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Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth

Titel: Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Anfang des Jahres gebaut, soviel ich weiß. Vielleicht sind sie noch nicht fertig. Das ist eine Tagesreise von hier.«
    »Ich danke Euch.« Tom wandte sich zum Gehen.
    »Tut mir leid!«, rief ihm der Dombaumeister nach. »Ihr scheint ein guter Mann zu sein.«
    Tom gab darauf keine Antwort mehr. Niedergeschlagen sah er ein, dass er sich zu große Hoffnungen gemacht hatte. Eine Absage war durchaus nichts Ungewöhnliches, doch seine Begeisterung für den Dombau hatte ihn blind gemacht … Jetzt öffnete ihm die Wirklichkeit wieder die Augen, und er sah sich schon an einer langweiligen Stadtmauer oder dem hässlichen Wohnhaus eines Silberschmieds arbeiten.
    Auf dem Weg zurück über den Burghof gab er sich einen Ruck. Er ließ es Agnes nie wissen, wenn er eine Enttäuschung erlebt hatte. Stets tat er, als wäre alles in bester Ordnung. Wenn es hier keine Arbeit für ihn gab – na gut, dann fand sich bestimmt in der nächsten oder übernächsten Stadt etwas. Sobald er sich auch nur das geringste Zeichen von Kummer anmerken ließ, das wusste er, würde Agnes ihn wieder drängen, sich endlich etwas Dauerhaftes zu suchen und mit dem unruhigen Wanderleben aufzuhören. Doch genau das wollte er nicht – es sei denn, er fände eine Stadt, in der eine Kathedrale gebaut wurde.
    »Hier gibt es für mich nichts zu tun«, sagte er zu Agnes. »Lass uns weiterziehen.«
    Agnes verbarg ihre Enttäuschung nicht. »Man sollte meinen, wo ein Dom und ein Palast gebaut werden, müsste es allemal Arbeit für einen Steinmetz geben«, sagte sie.
    »Beide Gebäude sind schon fast fertig«, erklärte Tom. »Sie haben mehr Leute, als sie brauchen.«
    Die Familie überquerte die Zugbrücke und tauchte wieder ein in das geschäftige Hin und Her auf den Straßen der Stadt. Durch das Osttor hatten sie Salisbury betreten, durch das Westtor wollten sie es verlassen, denn dort begann die Straße nach Shaftesbury. Tom wandte sich nach rechts und führte die Seinen durch jenen Teil der Stadt, den sie bisher noch nicht kannten.
    Vor einem baufälligen Steinhaus blieb er stehen. Der Mörtel, den die Maurer benutzt hatten, war zu schwach gewesen; nun war er mürbe und bröckelte aus den Fugen. In die entstandenen Löcher war der Frost gedrungen und hatte einige Mauersteine bersten lassen. Wenn nichts geschah, würde der Schaden nach dem nächsten Winter noch größer sein. Tom beschloss, den Eigentümer des Hauses darauf aufmerksam zu machen.
    Ein breiter Bogen überspannte den ebenerdigen Eingang. Die Holztür stand offen. Gleich dahinter saß ein Handwerker, in der Rechten einen Hammer, in der Linken eine Ahle. Er schnitzte ein kompliziertes Ornament in einen hölzernen Sattel, der vor ihm auf der Werkbank lag. Im Hintergrund erkannte Tom Holz- und Ledervorräte sowie einen Lehrjungen, der Hobelspäne zusammenkehrte.
    »Guten Tag, Meister Sattler«, sagte Tom.
    Der Sattler sah auf. Mit einem einzigen Blick schätzte er Tom richtig ein – nämlich als einen Mann, der sich selber einen Sattel machen konnte, sofern er einen brauchte –, und er begnügte sich mit einem kurzen Nicken.
    »Ich bin Baumeister«, fuhr Tom fort. »Wie ich sehe, bedürft Ihr meiner Dienste.«
    »Wie das?«
    »Der Mörtel an Eurem Haus bröckelt, die Steine bersten. Kann sein, dass das Haus den kommenden Winter nicht übersteht.«
    Der Sattler schüttelte den Kopf. »Es wimmelt in dieser Stadt nur so von Steinmetzen und Maurern. Warum sollte ich da einen Fremden anstellen?«
    »Ich verstehe.« Tom wandte sich zum Gehen. »Gott mit Euch.«
    »Hoffentlich«, antwortete der Sattler.
    »Der Kerl hat kein Benehmen«, murmelte Agnes, als sie weitergingen.
    Die Straße führte auf einen Marktplatz – eine wahre Schlammwüste –, auf dem die Bauern aus der Umgebung ihren geringfügigen Überschuss an Fleisch, Getreide, Milch oder Eiern gegen Dinge eintauschten, die sie brauchten, aber nicht selbst herstellen konnten, darunter Töpferware, Pflugscharen, Seile und Salz. Auf solchen Märkten ging es gemeinhin lebhaft und geräuschvoll zu. Da wurde gefeilscht, gestritten und gescherzt. Manche Standbesitzer lieferten sich heftige Scheingefechte mit ihren Nachbarn; es gab billiges Backwerk für die Kinder; hier spielte ein fahrender Musikant auf, dort bot eine Akrobatentruppe ihre Künste dar. Allenthalben sah man grell geschminkte Huren, und nur selten fehlte der kriegsversehrte Soldat mit seinen Geschichten über die Wüsten des Orients und rasende Sarazenenhorden. Wer ein gutes

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