Die Saat Der Makellosen
ihrerseits, weil er sie gerettet hatte. In der Psychologie nannte man das Übertragung . Heather würde bald jemanden finden, mit dem sie ihr Leben wirklich teilen konnte. Ihr Blut würde ihn nicht an sie binden können, so wie das Blut von anderen Vampir- oder Breed-Frauen. Er konnte sie ernähren, aber umgekehrt funktionierte das nicht.
Ash hob den eisig funkelnden Blick und maß Heathers blasses Gesicht schon etwas nachsichtiger gestimmt. Sie konnte nichts dafür, er hatte ja eben selbst mitgekriegt, wie die Natur einem Streiche spielen konnte. Einen Moment hatte er den Pfirsich-Duft als unglaublich überwältigend empfunden. Jeder nur halbwegs lebendige Vampir würde darauf reagieren. Er säuselte: Nimm mich! Ich bin willig!
Für die nächsten Tage sollte er wirklich mehr Plasma bestellen. Der Duft der Breed-Frau würde noch Tage durch den Club wehen, bevor er schwächer wurde. Er müsste schon mit Tonnen von Desinfektionsmittel dagegen angehen, wenn er ihn gleich loswerden wollte.
„ Sugar ist nicht für mich bestimmt! Es war trotzdem gut, dass Du sie gemeldet hast! Sie braucht Schutz und Hilfe! Es wird eine harte Zeit werden, bis sie den passenden Partner gefunden hat! Du hast doch nicht vergessen, wie es für dich war, oder?“
Heather blinzelte. Ein Mal, zwei Mal, hielt seinem Blick aber stand, weil sie den Rüffel verdient hatte. Eifersucht war keine schöne Anwandlung, besonders dann nicht, wenn sie völlig unangebracht war. Sie hatte noch nie und würde niemals Ansprüche an Ash haben, egal wie sehr sie sich das erträumen mochte.
„Nein, ich hab das nicht vergessen, Ash! Wenn… Ich rede gern mit ihr, wenn ihr jemanden braucht, der das aus der Sicht eines Zivilisten tut… Wenn sie keine Ahnung hat, wie ich vermute, dann wird sie sich nicht anders fühlen als ich damals…“, schlug sie dann mit fester Stimme vor.
Ash lächelte zufrieden und neigte den Kopf in ihre Richtung: „Das Angebot ehrt dich, Heather! Ich werde es Theron ausrichten. Und jetzt lass uns den Papierkram fertig machen! Ich brauche dringend frische Luft, am besten weit weg von jeglichen Obstständen! Hör auf zu grinsen! Das ist nicht witzig! Wir können noch so mächtig sein, aber gewisse Dinge lassen sich einfach nicht unterdrücken! Und Du weißt ja, wie viel sprichwörtliches Tier in mir steckt!“
Heather atmete erleichtert aus, dass der kleine Streit, wenn man ihn denn so nennen konnte, so schnell beigelegt war. Aber den größten Teil ihrer Erleichterung verspürte sie, weil Sugar nicht ihre direkte Konkurrentin zu sein schien. Sie hatte die junge Frau eigentlich auf Anhieb gemocht. Überhaupt nicht typisch für die verwöhnten Vampirprinzessinnen, die einem manchmal den letzten Nerv rauben konnten. Sie griff nach dem Glas und prostete Ash dann mit einem schiefen Grinsen zu, bevor sie es zur Hälfte leerte, weil ihr Appetit wunderbarerweise wiedergekehrt war.
„Gutes Mädchen! Für dieses Wochenende brauchen wir ordentlich Nachschub! Bestell das doch später gleich… Wir wollen ja keine Revolte im „Fountain“ riskieren, weil die Jungs plötzlich so hungrig sind! Und wir brauchen Ersatz für Sugar! Sie wird hier garantiert nicht mehr ihren Hintern schwingen! Theron dreht mir den Hals um, wenn ich sie weiter beschäftige!“
Ash verpackte die Tageseinnahmen in einer Geldbombe, die Heather nach Sonnenuntergang in den Nachttresor ihrer Bank werfen würde. Sie brauchte keine Security für diesen Botengang, Heather konnte sich ganz gut allein zur Wehr setzen, solange die Angreifer normale Menschen oder Ghouls waren. Und Aryaner hatten kein Interesse daran, sich als ordinäre Straßenräuber zu betätigen.
Der Club war eigentlich auch nur als Hobby zu bezeichnen, weil die Einnahmen zwar für diesen Geschäftsbereich recht einträglich waren, aber das Familienvermögen der Fontaines bestimmt nicht davon abhing.
Wenn es nach seiner Mutter gehen würde, müsste er neben seiner Ausübung seiner Berufung nicht weiter mit alltäglichen Dingen beschäftigen, aber so blieb man in Kontakt mit dem „Fußvolk“. Er war hier am Puls der Zeit und bekam natürlich mit, wenn sich in den anderen Häusern etwas tat, das sich auf seine Arbeit auswirken könnte. Junge Vampire waren ja so mitteilsam, wenn sie sich gut unterhalten fühlten...
Und so war ihnen auch die Breed-Frau in den Schoß gefallen, die sonst vielleicht in der Riesenstadt verloren gewesen wäre. Die Nacht war gar nicht so schlecht gelaufen. Sie hatten ein Ghoul-Nest
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