Die Saat Der Makellosen
vergessen, weil ihre bewussten Erinnerungen immer mit dem Training im großen Saal des Castel Tatarescu begannen. Da war Zuwendung mit Schmerz und Tränen gleichzusetzen.
Nathan hatte Recht gehabt, der Tee entspannte sie etwas und sie stellte die leere Tasse vorsichtig auf das Tablett zurück. Es war Zeit, ihm reinen Wein einzuschenken. Innerlich zog sich alles in ihr zusammen, aber sie atmete über den Schmerz hinweg und hob schließlich den Blick, um sich ihm offen zu stellen.
„Tate ist nicht mein richtiger Name… Er ist nur einer von vielen, die ich in den letzten Jahren benutzt habe. Eigentlich bräuchte ich keinen… Es kennt mich ja niemand, aber der Einfachheit halber, führe ich Papiere unter diesem Namen bei mir“, begann Cat und lehnte sich dann in die Polster hinter ihr, wobei sie die Hände im Schoß verschränkte.
„Ich bin Catalina Tatarescu… In Europa würde der Name jedem Immaculate etwas sagen… Ich wurde vor 29 Jahren geboren… Valeriu, alde înspãimântãtor Duce *, er ist der Anführer des Clans, ist mein… Ziehvater. Er wusste vom ersten Moment, als er mich nach der Geburt gesehen hat, dass etwas mit mir nicht stimmen konnte. Was meine Mutter sich dabei gedacht hat, einen der gefürchtetsten Vampirjäger auf diese Weise täuschen zu wollen, kann ich nicht sagen. Frauen haben bei den Jägern nicht viel zu melden. Sie sollen für gesunde und starke Nachkommen sorgen, mehr nicht. Eigentlich wollte er mich gleich töten, aber er entschied sich nach den Bitten und Flehen meiner Mutter dagegen. Nicht, weil sie ihn erweichte, er sah das Potential in mir, zum Gegenschlag gegen seine ärgsten Feinde auszuholen. Sobald ich laufen konnte, wurde ich ins Training eingebunden. Ich wurde zur Jägerin erzogen…“ (*rumänisch = Der schreckliche Herzog)
Cat schluckte schwer und fuhr dann fort, bevor sie endgültig der Mut verließ.
Er wird dich hassen und dann töten, wenn er gnädig ist… „Du weißt, was das bedeutet, oder nicht? Oder vielleicht auch nicht… Ich weiß nicht, wie die Lage der Jäger in Amerika ist… Einige der europäischen Familien haben mit den Immaculates Friedensverträge abgeschlossen… Aber die Tatarescus nicht. Ich bin mit zwölf zum ersten Mal auf die Jagd gegangen und tötete den ersten Aryaner… Damals noch mit der Armbrust, weil ich für den direkten Kampf noch nicht stark genug war… Aber durch mich sind auch Immaculates zu Tode gekommen. Ich kann nicht genau sagen wie viele… Ich war der Köder… Sie erkannten mich schließlich als eine der Ihren, wenn ich kurz nach Morgengrauen, wenn ihre Kräfte schwinden, an ihre Tür klopfte, blutend und um Unterschlupf bittend. Das waren natürlich alles Hinterhalte. Immaculates werden nie von nur einem Jäger angegriffen, weil sie oft sehr mächtig sind… Für mich waren sie nichts anderes als Aryaner oder Ghouls… Ich war damit groß geworden zu glauben, dass einer von Vaters Feinden meine Mutter überfallen und geschändet hatte, um sich an ihm zu rächen… Ich fühlte mich unrein und unwürdig und in der Pflicht, den Fehler meiner Existenz gegenüber meiner Familie wieder gut zu machen… Also tat ich alles, was sie von mir verlangten…“ Ich wollte dazu gehören. Ich wollte… dass jemand mich liebt.
Cat wusste, dass das alles wie eine armselige Ausrede klang, also verstummt sie und gab Nathan Zeit, sich seine eigene Meinung zu bilden. Er war ein Krieger. Wenn sie Glück hatte, dann würde er sie sofort töten, weil ihn ihr Geständnis so wütend machte, dass er sofort Gerechtigkeit einfordern würde… Er hätte als Beschützer seiner Rasse jedes Recht dazu.
Pisicã… Pisicã… Pisicã… pisicuþã… *, hörte sie in Gedanken den lockenden Ruf von damals, der sie mitten in der Nacht in den Kerker des Schlosses gelockt hatte. (*Katze… Kätzchen)
Damit hatte alles angefangen oder geendet, je nachdem wie man es betrachtete.
Nathan lächelte nachsichtig, während er an seiner Teetasse nippte. Die Schwäche für heiße Bäder war ihr ganz einfach verziehen, allerdings war er sich nicht sicher, ob er bei allem anderen auch so reagieren konnte. Er war gespannt auf ihre Geschichte und darauf, ob seine Vermutung, die er ihr bezüglich hegte stimmte. Er wünschte sich fast schon, es möge nicht so sein, doch ihre Narben und ihre Fähigkeiten, einschließlich des tödlichen Gepäcks in ihrem Zimmer ließen keine weiteren Zweifel zu. Sie war eine Jägerin.
Wenigstens musste er sie nicht dazu zwingen, ehrlich
Weitere Kostenlose Bücher