Die Saat
hören, alter Mann.« »Ich glaube nicht, Doktor, ich
weiß.«
» Aha, Sie wissen.«
»Und was wissen Sie?«, fragte Nora.
Der alte Mann räusperte sich. »Haben Sie ... einen Sarg gefunden?«
Nora blickte überrascht auf. »Wie bitte?«
»Einen Sarg. Wenn Sie den haben, dann haben Sie auch ihn.«
»Ihn?
Wen?«
»Vernichten Sie den Sarg. Sofort. Behalten Sie ihn nicht für irgendwelche Untersuchungen. Vernichten Sie ihn auf der Stelle.«
»Sie meinen die schwarze Kiste? Die ist weg.«
Setrakian schluckte vernehmbar. »Wie ich befürchtet hatte.«
»Warum sollten wir sie vernichten?«
Eph wurde es langsam zu bunt. »Hören Sie, wenn sich dieses Gefasel herumspricht, geraten die Leute in Panik.« Er sah den Alten mit ernster Miene an. »Wer sind Sie? Wo haben Sie das alles aufgeschnappt? «
»Ich bin ein Pfandleiher. Und ich habe gar nichts aufgeschnappt. Ich weiß über diese Dinge Bescheid.«
»Sie wissen also Bescheid. Und woher?«
»Bitte.« Setrakian konzentrierte sich nun auf Nora, die ihm offenbar zugänglicher erschien. »Ich sage das alles nicht leichtfertig dahin. Ich sage es voller Verzweiflung. Diese Toten dort drin ... « Er deutete wieder auf das Gebäude. »Noch bevor die Nacht hereinbricht, müssen sie vernichtet werden.«
»Vernichtet?«, wiederholte Nora. »Warum?« »Verbrennen Sie sie. Die einfachste und sicherste Methode.«
Plötzlich ertönte eine Stimme vom Seiteneingang. »Da ist er!« Ein Angestellter der Gerichtsmedizin kam mit einem Polizisten im Schlepptau zu ihnen hinüber.
Setrakian ignorierte die beiden. »Bitte. Es ist schon fast zu spät.«
»Der da«, sagte der Angestellte. »Das ist der Kerl.« »Sir?« Der Cop klang gelangweilt.
Setrakian konzentrierte sich weiter auf Nora und Eph. »Ein uralter Waffenstillstand wurde gebrochen. Ein heiliger Pakt. Von einem Menschen, der kein Mensch mehr ist.« »Sir?«, sagte der Cop. »Könnte ich Sie bitte kurz sprechen?«
Jetzt fasste Setrakian Ephs Handgelenk. »Er ist hier. In der Neuen Welt. In dieser Stadt. Er muss aufgehalten werden!«
Die Finger des alten Mannes waren wie gichtige Klauen.
Eph riss sich los, nicht brutal, aber energisch genug, um Setrakian nach hinten zu schubsen. Dabei schwang der lange Gehstock gegen die Schulter des Polizisten, verfehlte dessen Gesicht nur um Haaresbreite.
Nun verwandelte sich das Desinteresse des Polizisten in Wut. »Okay, jetzt reicht's.« Er schnappte sich den Gehstock und drehte dem alten Mann den Arm auf den Rücken. »Gehen wir.«
Nora wandte sich dem Angestellten der Gerichtsmedizin zu. »Was soll das?«
Der Mann warf einen Blick auf die Ausweiskarte mit dem roten CDC-Schriftzug um Noras Hals. »Er hat sich als Angehöriger ausgegeben und versucht, sich einzuschleichen. Er wollte unbedingt die Leichen sehen. Irgend so ein Perverser. «
Sie sahen zu, wie Setrakian abgeführt wurde. Plötzlich blieb der alte Mann stehen und rief über die Schulter: »Ultraviolettes Licht. Untersuchen Sie die Leichen mit ultraviolettem Licht ... «
Eph erstarrte. Hatte er richtig gehört?
»Sie werden sehen, dass ich Recht habe«, rief Setrakian,
Übergepäck
während er auf den Rücksitz des Streifenwagens verfrachtet wurde. »Vernichten Sie sie. Bevor es zu spät ist.«
Die Wagentür wurde zugeschlagen, dann klemmte sich der Cop hinter das Lenkrad und fuhr davon.
Ephs Anruf traf vierzig Minuten nach dem geplanten Beginn seines, Kellys und Zacks Treffen mit Dr. Inga Kempner ein, der vom Gericht bestellten Familientherapeutin. Er benutzte die Freisprecheinrichtung seines Handys, um der Therapeutin seine Sicht der Dinge zu schildern. »Es tut mir leid, aber ich musste mich das ganze Wochenende über mit einem dringenden Problem befassen. Dieses Flugzeug draußen auf dem JFK. Das hatte absolute Priorität.«
»Es ist aber nicht das erste Mal«, entgegnete Dr. Kempner, »dass Sie zu einem zuvor vereinbarten Termin nicht erschienen sind, Dr. Goodweather.«
»Wo ist Zack?«
»Draußen im Wartezimmer.«
Sie und Kelly hatten sich also ohne ihn besprochen. Es war bereits alles entschieden. »Hören Sie, Dr. Kempner, ich bitte doch um nichts mehr als um einen neuen Termin ... « »Ich fürchte, das ... «
»Nein, warten Sie. Bitte. Hören Sie mir zu. Bin ich der perfekte Vater? Nein, bin ich nicht, das gebe ich zu. Einen Pluspunkt für Ehrlichkeit, okay? Aber ich weiß, dass ich der beste Vater sein will, der ich sein kann. Denn genau das verdient Zack. Und das ist mein einziges
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