Die Saat Der Makellosen
wäre.
Draußen vor dem Fenster war ganz plötzlich dieser Kerl aufgetaucht. Er trug Lederklamotten wie ein Rocker und Sonnenbrille und nippte ungerührt an einem Starbucksbecher. Er hatte gesehen, was sie getan hatte. Oh Gott, wenn er das weitererzählte, dann... Der Typ nickte ihr zu und schob die Sonnenbrille ein klein wenig von der Nase, um sie direkt anzusehen. Seine Augen erinnerten sie an flüssiges Quecksilber. Sie leuchteten. Rot.
„Oh Gott, ich bin irre! Romy, da ist jemand am Fenster und er beobachtet uns.“, kiekste sie, während sie auf Rys deutete und das Chaos um sich herum schon fast vergessen hatte, weil es ihr mit einem Mal ganz plötzlich nicht mehr so wichtig und schlimm erschien. Allerdings wurde ihr sehr wohl bewusst, dass sie nicht mehr trug als ein knappes, geringeltes Pantyhöschen und ein graues Spaghettiträgerhemdchen. Und das störte sie in Gegenwart dieses Typen gerade ganz gewaltig.
"Ich bin weg!" kreischte sie, bevor Romy etwas sagen konnte und rannte wie von der Tarantel gestochen zurück nach oben, um nach ihrem Jogginganzug zu suchen. Wenn das ein zukünftiger Kunde gewesen war, der sich nur mal die Auslagen ansehen wollte, dann hatte er gerade garantiert genug gesehen. Um den würde sich Romy allein kümmern müssen. Der Kerl hatte schon durchs Fenster eine dermaßen wahnsinnige Ausstrahlung, dass sie nicht nur rot, sondern krebsrot davon wurde und mit dieser Peinlichkeit, die sie sich eben geleistet hatte, wollte sie ihm auf gar keinen Fall wieder unter die Augen treten. Der hielt sie sicher nicht mehr für seriös.
Aber warum machte sie sich darum eigentlich Gedanken?
Romy war vollkommen weggetreten gewesen, so dass sie nicht auf die ersten Rufe ihres Namens hörte, von denen sie glaubte, sie wären ein Teil ihres Traumes, in dem sich alle Eindrücke der letzten Nacht vermischten.
Und leider wurde er von Rys Harper dominiert, als hätte sie sich nicht schon genug wegen dieses Mannes zum Affen gemacht! Sie musste sich zwingen, die Traumwelt zu verlassen, in der sie verbotene Dinge mit einem Mann tat, den sie nicht einmal ausstehen konnte. Es war nur noch peinlich, wie wenig Selbstbeherrschung sie noch hatte, wenn es um diesen Kerl ging.
Sie murmelte protestierend im Halbschlaf und räkelte sich wohlig auf dem Sessel, um dann die Füße wieder auf den Boden zu stellen. Sie hätte sich besser ins Bett legen sollen… Ihre Knochen taten weh, aber das lag an dem Kampf von vorhin.
Romy sprang erschrocken auf, als Bekky die Kontrolle über ihre Fähigkeiten verloren hatte, so dass ein kleines Inferno in ihrem Büro ausbrach und das nur, weil dieser Idiot von Möchtegern-Aufpasser sich im Fenster blicken ließ.
“Schon gut, Bekky! Es ist nicht schlimm! Das können wir leicht aufräumen!“, versuchte Romy, ihre Schwester zu beruhigen.
Das waren ja wirklich nur Kleinigkeiten. Aber irgendwann mussten sie einen Weg finden, damit Bekky das unter Kontrolle bekam. Dafür gab es nur keine Spezialisten, an die man sich hilfesuchend wenden konnte. Bei solchen Dingen drohte einem doch bestimmt die Irrenanstalt, das würde doch kein normaler Mensch jemals abkaufen.
Ihr Kopf ruckte zum Fenster herum und sie warf Harper einen flammenden Blick zu. Romy kochte vor Wut, noch mehr als ihr klar wurde, dass ihre Schwester kaum etwas am Leib trug, wozu sie in ihrem Heim jedes Recht hatte.
“Bekky!“, rief sie ihrem Rücken nach, doch ihre Schwester rannte fast panikartig davon. Verständlich, weil die Kleine eben völlig anders erzogen worden war. Und das war gut so. Romy würde bestimmt nicht zulassen, dass dieser Idiot seine Schwester als Sexobjekt betrachtete. Der sollte gefälligst mit seiner rothaarigen Puppe spielen!
Rys war nur kurz auf der Ecke der Straße gewesen, um sich einen Kaffee zu holen. Das würde er am helllichten Tag wohl noch dürfen, wenn er schon dieses Gebäude und deren Bewohnerinnen beobachten und beschützen sollte. Er war müde und hätte jetzt eigentlich gern in seinem Bett gelegen, um zu schlafen. Allein! Sein Gehirn schien ihm Streiche zu spielen. Ständig sah er Romy vor sich. Die nackte, willige, nach Pfirsich duftende Romy, die sich in seine starken, muskelbepackten Arme warf und sich ihm vollkommen hingab.
Dabei konnte er sie nicht einmal ausstehen. Nein, das nicht, aber sie konnte ihn nicht leiden. Sie hatte keinen Hehl aus ihrer Abneigung zu ihm gemacht, obwohl er sich bei ihr entschuldigt hatte. Das würde jetzt garantiert nicht wieder passieren. Sobald
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