Die Saat Der Makellosen
näher kommen durfte. Also würde er ihr die Wahl überlassen. Ja, das war der Weg, den sie beschreiten konnten. Aber nur, wenn sie nicht wie Romana völlig unwissend war…
„Sprich, Bruder! Handelt es sich um eine verlorene Seele?“, hakte Theron nach und musterte Nathan prüfend, der sich doch nicht mit der geringsten Geste verraten würde.
Nathan hatte sich auf das Sofa gesetzt, mitten in den tiefsten Teil des hinterbliebenen Vanillenebels, nachdem er Catalinas Zimmer verlassen hatte. Er trank den Rest vom Tee, leerte sowohl Catalinas als auch seine Tasse sowie die verbliebene Flüssigkeit in der Kanne. Es war ein hartes Training. Fast schon mit Folter für seine Instinkte gleichzusetzen, die sich mehr und mehr nach dieser Frau in seinem Gästeschlafzimmer verzehrten.
Aber es steckte eine Absicht dahinter. Catalina brauchte jemanden, der sie beschützen konnte. Egal, was auch geschah. Wenn er ihr in jedem Maß widerstand, würde sie bis zum Auffinden desjenigen, der sie verwandeln konnte, nicht mehr in Gefahr sein. Jedoch bestand man diese Art von Tortur nicht ohne Hilfe. Wenn er sich schon nicht selbst ausschalten konnte, dann wenigstens betäuben.
Nathan war schon jenseits von Gut und Böse. Zumindest soweit, das ihn der Vanillegeruch nicht mehr störte und nur noch der würzige Kräutergeschmack auf seinem Gaumen dominierte. Allerdings war er immer noch dazu in der Lage, einen oder mehrere Gegner auszuschalten, sofern sie ihm dumm kamen und somit war es ein Leichtes für ihn, die Tür mittels Gedankenkraft zu öffnen.
„Du sagst nicht Hallo, du sagst nicht guten Tag! Du fällst gleich mit der Tür ins Haus. Ich verzeihe dir, aber nur weil du der Einzige bist, der meine Schale knacken kann, Bruder. Nur deshalb!“
Nathan legte den Kopf in den Nacken und rieb sich stöhnend die Augen. Eindeutig zu viel Tee. Mit den Fingern im Gesicht, die in seine Augenhöhlen piekten und ihn wieder etwas mehr in diese Ebene zurückholten, erzählte er Theron in Windeseile, wer dort in seinem Gästezimmer schlief und so schnell wie möglich auf ihre Seite geholt werden musste, damit sie nicht eines elenden Todes starb.
„Natürlich ist das kein Zufall, Theron!“ Nathan setzte sich gerade, schwankte aber ein bisschen, als hätte er getrunken. Dabei hatte Alkohol nicht einmal annähernd die Wirkung des Tees. Höchstens ein ganzer Heuwagen voll Cannabis. Aber diese Art von Drogen lehnte Nathan ab. Er rauchte nicht einmal Tabak. Die Schwestern sahen es nicht gern, wenn jemand überhaupt rauchte.
„Das Orakel hatte Recht. Zwei verlorene Seelen. Catalina ist eine davon und ich habe sie gefunden. Beten wir zu Gott, das es nicht das heißt, was es heißt, Freund!“
Er stöhnte wieder und ließ sich plötzlich kraftlos auf die Seite fallen. Der Tee hatte in seinem Mund den Geschmack von Vanille angenommen. Die ganze Sache war absolut wirkungslos. Es machte ihn nur redseliger als sonst. Er verfiel ihr. Er verfiel diesem Duft. Er musste hier raus. An die frische Luft. Je schneller desto besser. Bevor er noch über seinen Anführer herfiel, den er dann als vermeintlichen Konkurrenten ansah.
„Vergiss das Beten. Ich glaube, die Sache ist ziemlich aussichtslos. Wir haben uns geküsst und ich finde sie in höchstem Maße attraktiv. Aber sie ist eine Jägerin... das dürfen wir nicht vergessen. Wenn sie doch noch irgendwie an ihrer irdischen Familie hängt, weil sie nun mal die einzige ist, die sie hatte, dann kann das böse ins Auge gehen. Rys hat mir schon von der anderen erzählt. Mit Catalina werden wir diese Art von Schwierigkeiten wahrscheinlich nicht haben. Sie ist bereit, sich ihrem Schicksal zu stellen... wir müssen für sie nur noch den richtigen Mann finden. Und das so schnell wie möglich. Ich sähe sie ungern auf ihrer eigenen Beerdigung. Ich mag sie. Wenn ich es verhindern kann, wird sie nicht sterben. Zumindest jetzt noch nicht.“
Theron war mehr als überrascht, seinen Bruder in diesem aufgelösten Zustand vorzufinden. Der Duft des Tees verriet ihm sofort, was hier gelaufen war. Nathan versuchte seine Sinne gegen den Ansturm des... köstlichen … Duftes zu schützen. Aber er schien nicht wirklich Erfolg mit der Methode zu erzielen. Wie auch, dazu müsste man wohl tot und zu Staub zerfallen sein.
Eine Jägerin … Das hätte ihm das Orakel ruhig vorher sagen können. Theron war sich sicher, dass sie es geahnt oder gar gewusst haben musste. Sie ließ einem immer noch Raum für eigene Entdeckungen. Vielen
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