war. Er brauchte Platz für seine Papiere, die vielen Wirtschaftsmagazine, seine Computer und die Ausdrucke angefangener Artikel, die er nebenher verfasste, die Statistiken, die er erstellte und die Waffen, die er sammelte und wie einen Schatz in einer extra Kammer neben dem Kleiderschrank im Schlafzimmer hortete.
Die anderen Warrior konnten sich seinetwegen von vorne bis hinten bedienen lassen, doch er wollte, wenn er nicht auf der Jagd war und zu wichtigen Meetings musste, ungestört von allen an seinen Projekten arbeiten können. Wenn er einen Imbiss oder etwas zu trinken wollte, holte er sich die Dinge selbst. Kochen und Tee zuzubereiten war ja wohl keine Schwierigkeit. Es gab nichts Schlimmeres, als wegen ein paar Keksen oder einer Mahlzeit von jemandem gestört zu werden, wenn man gerade die ein oder andere brillante Idee ausarbeitete. Und Rys war mehr als nur brillant, wenn er erst einmal in Fahrt und an der Arbeit war.
Nachlässig trocknete er sich ab, schlüpfte in bequeme, schwarze Trainingshosen und ein ärmelloses, enganliegendes weißes T-Shirt. Auf dem Rücken zeigten sich feuchte Stellen, aber er ignorierte es. Genauso wie die vor Nässe noch tropfenden Haare. Er hatte nicht vor, auch nur ansatzweise Eindruck zu schinden, falls Sugar schon im Wohnzimmer auf ihn wartete, wie er es ihr aufgetragen hatte. Sie sollte sich nur mit Theron unterhalten und dann konnte er endlich ins Bett gehen. Allein! Rys redete sich ein, dass Pfirsich und Muskat keine gute Kombination abgaben. Nicht unter den gegebenen Umständen. Sie war ihm einfach zu...
... scharf.
Romy bemerkte, dass sie nicht mehr allein im Zimmer war. Nicht daran, dass jemand mit einer Flasche und einem Glas hantierte, sie hatte es schon vorher gespürt, als hätte jemand seinen warmen Atem auf ihren Hals geblasen. Über ihre Arme wanderte eine Gänsehaut und sie spürte, wie
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