Die Saat Der Makellosen
bedachte den Rücken seines Bruders mit einem kurzen mitfühlenden Blick, aber er konnte keine Rücksicht auf ihre Verwandtschaft nehmen. Rys war wie er ein Warrior und unterstand seinem Befehl.
Romy war schon an seinen Anblick gewöhnt, also würde er der Frau so weit entgegen kommen, dass er ihr nicht gleich einen völlig Fremden zu ihrem Schutz vor die Nase stellte.
Romy würde sehr bald nach Blut verlangen. Eigentlich tat sie das schon, nur verstand sie es nicht. Das musste ein ziemlich beängstigendes Gefühl sein.
Die moderne Zeit hatte auch ihre Nachteile, weil viele Breeds sich von Blut abgestoßen fühlten. Früher hatte man Magie und Übersinnliches nicht so sehr aus dem alltäglichen Leben verbannt, dass es ein solcher Schock war, wenn man herausfand, dass man etwas Besonderes war. Und nicht etwas besonders Abscheuliches.
„Da Du dir ja scheinbar schon Gedanken über das weitere Vorgehen gemacht hast, Chryses, werde ich dir Romana Kiss’ Sicherheit anvertrauen! Und ich werde garantiert nicht ihr Gedächtnis manipulieren, der Schuss könnte böse nach hinten losgehen! Sie muss wissen, dass da draußen Gefahren auf sie lauern! Sie kommt schon damit zurecht! Sie war Polizistin und möchte tatsächlich Jagd auf den Aryaner machen, der den Central Park unsicher macht… Das können wir natürlich in keinem Fall zulassen. Wir beide wissen, was ihr bei einer Begegnung blühen würde!“
Theron rieb sich mit den Fingern der rechten Hand über sein stoppeliges Kinn, das dringend eine Rasur gebrauchen konnte. Sie waren nicht wie die Aryaner haarlos, deren blasse Gesichter meistens wie leblose Masken wirkten. Blutleer, auch wenn sie gut genährt waren.
„Übrigens hat Romy eine jüngere Schwester namens Rebeka. Sie ist genau wie sie eine Breed, allerdings gerade 24 geworden, das heißt bei ihr können wir vorsichtiger vorgehen! Ihre Schwester wird ihr das dann sicherlich bei Zeiten selbst beibringen können, was sie erwartet! Die Adresse findest Du im Dossier! Irgendwo im Meatpacker District! Ausgerechnet! Da gibt es eigentlich ein paar zu viele finstere Ecken für meinen Geschmack! Du bringst sie dann sicher nach Hause, Rys! Ich kümmere mich derweil darum, deine Ablöse zu beschaffen! Und bevor Du mir sonst was an den Kopf wirfst… Sie kennt dich bereits, also ist es besser für sie, wenn sie in deiner Anwesenheit wieder zu sich kommt! Nevin stellt so schnell wie möglich ein Team von Enforcern zusammen, die die Schwestern überwachen! Wir können auch gerne tauschen und Du schlägst dich mit dem Orakel herum! Nein? Hab ich mir gedacht! Es ist ja nicht für lange! Wir sehen uns dann, sobald Du abgelöst wurdest!“
Theron nickte seinem Bruder zu und verschwand dann aus dem Zimmer, wobei er nur ein leichtes Flirren der Luft zurückließ, als würde hier gleich eine Fata Morgana entstehen, es dauerte nur Sekunden, dann war es, als wäre Theron nie hier gewesen.
Chryses knirschte mit den Zähnen, als sein Bruder einfach so darüber verfügte, dass er sich um Romana Kiss zu kümmern hatte. Etwas, das er eigentlich unter allen Umständen hatte verhindern wollen. Aber Theron war der Anführer und er hatte sich seinen Entscheidungen zu beugen. Vorerst. Sobald jemand von den Enforcern bereitstand, um seinen Posten zu übernehmen, würde sich Rys komplett aus dieser Geschichte hier zurückziehen. Ein düsterer Blick traf die immer noch ohnmächtige Romy. Peachgirl würde es sicher auch nicht gefallen, weiterhin mit seiner Aufmerksamkeit überschüttet zu werden. Tja, damit mussten sie beide aber nun eine kleine Weile leben.
„Tu mir einen Gefallen und beeil dich damit, diese Ablöse ranzukriegen, ja?!“
Rys war ganz und gar nicht begeistert, doch leider nicht einmal als Bruder in der Position, seinem Bruder irgendwelche Befehle zu erteilen oder Bitten aufzuzwingen. Außerdem war er tatsächlich nicht bereit, sich mit dem Orakel auseinanderzusetzen. Das war eindeutig Aufgabe des Bosses und der war nun mal sein älterer Bruder. Theron würde tun, was er für richtig hielt und richtig war. Wie immer.
Eigentlich konnte es die junge Frau und deren Schwester gar nicht besser treffen, sie bekamen einen der besten und fähigsten Krieger als Leibwächter an ihre Seite gestellt. Niemand würde sie besser schützen als Rys. Dafür war er ausgebildet worden. Nur leider wünschte sich der ach so begabte Krieger gerade sehr, nicht mehr als der Mathematiker zu sein, für den er sich tagsüber ausgab. Theron verschwand und Rys
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