Die Saat Der Makellosen
seit langem nach etwas anderem verzehren. Etwas, das er ihr geben könnte, aber vielleicht nicht sollte...
Mit einem Tablett, auf dem die gläserne Kanne sowie Teegläser standen, kehrte er in das Wohnzimmer zurück, in dem Cat es sich schon auf dem Sofa mit geschlossenen Augen gemütlich gemacht hatte.
Sie trug eines der neuen Kleider, die für sie besorgt worden waren. Nur für sie. Niemand vor ihr hatte die Sachen, die in ihrem Schrank hingen, getragen. Es hatte Nathan widerstrebt, sich Kleider von Damons Gespielinnen auszuleihen, die sein Bruder in einem Extra-Teil seines eigenen Schrankes hortete, wenn er sie nicht gleich wieder mit auf den Weg gab. Für Nathan war es ja schon Gewohnheit, sein Geld nicht für sich selbst, sondern für andere auszugeben und er hatte ihr ohne bestimmten Grund einfach etwas Gutes tun wollen. Warum den Geschmack, den sie unter ihren Kleidern mit ihrer Unterwäsche auslebte, nicht auch mal nach außen hin in einem schönen Kleid präsentieren?
Sie sah großartig aus. Etwas blass vielleicht, aber sonst einfach nur großartig. Dann fiel sein Blick auf die unzähligen Narben auf ihren Unterschenkeln, die sich unter dem Stoff des Rockteils fortzusetzen schienen. Peitschenhiebe, Schnitte, Verbrennungen. Sie musste unzählige Qualen ausgestanden haben, war aber nicht daran zerbrochen. Mutig und tapfer. Eine Kriegerin.
Von dem Blutgeruch war unter all der Vanille, die sie trotz des Bades, das sie gehabt hatte, immer noch verströmte, kaum noch etwas auszumachen. Sie hatte ihre Wunde also selbst versorgt. Das war gut. Somit würden sich seine niederen Instinkte, denen er vorhin im Hotelzimmer freien Lauf gelassen hatte, sehr viel leichter unter Kontrolle halten lassen, wenn er ihr bis zu Therons Rückkehr Gesellschaft leistete.
Gott, sie war so zart gebaut und trotzdem konnte Cat bestimmt härter zuschlagen, als so mancher Mann. Sie hatte sich in die Kissen gekuschelt und es widerstrebte ihm, sie zu stören, aber der Tee war gemacht und wenn sie eine Tasse davon getrunken hatte, würde sie wesentlich besser schlafen können. Die Blätter aufgebrüht mit kochendem Wasser hatten eine ähnlich betäubend lindernde Wirkung wie Aspirin und rochen ganz annehmbar nach bunten Früchten, obwohl eher psychedelische Pilze darin zu finden sein würden als alles andere. Egal, Hauptsache, es tat seine Wirkung.
Nathan stellte das Tablett auf dem Couchtisch ab und beim leisen Plätschern des Tees, den er in die Teegläser füllte, öffnete sie ihre Augen, die genauso ungewöhnlich waren, wie sie selbst. Ein feines kristallenes Lila umgeben von einem dunklen, blauen Rand.
Gab es etwas an ihr, das normal war? Nein. Nathan schenkte ihr ein kleines Lächeln. An ihr war wahrscheinlich genauso wenig normal wie an ihm und das wiederum war normal, denn sie befand sich gerade in seiner Welt.
„Wie war das Bad? Hast du deine Verletzung gut versorgen können? Wenn etwas nicht zu deiner Zufriedenheit ist oder etwas zu deiner Bequemlichkeit fehlt, musst du es nur sagen“, sagte er im unverfänglichen Ton eines Gastgebers, der es genauso meinte und bemühte sich, ihr weiterhin in die Augen und nicht auf den Rock zu gucken, unter dem der Verband verborgen lag.
Es hatte ihn nur zu interessieren, ob es ihr gut ging. Alles weitere gehörte nicht zu seinen Aufgaben für diesen Tag.
„Tee? Er ist gut gegen die Schmerzen und das allgemeine Unwohlsein. Danach kannst du gern eine Weile schlafen und dich ausruhen. Die Nacht war sicher sehr anstrengend. So ganz allein... auf der Jagd.“
Seine letzten Worte wählte er mit Bedacht und nicht in dem Ton, der Rechenschaft über ihr Tun verlangte. Er hatte gesagt, er war nicht hier, um über sie zu richten, aber wenn sie ihm freiwillig erzählte, was sie in diese Kirche zu ihm getrieben hatte und weshalb sie ganz offensichtlich ein Nomadenleben lebte, dann konnte er vielleicht ein etwas mehr für sie tun, als sie an Theron abzugeben und ihn entscheiden zu lassen, was mit ihr geschah.
Cat spürte sofort, dass Nathan in ihrer Nähe war, dazu musste sie seinen ganz speziellen Duft gar nicht riechen. Er musste unglaublich mächtig sein. Stark. Unbeugsam. Seine Präsenz jagte Schauer durch sie hindurch, die nichts mit Angst und sehr viel mit Verlangen zu tun hatten.
Sie sollte ihn fürchten, aber sie war schon so lange jenseits dieser Linie gewandert, dass sie solche Gefühle hinter sich gelassen hatte. Sie vernebelten einem nur die Sinne, machten einen angreifbar und schwach.
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