Die Saat Der Makellosen
eine Schwäche losgeworden war.
Ihr Gehirn schien ihr Streiche zu spielen, weil sie meinte neben dem Geruch nach Bitterorangen noch einen weiteren Duft wahrzunehmen, der ihr völlig fremd war. Etwas Holziges, sehr männlich, aber nicht interessant genug, um sie weiterhin zu beschäftigen. Sie war schon unzähligen Immaculates begegnet, aber keiner hatte sich mit Nathan messen können. Sie war beinahe schon besessen von ihm. Das war kein gutes Zeichen. Sie kannte ihn doch kaum und auch erst seit ein paar Stunden…
Cat schüttelte den Kopf und zog sich um, stieg in ihre Trainingsklamotten, kurze Shorts und ein hellblaues Muscle-Shirt, um sich dann daran zu machen, sich aufzuwärmen.
Vielleicht half eine Runde hartes Training, den Mann wenigstens ein paar Minuten aus ihren Gedanken zu verbannen. Sie erhöhte die Sit-up-Zahl auf das Doppelte und machte das auch bei den Liegestützen jeweils einarmig, um die Balance zu stärken, die wichtig bei vielen Kampfsportarten war. Sie breitete ein großes Handtuch unter sich aus, damit sie den schönen Teppich nicht mit den Sturzbächen von Schweiß ruinierte, die nun flossen, obwohl das Zimmer angenehm temperiert war.
Cat ignorierte jeden Schmerz in ihrem Körper, wobei das Ziehen der Naht gerade ihr geringstes Problem war. Als sie richtig warm war, folgten die Trockenübungen mit den verschiedensten Waffen, bis sie mit dem Ergebnis zufrieden war. Wenigstens hatte sie so etwas zu tun, sie wurde schon ganz unruhig, wenn sie daran dachte, dass man sie für den Rest der Nacht hier eingesperrt halten könnte.
Dieses Mal wählte sie eine schnelle Dusche, weil sie nicht vorhatte, sich allzu sehr an den Luxus hier zu gewöhnen. Ihr Leben würde sich nicht allzu sehr verändern. Sie gehörte dann zwar der Rasse an aber immer noch keinem Haus, weil sie ja nicht wusste, wer ihr Vater war, der vermutlich in Europa lebte, wenn überhaupt. Sie hatte sich noch nie groß Gedanken darüber gemacht, wer er wohl gewesen war. Es führte ja zu nichts.
Zurück in ihrem Zimmer zog sich Cat für die Jagd an. Sie hatte ja mehrere Kampfmonturen, die auch jemand in den Schrank geräumt hatte. Allerdings nicht zu den schönen Kleidern, denen sie jetzt besser keine Beachtung schenkte. Sonst würde sie sich am Ende noch für Nathan in Schale werfen wollen…
Kopfschüttelnd band sie die Schnüre des Harnischs und kämmte sich dann die Haare, die sie zu einem schweren Zopf flocht, den sie im Nacken feststeckte, damit er beim Kampf nicht im Weg sein würde. Sie musste unbedingt auf die Straße und ihren Hunger stillen… Aryaner waren doch zu etwas gut und sie hatte heute Nacht leider nicht mehr richtig reagiert, sonst hätte sie den Toten um etwas Blut erleichtert, bevor er in Flammen aufging. Es war nicht perfekt, aber es würde die schlimmsten Beschwerden lindern. Vorerst. Wenn sie das nicht ganz zufällig bei der Jagd entdeckt hätte, dann wäre sie sehr wahrscheinlich doch schon früher krepiert.
Cat spürte den nahenden Sonnenuntergang und beruhigte sich damit, ihre Waffen zu schärfen oder zu reinigen, bis Nathan endlich zurückkehren würde. Sie prüfte gerade im Schneidersitz auf dem Boden sitzend den Mechanismus ihrer Armbrust, als sie Nathans Nähe spürte, ohne ihn gehört zu haben.
- Nathan? -, rief sie völlig unbewusst nach ihm.
Ihr Herz machte einen freudigen Hüpfer, als er tatsächlich auf ihrer Türschwelle erschien und sie konnte gar nicht anders, als ihn erfreut anzulächeln. Ich habe ihn vermisst!
Cat ließ die Armbrust auf ihren rechten Oberschenkel sinken und versuchte sich irgendwie gegen seine Anziehungskraft zu wappnen, wobei sie allerdings kläglich versagte. Er kam durch jede Mauer, die sie gegen ihn hochziehen könnte und kein Polster der Welt konnte ihren Körper davor schützen, auf ihn zu reagieren. Trotzdem versuchte sie, ruhig zu atmen und nicht die Nerven zu verlieren.
„Guten Abend, Nathan! Wie Du siehst, geht es mir schon viel besser! Der Tee hat mich ein paar Stunden durchschlafen lassen, Danke!“, begann sie in einem ruhigen Tonfall und spielte dabei mit einem der Pfeile mit den silbernen Spitzen, die sie mit nervösen Fingern aus dem Köcher gefischt hatte.
Als er in die Fortress zurückkehrte, war Nathan ebenfalls schon für die Jagd umgezogen. Das Gewicht des antiken Breitschwerts unter seinem langen, schwarzen Ledermantel erinnerte ihn an seine eigentliche Aufgabe und daran, sich nicht wieder von dem Vanilleduft, der ihn sofort anfiel, als er sein
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