Die Saat Der Makellosen
nicht ständig auf die Jagd gehen! Schon gar nicht, wenn Du den Blutdurst noch nicht vollständig unter Kontrolle hast!“
Heather verlor ihre kühle Arroganz sehr schnell, wenn sie es direkt mit Ash zu tun hatte. Sie kannte ihren Schwachpunkt nur zu genau. Sie hatte immer noch Skrupel, sich an menschlichen Opfern gütlich zu tun, weil es sie zu sehr an den Überfall erinnerte, bei dem sie beinahe ihr Leben gelassen hätte. Sie war bisher ganz gut mit dem Plasma zurecht gekommen und mit Ash’s kleinen Blutspenden, die immer wieder einen unglaublichen Kick bedeuteten.
Je länger sie ein Vampir war, desto stärker wurden ihre Sinne, weshalb sie den Duft der Breed-Frau auch hatte wahrnehmen können, wenn auch nicht so intensiv, wie er sicher paarungswillige, männliche Vampire traf. Lost Souls sonderten keinen besonderen Duft aus, nur das gewöhnliche Aroma, das auch Menschen bei sexueller Erregung verströmten.
„Sagen wir, dass der Geruch von Minze und Meeresbrise sich nicht mit dem Drink verträgt, Boss!“, gab Heather leicht bissig zurück und funkelte ihn beinahe wütend an. Dumm nur, wenn man auf den Duft von billigen WC-Steinchen stand, auch wenn sie das niemals zugegeben hätte ( außerdem war das keine treffende Beschreibung, man musste sich eben irgendwie davon distanzieren... ).
„Heather…“, begann Ash und der sanfte Tonfall ließ sie nur den Blick senken und so tun, als würde sie fleißig der Tabellenkalkulation auf ihrem Schoß folgen. Die bekam noch mehr Aufmerksamkeit von ihr als Ash ihrem Outfit zukommen ließ.
„Ach, hör auf! Mir ist schon klar, dass das neue Weibchen interessanter ist… Und wann läuten die Hochzeitsglocken?! Und vor allen Dingen für wen?!“, fragte sie in einem ätzenden Tonfall, für den sie sich eigentlich schämte.
Sie hatte ihre Pflicht getan und die Sache gemeldet. Wenn nicht, wäre ihr das sicher nicht gut bekommen. Sie hätte es niemals mit ihrem Gewissen vereinbaren können, wenn die Frau wirklich schutz- und ahnungslos war. Aber warum ausgerechnet Ash?
Ash zog die Sonnenbrille ab und warf sie auf den Schreibtisch, um sich dann mit einem Satz aus seinem bequemen Sessel zu katapultieren und vor Heather zu landen, die erschrocken zurück zuckte. Er berührte sie nicht, aber dennoch ging ein Zittern durch ihren Körper hindurch.
„Ich wusste gar nicht, wie sehr Du um mein Liebesleben besorgt bist, Heather!“, sagte er gefährlich leise und sie konnte in seinen Augen erkennen, wie unweit die Bestie war, die in ihm lauerte.
Es war gefährlich, sich ständig in seiner Nähe aufzuhalten. Selbst für eine Lost Soul wie sie. Die Warrior waren Über-Männer, die fähig schienen, all die erotischen Träume zu erfüllen, die eine Frau jemals gehabt hatte. Alle auf einmal...
Heather schnaubte ungehalten: „Ich bin nicht besorgt! Ich weiß selbst, wo mein Platz ist, Meister ! Aber ich bin weder taub noch blöd! Ich habe noch gut im Ohr, wie schrecklich Du es finden würdest, wenn Du dich dem Spruch des Orakels so bald beugen müsstest! Und was passiert dann mit mir? Soulmates haben Konkurrenz nicht so gerne, habe ich gehört!“
Ash verbiss sich einen Kommentar zu dem Titel, dem ihm Heather verpasst hatte. Das war absolut veraltet und unpassend. Und beleidigend. Es klang, als würde er sie ausnutzen und das lag ihm völlig fern.
„Ja, ich bestimme immer noch selbst über mein Leben, Heather! Und kein Orakel der Welt wird das ändern! Ich habe nicht vor, nach der Pfeife einer verwöhnten Frau zu tanzen, eher würde ich mir selbst ein Messer ins Herz rammen, bevor es noch so weit kommt! Ich liebe meine Freiheit, wie Du nur zu gut weißt! Sollte es da draußen wirklich eine Frau geben, die in mein Leben passt, dann können wir noch einmal darüber reden! Du gehörst hierher, niemand wird dir deinen Platz streitig machen können! Aber ich werde mir nicht noch einmal so etwas von dir sagen lassen, Weib !“, knurrte Ash und seine Augen leuchteten kurz rot auf, weil er zwar kühl und beherrscht sein mochte, aber er war immer noch ein Warrior, den man gefälligst mit dem nötigen Respekt zu behandeln hatte. Mit dem veralteten Ausdruck zahlte er ihr nur das Meister zurück.
Ash umrundete betont langsam seinen Schreibtisch und nahm wieder dahinter Platz, um nach den Umsatzausdrucken zu greifen, als wäre nichts gewesen, während Heather ihn dabei beinahe atemlos mit Blicken verfolgte. Das war nicht gut. Zwischen ihnen würde nie etwas laufen. Es war nur eine Verwirrtheit
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