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Die Saat - Ray, F: Saat

Die Saat - Ray, F: Saat

Titel: Die Saat - Ray, F: Saat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
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aufs Lenkrad. »Was denkst du dir dabei?«, faucht sie ihn an. »Du hast Angst, oder? Dass sie hinter dir her sind!«
    Er braucht nicht zu antworten, sie hat ihn durchschaut. Er schluckt und wischt sich zum hundertsten Mal den Schweiß aus dem Gesicht. Am Flughafen wird er eine Kopfschmerztablette nehmen. Oder besser zwei. Etwas Starkes.
    Sie rückt ihren Turban zurecht und startet den Motor. Henriks Magen ist kurz davor, zu rebellieren. Vielleicht weiß Dr. Bleibtreu längst, wie das Gehirn der Kranken aussieht. Ist es nicht vermessen, was er tut?
    »Fragst du dich nicht, warum Dr. Bleibtreu sich überhaupt nicht für die Krankheit interessiert?« Er sieht zu ihr hinüber.
    »Er versucht sein Bestes. Er arbeitet hart«, erwidert sie.
    »Er hat seine Approbation in der Schweiz längst verloren«, stellt er richtig.
    Sie hebt noch nicht einmal die Augenbrauen. »Hier versucht er jedenfalls sein Bestes. Und er hat schon vielen Menschen geholfen. Er arbeitet wirklich hart, und das Einzige, was er sich gönnt, sind seine monatlichen Ausflüge nach Entebbe.«
    »Du stehst auf seiner Seite, ja?«
    »Ich stehe auf der Seite der Menschen hier, die unsere Hilfe brauchen, das ist die einzige Seite, auf der ich stehe. Und deshalb fahre ich dich nach Kisoro.«
    »Und wenn es mit den Medikamenten zusammenhängt?«, denkt er laut.
    Schwester Gabriela reagiert nicht, starrt weiter auf die Straße vor ihr, die Meter für Meter unter der staubigen Motorhaube des Jeeps verschwindet. Ihre Stelle, das Auto, die Medikamente – alles wird von Don’t forget Africa finanziert.
    »Pass auf, Henrik«, fängt sie schließlich doch an, »inzwischen sind die Berggorillas geschützt, es gibt Schulen,Bildungseinrichtungen, Schulbücher, Kleinbauern werden mit Mikrokrediten unterstützt, es gibt Computer in den Schulen, das alles ist auch mit gesponsert von Don’t forget Africa.« Schwester Gabriela lenkt den Wagen ganz an den Straßenrand, um einem entgegenkommenden Bus Platz zu machen. Völlig überladen schwankt er vorbei, Menschen stehen auf den Trittbrettern und lachen.
    »Die Medikamente für meinen mobilen Krankenservice und fürs Hospital kommen alle von Don’t forget Africa. Wenn die aussteigen, können wir dichtmachen. Warst du schon mal im staatlichen Krankenhaus in Kampala?« Sie umkurvt einen Hundekadaver.
    Nein, aber er hat von den Zuständen dort gehört. Es fehlt an allem: Betten, Geräte, Verbandsmaterial, Medikamente.
    Henrik sieht wieder aus dem Fenster. Ins Blau des Himmels haben sich orange Fäden gewebt, und die Gipfel der bis zu viertausend Meter hohen Vulkanberge haben sich in violetten Dunst gehüllt. Dort leben die Berggorillas, aus dem feuchtwarmen Klima der unteren Höhen immer weiter hinauf in die kalten Regionen getrieben. Weil die Wälder gerodet wurden, um Ackerflächen zu schaffen. Er denkt an Diane Fossey, sie wurde ermordet, weil sie für die Berggorillas kämpfte, eine Märtyrerin …
    Die Scheinwerfer von Gabrielas Jeep streifen einen jungen Mann, der Hilfe suchend vor seinem Auto mit geöffneter Motorhaube winkt, doch Gabriela hält nicht an.
    Und dann, plötzlich, ist es Nacht, und das Licht der Scheinwerfer versickert in der Dunkelheit. Für die letzten fünf Kilometer, so kommt es Henrik vor, brauchen sie eine Ewigkeit. Als sie endlich in die Zufahrt zum Airstrip einbiegen und auf einen im Laternenlicht weiß glänzenden Flugzeugleib zusteuern, atmet Henrik auf. Noch wenige Sekunden, und er hätte sich übergeben müssen.
    Tracy wird ihn nach Entebbe fliegen, hat Gabriela ihmerklärt. »Pass auf dich auf«, sagt sie, als er aussteigt und dabei stolpert.
    »Danke.« Er sucht nach einem Lächeln, einem aufmunternden, verständnisvollen Lächeln in ihrem Gesicht, doch ihr Blick bleibt unpersönlich. »Da gibt es nichts zu danken«, ruft sie ihm durchs geöffnete Fenster zu. »Da drüben wartet Tracy!« Sie tritt aufs Gas, und der Wagen schießt davon.
    Henrik sieht eine Frau in Rangerkleidung über die Tragfläche einer zweimotorigen Maschine kommen. Das blonde Haar hat sie zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden. Es kommt ihm vor, als würde sich immer derselbe angelsächsische Frauentyp um das geschundene und ausgebeutete Afrika kümmern.
    »Wenn’s ans Abschiednehmen geht, weint sie immer schrecklich«, Tracy zuckt mit den Schultern und zeigt auf die geöffnete Einstiegsluke über der Tragfläche. »Beeilen wir uns. Ich habe gehört, dass Dr. Bleibtreu hier angerufen und nach Ihnen gefragt hat.«
    Henrik

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