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Die Saat

Die Saat

Titel: Die Saat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillermo Del Toro
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die er in Ephs Lampe steckte. Er prüfte das violette Licht kurz an der Seite des Explorers. »Warten Sie bitte hier«, sagte er dann.
    »Wozu?«, fragte Eph.
    »Sie haben das Blut an den Lippen des Mädchens gesehen.
    Sie hat Beute gemacht. Wir sind hier noch nicht fertig.«
    Während der alte Mann sich auf den Weg zum Nachbarhaus machte, sahen Eph und Nora ihm mit leerem Blick nach. Nora lehnte sich erschöpft gegen den Wagen. Schluckte schwer, als müsste sie sich jeden Moment übergeben. »Mein Gott, wir haben gerade zwei Menschen umgebracht.«
    »Diese Sache breitet sich durch Menschen aus«, erwiderte Eph mit leiser Stimme.
    »Vampire ... Unfassbar!«
    »Wie lautet Regel Nummer eins? Bekämpfe die Krankheit, nicht ihre Opfer.« Eph verzog den Mund zu einem Lächeln, das ihm jedoch nicht gelang.
    »Und stigmatisiere nie die Kranken.«
    »Aber jetzt ... jetzt
sind
die Kranken die Krankheit. Jetzt müssen
sie
aufgehalten werden. Getötet. Vernichtet.«
    »Was wird wohl Barnes dazu sagen?«
    »Wir können nicht auf ihn warten. Wir haben ohnehin schon viel zu lange gewartet.«
    Sie schwiegen - bis Setrakian mit Gehstock und Lampe zurückkehrte.
    »Es ist vollbracht«, sagte der alte Mann.
    Nora sah ihn mit großen Augen an. » Und nun? Ihnen ist doch klar, dass über zweihundert Passagiere an Bord des Flugzeugs waren?«
    Setrakian schüttelte langsam den Kopf. » Es ist noch viel schlimmer. Dies ist die zweite Nacht. Die nächste Welle der Infektion findet in diesem Augenblick statt.«
     

Die Zweite Nacht
     
    Energisch fuhr sich Patricia mit der Hand durch das Haar, als wollte sie die verlorenen Stunden des Tages abschütteln. Heute freute sie sich ausnahmsweise darauf, dass Mark nach Hause kam. Nicht nur aus Genugtuung darüber, ihm die Kinder mit einem »Hier, bitte« zu übergeben - sie wollte ihm von der einzigen echten Neuigkeit des Tages erzählen: Durch die dünne Gardine des Esszimmerfensters hatte Patricia beobachtet, wie die Nanny der Lusses keine fünf Minuten nach ihrem Eintreffen schon wieder aus dem Haus gelaufen war. Von den Kindern war weit und breit nichts zu sehen gewesen, und die alte schwarze Frau war gerannt, als wäre der Leibhaftige hinter ihr her.
    Die Lusses! Solche Nachbarn konnten einem ganz schön auf die Nerven gehen. Schon wenn sie daran dachte, wie Joanie, dieser Hungerhaken, eine Beschreibung ihres »Weinkellers im europäischen Stil« zum Besten gab, reckte Patricia unwillkürlich den Mittelfinger in Richtung des LussHauses. Sie brannte förmlich darauf zu erfahren, was Mark über Roger Luss wusste - ob er immer noch im Ausland war. Sie und ihr Mann schienen nur noch dann auf einer Wellenlänge zu liegen, wenn sie über Freunde, Familie und Nachbarn lästern konnten; vielleicht weil die eigenen Probleme weniger schlimm erschienen, wenn man sich an den Ehestreitigkeiten und familiären Missgeschicken anderer delektierte.
    Zu Skandalen passte ein Glas Pinot, und jetzt leerte sie gerade ihr zweites. Sie warf einen Blick auf die Küchenuhr und nahm sich vor, sich etwas zu zügeln. Mark war immer so ungehalten, wenn er nach Hause kam und herausfand, dass sie mal wieder zwei Gläser Vorsprung hatte. Ach, scheiß auf ihn! Er saß schließlich den lieben langen Tag bequem in seinem Büro, aß zu Mittag, ging gemächlich spazieren und gondelte mit dem Spätzug nach Hause, während sie hier mit dem Baby und Marcus festsaß, mit dem Kindermädchen und dem Gärtner.
    Sie schenkte sich ein weiteres Glas ein und fragte sich, wie lange es wohl noch dauern würde, bis Marcus, dieser eifersüchtige kleine Rotzlöffel, seine Schwester aufweckte. Bevor sie gegangen war, hatte das Kindermädchen Jacqueline ins Bett gebracht, und bisher war das Baby noch nicht aufgewacht. Patricia sah erneut auf die Uhr und bemerkte, wie ungewöhnlich lang diese Phase der Stille im Haus schon anhielt.
Wow, sie schläft wie ein Murmeltier!
Gestärkt durch den Wein und in Gedanken bei ihrem kleinen vierjährigen Terroristen, schob sie die mit Anzeigen vollgepflasterte Elternzeitschrift zur Seite und ging die hintere Treppe hinauf.
    Erst sah sie in Marcus' Zimmer. Er lag auf dem New-York-Ranges-Teppich auf dem Bauch, neben ihm die blinkende Spielkonsole. Völlig fertig, der Junge! Natürlich würden sie für dieses späte Mittagsschläfchen noch teuer bezahlen wenn der wirbelnde Derwisch zur eigentlichen Schlafenszeit nicht zur Ruhe kommen wollte -, aber dann war Mark an der Reihe, sich um ihn zu kümmern.
    Sie ging den

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