Die Saat Der Makellosen
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Wie zufällig strich er mit den Fingern über den Stoff des Verbands und glaubte, die warme Feuchtigkeit darunter direkt auf seiner Haut spüren zu können. In seinen Augen leuchtete es gierig, aber er gab sie aus seinem Griff frei, damit sie das Bein nun endlich nach ihrem Gutdünken wegziehen konnte.
Cat sagte nichts zu seinem Vorschlag, dass sie ein Bad nötig hätte, das wusste sie selbst. Außerdem war die Berührung seiner Hand sogar über dem Verband die reinste Folter. Sie wollte sich den Mantel vom Leib reißen und… gar nichts! Es gab überhaupt keinen Grund für sie, verrückt zu spielen. Er war einfach nur der Meinung, es mit ihr gut meinen zu müssen.
„Keine Angst, Miss Tate. Ihnen wird nichts geschehen.“ Er lächelte wieder ein höchst charmantes, verschmitztes Lächeln. Sie war sicher sehr begabt und geübt darin, Männer zu ihren Gunsten zu beeinflussen, aber bei ihm rannte sie sprichwörtlich gegen die Mauern von Jericho.
„Solange Sie meinen Anweisungen Folge leisten. Sie scheinen Einiges über uns zu wissen, also sind Sie sicher klug genug, sich mir nicht dauerhaft zu widersetzen.“
Nathan erhob sich von seinem Platz und winkte einer Nonne zu, die auf ihn zugeeilt kam und sich seine Anweisungen ins Ohr flüstern ließ. Eine der ihren würde den Gottesdienst für den heutigen Vormittag leiten und Reverend Drake war bis zum Abendessen nicht im Haus anzutreffen, weil er sich um eine sehr wichtige, private Angelegenheit zu kümmern hatte.
Cat lächelte wenig begeistert zurück, als er sie bevormundete wie einen seiner Schützlinge. Im Moment konnte sie nichts dagegen tun, ohne in der Kirche eine unnötige Szene heraufzubeschwören. An jedem anderen Ort hätte sie es gewagt, aber nicht hier.
Bevor sie weiteres, sehr unvernünftiges Veto einlegen konnte, hob Nathan sie auf seine Arme und trug sie quer durch den Speisesaal hinaus in die Kirche. Die Tür zu seiner Kammer stand immer noch sperrangelweit offen und man konnte die darin liegenden Trümmer gut erkennen. Alles an Cat war angespannt und steif. Vielleicht traute sie ihm nicht. Das war bestimmt auch ganz gut so.
„Machen Sie sich um das, was kaputt gegangen ist, keine Sorgen, Miss Tate. Geld spielt hier keine gewichtige Rolle. Ihre einzige Sorge sollten Sie selbst sein.“
Mit großen, schweren Schritten, die dumpf auf dem kalten Steinboden widerhallten, durchquerte er das Kirchenschiff nach draußen. Unter dem Vordach der Kirche setzte er sie kurz ab, um eine Sonnenbrille aufzusetzen, die seine empfindlichen Augen schützte. Schließlich wollte er sich auch weiterhin an Catalinas hübsch trotzigen Anblick erfreuen, die gerade darüber nachdachte, wie sie ihm am schnellsten entkam. Nathan schüttelte den Kopf und fegte sie erneut schneller, als sie weglaufen buchstabieren konnte, von den Beinen.
Es gefiel ihr nicht, bevormundet zu werden. Dafür musste er sie nicht einmal lesen. Ihr Widerstand wäre in ihrem Zustand allerdings sehr leicht zu brechen. Doch das wollte er nicht. Die Wunde an ihrem Bein und die im Rest ihres Körpers reichten ihr garantiert. Sie hatte die eigene Natur zulange unterdrückt. Sie würde erst wieder selbstständig durch die Gegend laufen, wenn sie davon befreit war.
Cat konnte gar nicht anders, als sich zu versteifen. Seine Nähe war zu viel. Er war ein Immaculate reinsten Blutes und sie war drauf und dran, sich in seine Arme zu werfen. Er versprach die Erfüllung höchster Wonnen und vor allen Dingen das Stillen ihres beißenden Hungers.
Er ist Priester! Er ist ein Priester! , wiederholte Cat in Gedanken, um ihr Mütchen zu kühlen, weil ihr Interesse an dem Mann völlig unangebracht war. Und vor allen Dingen gefährlich für ihre Gesundheit!
Er schien ihre Gedanken zu spüren, ohne mit ihr verbunden zu sein. Cat reagierte mit einem Schmollen, das sie nicht von sich kannte. Es war einfach die natürliche Reaktion darauf, von einem Mann bevormundet zu werden, denen sie bisher mehr als gleichgestellt gewesen war.
Kurz hatte sie gehofft, die Sonne würde ihn so lange blenden, dass sie ihm entkommen konnte, doch er zog eine schützende Brille auf. Cat blinzelte nur ein paar Mal. Es fühlte sich für sie auch unangenehm an, aber sie sah noch gut genug. Wenn sie die Lider senkte, verringerte sie den Lichteinfall und schonte ihre Augen.
Nathan ging mit ihr um das große, umgebaute Gotteshaus herum in eine Gasse, in der ein, für einen bescheidenen Reverend seiner Art ein vollkommen untypisches Auto auf
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