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Die Saat Der Makellosen

Die Saat Der Makellosen

Titel: Die Saat Der Makellosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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Die Frau öffnete einen Schrank, in dem ein Sammelsurium an Kleidung hing, als wäre sie mit einem vollen Koffer hier angereist! Sie lief darauf zu, als wäre sie selbst gerade hypnotisiert worden und strich andächtig über die Kleider, die auf Bügeln hingen und über ihre Unterwäsche, die jemand in eine Schublade unterhalb der Schranktüre eingeräumt hatte.
    Cat wollte schon damit herausplatzen, dass sie nicht bleiben würde, doch der Anblick der Sachen ließ sie verstummen und mit ungläubigen Tränen in den Augen bestaunen. Sie kam sich vor wie Alice im Wunderland und bald würde jemand verlangen, dass ihr Kopf rollen sollte…
Cat bedankte sich noch einmal und entließ die Frau dann, weil sie mit den Schätzen allein sein wollte, die ihr nicht gehörten, aber trotzdem einen freudigen Schauer nach dem anderen über ihren Rücken jagten. Vielleicht gehörten die Sachen Nathans Freundin oder Frau?
Der Gedanke dämpfte ihre Freude etwas, weil ihr die Frau von der Kirche wieder einfiel. Nein… Sie war viel größer als sie gewesen, die Sachen waren niemals von ihr. Und es sollte ihr egal sein, da sie niemals so etwas besitzen würde. Sie sollte sich daran erfreuen, solange sie noch konnte.
    Ihre Hand blieb auf einem Bügel ruhen, auf dem ein dunkelviolettes Kleid hing, das halb lange Trompetenärmel besaß und dessen Rock leicht über den Knien schwingen würde. Es besaß genug Stoff, um die schlimmsten Narben zu verbergen, so dass es Cat vom Bügel zog und probeweise vor sich hielt. In ihrer kleinen Kollektion war ein fliederfarbenes Ensemble enthalten, das sie darunter ziehen konnte. Das Kleid passte perfekt, der weiche Stoff schmiegte sich an ihre durchtrainierte Figur und Cat lächelte ihrem Spiegelbild ungläubig entgegen. Es hatte nur einen runden Ausschnitt, der beinahe mädchenhaft brav war, aber das war besser für sie weil ihre rechte Schulter auch eine alte Narbe zierte. Der Hieb einer Axt, der sie nicht schnell genug ausgewichen war. Sie hatte sich zum Glück nicht das Schlüsselbein dabei gebrochen.
Sie wünschte auch, es wäre länger, weil sich entlang ihres linken Wadenbeins ebenfalls eine Narbe bis zum Knie hoch zog, doch wenn man nicht so genau hinsah, dann ging es. Der frische Verband war jedenfalls nicht zu sehen. Cat schob ihre feuchte Mähne über die Schultern und wünschte, sie hätte Make-up zur Hand, aber das wäre dann doch zu viel des Guten gewesen. Die Haare würden einfach an der Luft trocknen und durch die Naturwelle, die sie hatte, nicht so angeklatscht aussehen, das war Zierde genug. Sie war hier schließlich nicht zum Spaß, sie war sauber und angezogen. Mehr konnte sie nicht verlangen.
    Sie verließ barfuß das Zimmer, weil der weiche Teppich sich angenehm auf ihren nackten Sohlen anfühlte. Cat wollte jeden Sinneseindruck tief in sich aufnehmen. Es könnten die letzten sein, die sie hatte. Im Wohnzimmer angekommen, konnte sie der einladenden Couch nicht widerstehen, die regelrecht in orientalischem Überfluss das Zimmer beherrschte. Sie ließ sich in die Kissen sinken und zog die Beine nach oben, um sie dann neben sich lang zu machen, so dass sie sich wie eine Patrizierin im alten Rom vorkam.
Cat schmiegte ihre Wange an das weiche Kissen und schloss die Augen. Jetzt fehlten zu ihrem absoluten Glück nur noch Nathans Arme um sie herum… Dann wäre die Welt für ein paar Sekunden wirklich perfekt!
     
    ° ° °
Nathans Vorsatz, sie bis zu Therons Rückkehr für sich zu behalten, war fester denn je. Warum, konnte er nicht sagen. Vielleicht wegen dem Kuss in ihrem schmuddeligen Hotelzimmer? Vielleicht auch, weil sie ihn auf eine Art und Weise anzog, die nichts mit ihrem überfälligen Breed-Status gemein hatte. Ganz zu schweigen von dem Bedürfnis, sie zu schützen. Dafür war er berufen worden. Es war seine Aufgabe. Selbst wenn Theron nun bestimmen würde, dass es galt, sich um die verlorenen Seelen, die Schwestern mit der Detektei zu kümmern. Catalina würde er nicht im Stich lassen und der Gefahr durch die Aryaner aussetzen. Niemals. Nicht so lange er noch einen Atemzug auf Erden tat.
    In seiner Küche setzte er Wasser für einen Tee auf. Eine Mischung, die Cats Schmerzen lindern würde. Nicht nur die von der Verletzung, sondern auch diejenigen, die von der überfälligen Umwandlung herrührten. Sie hatte in der Kirche nur einen kleinen Bissen zu sich genommen, aber jetzt noch einmal etwas zuzubereiten könnte sie unter Umständen überfordern. Ihr Hunger musste sich schon

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