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Die Saat - Ray, F: Saat

Die Saat - Ray, F: Saat

Titel: Die Saat - Ray, F: Saat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
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in dieser Nacht keiner mehr kommen wird. Wie ist der Typ eigentlich reingekommen? Er sieht sich die Schlösser an. Unversehrt. Mein Gott, der Typ hatte einen Schlüssel.
    Im Schlafzimmer nimmt er sich frische Sachen aus dem Schrank. Als er den dunkelblauen Rollkragenpulli überzieht, fällt ihm Aamu ein. Rasch sieht er in der Kommode im Flur nach. Nein, da liegt der Schlüsselbund mit der roten Billardkugel und den drei Schlüsseln, zwei für die Wohnungstür, einer für die Haustür. Er atmet auf. Er zieht Jeans an und dicke Socken und geht zurück ins Wohnzimmer.
    Er braucht einen Plan. Jetzt.
16
    Es geht schon gegen Morgen, als Ethan spürt, wie er allmählich müde wird. Doch er schläft nie länger als ein paar Minuten, schlägt zwischendurch immer wieder die Augen auf und schreckt bei jedem Geräusch hoch. Um kurz vor sieben klingelt jemand Sturm und reißt ihn aus seinem Schlafintervall.
    Er will an der Sprechanlage nach dem Namen fragen, doch da klopft es schon an der Wohnungstür. Dreimal, viermal. »Polizei, machen Sie auf!«
    Der Blick durch den Spion zeigt ihm zwei Männer, einen von ihnen hat er schon gesehen. Es ist der mit dem harmlosen, weichen Gesicht. Was wollen die? Hat man ihn in Parma doch identifiziert? Unmöglich. Überwacht man ihn?
    »Moment«, ruft er, schlüpft in seine Sneakers und schiebt die Kommode zur Seite. Dann macht er auf.
    »Na endlich!«, brummt der, den Ethan noch nicht gesehen hat, ein langer, zäher Typ mit olivfarbener Haut, dunklem Spitzbärtchen und kohlschwarzen Augen, die ihn provozierend ansehen.
    »Monsieur Harris?« Der andere klappt seinen Ausweis auf. »Inspecteur Lejeune erwartet Sie auf dem Commissariat.«
    »Hat sie den Mörder meiner Frau?«
    Die Polizisten zeigen keinerlei Regung. »Sie möchte sich mit Ihnen unterhalten.«
    »Unterhalten? Dann soll sie herkommen. Ich mache ihr sogar einen Kaffee.« Er will die Tür wieder zuschlagen, doch der Fuß des einen Polizisten ist schneller.
    »Monsieur Harris«, der mit dem Spitzbart grinst überlegen, »Sie sind doch ein vernünftiger Mensch.«
    »Wollen Sie mir drohen?« Sein Blutdruck steigt, er spürt, wie seine Adern anschwellen. Sinnlos, sich gegen sie zu stellen.Der Polizist grinst einfach weiter. »Sie erlauben, dass ich mir noch einen Mantel und andere Schuhe anziehe?«
    »Natürlich, wir sind doch keine Unmenschen.« Das Grinsen verwandelt sich in ein spöttisches Lächeln. Ethan kocht vor Wut.

    Lejeune verzichtet auf eine Begrüßung. »Kennen Sie diese Frau?«
    Ihre Lippen sind heute dünner, und ihre Sommersprossen – waren sie schon immer so fahl? Ethan nimmt das Foto, das sie ihm reicht. Unverkennbar: das spröde Lächeln, die von der Sonne fleckige Haut, das glatte grausilbrige Haar. Nur das Loch zwischen den Augen ist auf diesem Foto nicht zu sehen. Da lebte sie noch. Wie kommen sie auf ihn?
    »Nein, tut mir leid.«
    Lejeune spitzt die Lippen, runzelt die Stirn. »Warum steht dann Ihr Name in ihrem Terminkalender?«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden.« Er hat nicht vor, sich ihr kampflos zu ergeben.
    Lejeune hebt die Augenbrauen auf ihre so arrogante Art.
    »Wären Sie so nett und würden mir einen Kaffee anbieten?«, fragt er. Die schlaflose Nacht, die Tage und Nächte davor lasten wie Blei auf seinen Augenlidern. Soll sich Lejeune etwas gedulden. Sie gibt ihrem Assistenten, zum Glück ist der mit dem Spitzbart nicht mehr dabei, tatsächlich ein Zeichen, er schlurft daraufhin lässig zum Kaffeeautomaten.
    »Es gibt bestimmt mehrere Harris oder Ethans, wieso …« Ob sie einen Augenzeugen haben?
    Sie wartet, lässt ihn schmoren, klopft mit dem Kugelschreiber auf die Tischplatte, hält plötzlich inne und sagt: »Oh, habe ich gerade einen Groschen fallen hören, Monsieur Harris?« Wieder ihr spöttisches Lächeln und ein kriegerisches Aufflackern in ihren Augen.
    »Was wollen Sie von mir wissen?«
    Wieder schlägt Lejeune mit ihrem Kugelschreiber stakkatoartig auf die Tischplatte, wieder hört sie unvermittelt auf. »Was hatten Sie gestern in Parma zu tun?«
    »Spionieren Sie hinter mir her?« Sein Handy im Mantel, den er über den Schoß gelegt hat, meldet eine SMS. Zouzou?
    Mir den Kontakt zu einem Exhäftling nachzuweisen wäre ein gefundenes Fressen für dich, Lejeune, was? Plötzlich fragt er sich, ob sie etwas von seinem Ausflug nach Méautis weiß.
    »Wollen Sie mir keine klare Antwort geben, Monsieur Harris?«
    Nein, ich will nur, dass Sie mir eine klare Frage stellen, hätte er jetzt sagen

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