Die Sadir-Katastrophe
Ratet mal, wo die Beulenkonserve hin will.“
„ Nun mach es schon nicht so spannend“, forderte der Commander sie auf. „Sag schon!“
„ Wenn die Kugel ihren eingeschlagenen Kurs beibehält, dann steuert sie einen Punkt an, der knapp 250 Kilometer östlich von Neuseeland, also mitten im Pazifik liegt.“
„ Was denn?“, entfuhr es Carna überrascht.
„ Die steuern quasi meine Nachbarschaft an? Das nenn ich Chuzpe!“
„ Was viel schwerer wiegt, ist die Tatsache, dass die Fremden direkt vor unserer Nase auf unserem Heimatplaneten herumfliegen, ohne dass wir etwas davon gemerkt haben“, sagte Glenn mit grimmiger Miene. „Wenn bei der Kugel da vorne nicht etwas mit deren Abschirmung defekt wäre, wir hätten das Ding niemals entdeckt.“
„ Man kann nur hoffen, dass die neuen Anti- Ortungsschirme, mit denen unsere Schiffe und die der USF demnächst ausgestattet werden sollen, ähnlich effektiv sind“, meinte Nomo, während er das fremde Schiff auf seiner Zielpeilungsanzeige keine Sekunde aus den Augen ließ.
„ Wohl wahr“, stimmte Carna zu. „Wenigstens scheint uns die Kugel vor uns nicht zu bemerken. Da drüben scheint mehr im Argen zu liegen, als nur die fehlerhafte Abschirmung. Glück für uns!“
Er saß konzentriert vor seinen Kontrollen und steuerte die ATHENE manuell hinter dem fremden Schiff her. Dieses verzögerte nun seine Fahrt, denn die ersten Athmosphärenausläufer wurden bemerkbar. Immer an dieser Grenzschicht entlang, flog die Beulenkugel um den Erdball herum. Eben ging es über die Südspitze Afrikas hinweg, und schon tauchte der australische Kontinent auf den Beobachtungsschirmen auf. Bald hatten der Fremde und die Verfolger auf der ATHENE auch die Neuseeländische Doppelinsel hinter sich gelassen. Unter den beiden Schiffen erstreckte sich die scheinbar unendliche Weite des pazifischen Ozeans. Jetzt bremste das fremde Raumschiff seine Geschwindigkeit weiter herunter, denn es war nicht mehr weit bis zum berechneten Endpunkt der Flugbahn.
„ Harriet, programmiere eine Funksonde“, befahl Carna rasch. „Die Nachricht soll die Ereignisse seit unserem Start mit der ATHENE umfassen, sowie den voraussichtlichen Endpunkt dieser Verfolgungsfahrt. Lass die Sonde mit Höchstgeschwindigkeit in den Raum hinaus rasen, wo sie, sobald eine Distanz von zweitausend Kilometern erreicht ist, HQ TESECO kontaktieren soll.
So können wir vermeiden, dass die Fremden möglicherweise unseren Funk orten und uns so eventuell entdecken würden.“
Während die Computerspezialistin Carnas Anweisungen umsetzte, ließ dieser die ATHENE in den Sinkflug gehen. Das Schiff der unbekannten Angreifer hatte seine Vorwärtsfahrt fast aufgehoben. Stattdessen sank es nun wie ein Fahrstuhl der wellen- und schaumgekrönten Wasserfläche des Pazifiks entgegen. Auf diese Art und Weise wurden jegliche, eventuell sichtbar werdenden Lufterscheinungen vermieden. Der Commander verfuhr mit der ATHENE auf die gleiche Art und Weise. In sicherem Abstand folgten sie somit den unbekannten Eindringlingen. Immer tiefer ging es hinunter.
„ Wo wollen die bloß hin?“, stellte Hanne Arminos die Frage, die alle an Bord der ATHENE beschäftigte.
Natürlich hatte niemand eine Antwort darauf. Und so wuchs die Anspannung in der Kommandokanzel mit jedem zurückgelegten Kilometer an. In fünfhundert Meter Höhe über dem Meeresspiegel änderte der Fremde seinen Flug ein weiteres Mal. Nun ging es in flachem Winkel auf die Wasseroberfläche zu.
„ Da!“, stieß Hanne einen überraschten Ruf aus.
„ Das Schiff taucht ins Meer ein!“
Die anderen Crewmitglieder waren nicht minder überrascht.
„ Hier ist das Wasser genau 6009,77 Meter tief“, las die Astronavigationsspezialistin die Anzeige der Tiefenmessung ab.
„ Was wollen die da bloß?“
Glenn Stark kratzte sich nachdenklich an seinem Hinterkopf.
„ Wir werden’s herausfinden, Leute“, sagte Carna entschlossen.
„ Fertigmachen zum Eintauchen und zum Unterwassermanöver!“
Er zwang auch die ATHENE in einen flachen Flugwinkel, um die Aufprallkräfte beim eintauchen in das Wasser des Pazifiks so gering wie möglich zu halten. Das Meer war zwar nicht unbedingt das ideale Medium für ein Raumschiff, aber mit dem ANGRAV- Feldtriebwerk war es im Prinzip egal, ob man sich in der Luft oder im Wasser fortbewegen wollte. Die Hülle der ATHENE bestand aus Nullitrium verstärkten, hoch verdichtetem Metall und Kohlenstofffaser-
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