Die Saat Der Makellosen
Hals gruben und ihr Körper spannte sich vor Schmerzen wie die Sehne eines Bogens. Sie dachte, sie würde in diesen Augenblicken sterben. Aber es kam schlimmer… Er drückte sie auf den Boden und riss ihr den langen Rock hoch, dann drang er schmerzhaft in sie ein, während er immer mehr von ihrem Blut trank. Makena schrie um Hilfe, doch niemand konnte sie hören. Ihre Augen weit aufgerissen, den Kopf in den Nacken geworfen, musste sie mit ansehen, wie die Bestien, das Baby aus dem Leib der Toten rissen, dessen erste markerschütternde Schreie wie glühende Nadeln in ihre Ohren drangen.
„ Oh, no! No, no el bebé! “, weinte sie leise, den eigenen Schmerz vergessend.
(Oh, nein, nicht das Baby!)
Wenigstens erlag sie nicht dem Einfluss ihres Angreifers, dessen Biss höchste Wonnen bringen konnte, wenn der Geist schwach war. Aber vielleicht wäre das eine Gnade gewesen?
Dann huschte ein weiterer Schatten zwischen den Bäumen hindurch, aber er war strahlend weiß und Makena dachte, es wäre eine göttliche Erscheinung, die ihre Seele vor dem über ihr wütenden Teufel beschützen würde.
Der weiße Geist stürzte sich auf die dunklen Schatten und dann fielen ihre Köpfe, als wären sie von unsichtbarer Hand enthauptet worden. Im nächsten Moment wurde sie von ihrer Last befreit, die sie erbarmungslos in den weichen Waldboden gedrückt hatte. Sie spürte, wie die warme Flüssigkeit seines Samens über die wunde Innenseite ihrer Schenkel lief und dann den Blutstrom, der aus ihrer Halswunde tropfte. Sie musste husten, weil Blut ihr die Kehle herunterlief, das fremd und abstoßend schmeckte…
Weiß gegen Schwarz. Gut gegen Böse?
„ Corre! CORRE Y SALVATE! “
(Lauf! LAUF UND RETTE DICH!)
Das war eine Frau! Es war die Stimme einer Frau!
Makena rappelte sich auf und taumelte, drohte wieder auf den Boden zu fallen, da wurde sie aufgefangen und davon getragen, als wöge sie nicht mehr als ein Neugeborenes. Sie erhaschte nur einen kurzen Blick in ein überirdisch schönes Gesicht, das von einer weißen Kapuze umhüllt war. Die Augen der Frau leuchteten rot und doch wirkte sie nicht böse.
Sie flogen regelrecht der schützenden Grenze entgegen, Makena war kurz davor, das Bewusstsein zu verlieren, weil sie so viel Blut verloren hatte. Sie bekam kaum mit, wie ihr rettender Engel getroffen zusammen zuckte und einen dumpfen Schmerzensschrei ausstieß, bevor sie sich gerade noch über der Grenze in Sicherheit bringen konnten.
Beide Frauen fielen zu Boden, während ihr Verfolger mit einem wütenden Zischen vor der magischen Grenze zurückwich, die ein Betreten des geweihten Bodens für ihn unmöglich machte, wenn er nicht elendig verrecken wollte. Makena lag keuchend in den Armen der Frau, aus deren Mund ein Rinnsal von Blut rann. Ihre Augen hörten auf zu leuchten. Selbst im Dunkeln konnte Makena erkennen, dass sie von einer besonderen Farbe waren, beinahe golden wie flüssiger Honig.
„ Tienes que beber, Makena! Abre la boca y bebe! “, wurde sie mit sanfter Stimme aufgefordert, obwohl die Frau bestimmt starke Schmerzen hatte.
(Du musst trinken, Makena! Öffne den Mund und trinke!)
Die Fremde presste ihr das Handgelenk gegen die Lippen, das sich seltsam warm und feucht anfühlte. Sie konnte nicht anders, als gierig zu trinken, bis sie neue Lebenskraft in sich aufsteigen fühlte, während die Frau in Weiß immer schwächer zu werden schien, dann fiel sie mit einem leisen Seufzen zur Seite.
„ Siempre seré tu protectora, Makena! Disculpa por haber venido con retraso esta vez! Nunca jamas te fallaré! ” (Ich werde immer deine Beschützerin bleiben, Makena! Verzeih mir, dass ich dieses Mal zu spät gekommen bin! Ich werde dich nie wieder enttäuschen!)
Das waren die letzten Worte, die Makena hörte, bevor sie ohnmächtig wurde und ihr Bewusstsein mit der Dunkelheit um sie herum verschmolz.
Dezember; vor einem halben Jahr in Miami…
“Nico! NICO! Hör auf damit! Was hast du getan?!”, donnerte der Mann in den langen rituellen Gewändern, die ihn als hohen Geistlichen seines Glaubens auswiesen und seinen dunklen Teint betonten, den er seiner kubanischen Abstammung verdankte.
Der Raum, der bisher nur von ein paar Kerzen erleuchtet worden war, die einen schweren süßen Duft verströmten, war angefüllt von bebenden Trommelschlägen. Die zierliche Gestalt seiner Tochter kauerte am Boden, das bunte Gewand klebte an ihrem Körper, weil sie sicher schon seit Stunden, die rituelle Trommel schlug, deren
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