Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Saat Der Makellosen

Die Saat Der Makellosen

Titel: Die Saat Der Makellosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
Vom Netzwerk:
sie sie abgeschnitten hatte. Furchtbar! So an etwas zu hängen, obwohl es doch wiederbringlich war.
    Nico öffnete die Augen und zuckte erschrocken zusammen, als sie die Frau entdeckte, die am Ende der Wanne am Boden kauerte und bitterlich in ihre Hände weinte. Ihre Knie waren angezogen und als sie das Gesicht zu ihr anhob, erkannte Nico Rußflecken darauf, die von der Tränenspur verschmierte wurden. Ihr Herz machte einen kleinen Hüpfer vor Schreck, dann nahm sie einen tiefen Atemzug, um ihre innere Ruhe wieder zu finden.
    „Hilfe! Ich brauche Hilfe, ich hab mein Baby verloren! Mein kleines Baby! Warum halte ich es nicht mehr fest? Oh, mein Baby!“, weinte die Frau verzweifelt und Nico musterte sie bedauernd, weil sie noch nicht verstand, was mit ihr geschehen war. Sie dagegen wusste es ganz genau. Die arme Seele war nicht die erste und bestimmt nicht die letzte, die sich in ihre Nähe verirren würde.
    Sie richtete sich in der Wanne auf und rutschte näher an das Ende heran.
„Wo hast Du es zuletzt gesehen? Vielleicht kann ich dir bei der Suche helfen?“, fragte Nico mit sanfter Stimme und lächelte die Frau aufmunternd an, die kaum älter als sie selbst sein konnte, wenn sie das bei all dem Dreck richtig einschätzte.
    „FEUER! Überall Rauch… Ich konnte die Treppen nach unten nicht mehr benutzen… Die Luft war so heiß… Mein Baby schrie wie verrückt! Ich habe es mit einem feuchten Handtuch bedeckt und bin dann nach oben gerannt! Ich war müde… Ich wollte mich nur kurz ausruhen, aber als ich wieder aufwachte, war mein Baby fort! Wer hat es fortgenommen?!“, wimmerte die Frau und weinte herzzerreißend.
    „Mélusina! Komm bitte sofort! Ich brauche dich!“, rief Nico alarmiert, die sich nicht damit aufhalten wollte, die Frau zu beruhigen, das konnte sie später noch machen. Sie war bereits tot, aber für ihr Kind bestand noch Hoffnung, wenn sie ihren unzusammenhängenden Bericht richtig verstand.
„Wo wohnst Du? Sag mir deine Adresse, damit ich dein Kind suchen kann! Sieh mich an! Ich kann dir helfen! Aber Du musst mir sagen, wo Du wohnst!“, verlangte Nico, sprach jedoch leise, damit sie den Geist der armen Frau nicht noch mehr verschreckte.
    Neben ihr erschien die weiß gekleidete Lichtgestalt mit der weiten Kapuze über den dunklen Haaren, die Nico schon ihr ganzes Leben begleitete und strich der jungen Frau beruhigend über den Kopf.
    „87th Street, in dem alten Gebäude, gegenüber der alten Kirche! Ich muss sie suchen! Meine Kleine hat bestimmt Angst! Ich hab ihr doch versprochen, sie nicht allein zu lassen!“
    „Mélusina! Du musst für mich nachsehen! Ein brennendes Haus, ganz in der Nähe von hier! Sie müssen irgendwo oben sein, vielleicht unter einer Treppe versteckt! Eine Mutter und ihr Kind! Kannst Du das für mich tun?“, bat Nico ihre Beschützerin, die sich daraufhin sofort auflöste, weil sie sich ohne äußere Form viel schneller fortbewegen konnte.
    Nico versuchte indessen, die Mutter zu beruhigen, ohne ihr mitzuteilen, dass für sie jede Hilfe zu spät kommen würde. Dazu war später noch Zeit, wenn sie sich um das Kind gekümmert hatten. Es dauerte nicht lange, da bestätigte Mélusina, dass das Baby noch lebte, die Feuerwehr sich aber soeben aus dem Haus zurückzog, weil sie glaubten, dass alle Bewohner evakuiert waren.
    „Oh, nein! Wir sind dort illegal! Niemand weiß von mir und Taneesha! Wir wohnen bei meinem Bruder in seinem kleinen Apartment und er ist bis Morgen früh bei der Arbeit!“, schrie die Frau aufgeregt dazwischen, während sie hilflos mit ihren Händen rang.
    Nico sprang mit einem alarmierten Ausruf aus der Wanne und rannte tropfnass, wie sie war, in ihr Schlafzimmer, wo sie ein langes Kleid überwarf, ohne sich abzutrocknen und rannte dann aus der Wohnung, nachdem sie ihre Tasche von der Kommode im Flur geschnappt hatte, in die sie ihre Hausschlüssel warf. Sie durfte keine Zeit verlieren. Sie konnte zu Fuß sehr schnell an der Brandstelle sein, mit dem Wagen würde sie niemals durch die Gaffer kommen, die so ein Unglück unweigerlich anzog. Und ein Anruf bei der Einsatzzentrale kam noch weniger in Frage, weil ihr niemand glauben würde, oder viel zu viel Zeit verloren gehen würde, bis jemand sie ernst nahm. Sie hatte das schon erlebt, weil sie ja schlecht sagen konnte, woher sie die Informationen hatte.
    Die bunt bestickte Stofftasche flappte bei jedem Schritt gegen ihre Hüfte, doch Nico kümmerte sich nicht darum, sie lief schneller und schneller,

Weitere Kostenlose Bücher