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Die Saat - Ray, F: Saat

Die Saat - Ray, F: Saat

Titel: Die Saat - Ray, F: Saat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
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    Lejeune versucht, der Sendung wieder zu folgen, doch es gelingt ihr nicht mehr, ihre Gedanken schweifen ab.
2  
Uganda
    Es ist stockfinster. Nirgendwo kann es dunkler sein.
    In den Hütten weiter weg vom Klinikgebäude glimmen ein paar Lichter. Kerosinlampen. Tiere kreischen, Affen, Vögel. Insekten surren, über mir dreht sich eiernd ein Ventilator. Das Licht flackert, der Generator hält die Spannung nicht stabil.Afrika also. Uganda. Deutschland, Europa, nein, die ganze Welt ist so weit weg. Sie existiert fast nicht mehr.

    Henrik lehnt sich zurück. Betrachtet den letzten Satz. Streicht ihn. Er will nicht zynisch werden. Nicht so wie Dr. Bleibtreu, der sich mit den Zuständen abfindet, Protokolle schreibt, sein Bestes tut und einmal im Monat zum Golfspielen nach Entebbe fliegt.
    Er schließt die Augen, lässt den Tag vorbeiziehen. Warum nur fühlt er sich hier ganz anders als in Deutschland? Stärker irgendwie, wichtiger, ja er hat das Gefühl, dass es hier auf ihn ankommt, dass er nicht nur ein unbedeutendes Rädchen in einer gigantischen Maschine ist, die nur dazu da ist, all die Rädchen und Ventile in Bewegung zu halten und den Menschen so einen Sinn für ihre Existenz vorzugaukeln.
    Ein dumpfer Schlag lässt ihn hochfahren. Dann ein Scheppern, als wäre ein Regal mit Gläsern umgefallen. Er lauscht. Nichts. Vielleicht hat der Wind … Ein bisschen ungewöhnlich wäre es schon, aber …
    Wieder ein Schlag. Bestimmt ist irgendetwas heruntergefallen. Das lose Brett auf der Veranda. Seit zwei Tagen liegt es da auf der Mauer. Vergessen von irgendeinem Handwerker. Er beugt sich wieder über die Tastatur.

    Ich habe das Gefühl, dass ich schon ewig hier bin und nie wieder woanders sein will. Obwohl der Tod hier so präsent ist. Schon wenn man eine Lampe einschaltet. In ihren Schein taumeln Schwärme von Insekten aus der Finsternis hinein, baden darin, als wäre es ihr Lebensquell, um dann in der Hitze der Glühlampe zischend zu verbrennen.

    War das nicht ein Schrei? Hoffentlich kein Überfall, davor haben sie alle Angst, haben sie ihm erzählt. Und Dr. Bleibtreu ist beim Golfspielen, vierhundert Kilometer weit weg.
    Wieder ein Schlag, Schreie. Er zuckt zusammen. Angst schießt in ihm hoch. Was soll er tun? Das Schlachten in Ruanda fällt ihm ein und dann das, was er über Idi Amins Schreckensherrschaft gehört hat … Reflexartig duckt er sich unter den Schreibtisch. Das ist lächerlich, Henrik! Du bist kein Kind mehr!
    Zitternd steht er auf, geht zur Tür, öffnet sie. Mary ist nicht da, niemand ist da! Er ist allein. Die Schreie werden lauter. Er holt Luft, dann reißt er den Feuerlöscher aus der Halterung neben der Tür, entsichert ihn und geht über den Flur hinüber zu den zwei großen Räumen für die Erwachsenen, dorthin, wo die Geräusche herkommen. Wieder Scheppern, Knirschen, als wenn jemand über Scherben geht, schrille Schreie, Brüllen.
    Rebellen? Einbrecher? Plötzlich ist ihm, als würde sich Gottes Hand schützend über ihm ausbreiten. Die Angst ist verschwunden. Herr, steh mir bei, betet er noch, dann tritt er gegen die angelehnte Tür. Licht vom Flur fällt in das Krankenzimmer mit den vier Betten. Und da sieht er die massige Gestalt, die sich aus dem Dunkel löst, die weißen Augäpfel springen fast aus den Höhlen, vor dem Mund leuchtet weißer Schaum.
    »Sam!« Dann erst sieht er die blitzende Klinge der Axt in Sams Hand und das Stück eines blutigen Arms am Boden, die blutigen Bettlaken in den Betten und einen Kopf – ohne Rumpf, da fliegt die Klinge auf ihn zu, er reißt den Feuerlöscher hoch, im selben Moment kracht Metall auf Metall, er wird zurückgeschleudert, stolpert, fällt – und drückt den Griff des Feuerlöschers zusammen, ein Strahl aus beißendem Schaum spritzt in das Gesicht des Angreifers, lässt ihn taumeln, den Halt verlieren, mit tierischem Gebrüll sackt er nach hinten, rutscht auf den klirrenden Scherben aus und schlägt mit dem Kopf gegen die scharfe Kante eines Bettes.
    Es ist still, ganz plötzlich.
    Henrik zittert. Sein Kopf ist wie in eine Schraubzwinge gespannt. Steh auf! Mensch, los! Er rollt den Feuerlöscher zur Seite, rappelt sich auf und tastet mit zitternder Hand zum Lichtschalter.
    Flackernd springt die Deckenröhre an. Erhellt das Grauen.
    Ein surreales Schlachtengemälde, blutige Gliedmaßen, ein Arm, ein Bein, ein

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