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Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth

Titel: Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Schwert.« Er legte die Hand an seinen Gürtel.
    »Und was glaubt Ihr, wird der König mit Euch anstellen, wenn Ihr ihm wegen Landfriedensbruchs vorgeführt werdet?«
    »Das Risiko gehe ich ein.«
    »Ihr seid nur zu zweit«, erwiderte Tom mit ruhiger Stimme. »Wir sind sieben Männer und vier Lehrjungen und haben eine königliche Erlaubnis, hier zu arbeiten. Niemand wird uns hängen, wenn wir Euch töten.«
    Die beiden Bewaffneten wirkten betroffen, doch bevor Tom seinen Vorteil ausnutzen konnte, mischte Otto sich ein. »Augenblick«, sagte er, an Tom gewandt. »Ich habe meine Leute hierher gebracht, um Steine zu klopfen – nicht, um zu kämpfen.«
    Tom verließ der Mut. Wenn die Steinbrecher nicht zum Kampf bereit waren, war alle Hoffnung umsonst.
    »Seid doch nicht so furchtsam!«, sagte er. »Oder wollt Ihr Euch von zwei Rabauken um die Arbeit bringen lassen?«
    Otto blickte mürrisch drein. »Auf einen Kampf mit Bewaffneten lass ich mich nicht ein«, erwiderte er. »Ich habe seit zwanzig Jahren ununterbrochen Geld verdient und bin auf diese Arbeit nicht angewiesen. Und außerdem – was weiß ich denn, wer hier recht hat? Was mich betrifft, steht Euer Wort gegen seins.«
    Tom sah Ottos Arbeiter an, einen nach dem anderen. Die beiden Steinklopfer wirkten genauso eigensinnig. Es stand außer Frage, dass sie sich an das hielten, was Otto ihnen vorgab, denn schließlich war er nicht nur ihr Vater, sondern auch ihr Meister. Tom hatte sogar Verständnis für Ottos Standpunkt und gestand sich ein, dass er an seiner Stelle wahrscheinlich nicht anders gehandelt hätte. Nur wenn’s ums nackte Leben ging, konnte man einen Kampf gegen Bewaffnete riskieren.
    Ein Trost war Ottos Vernünftigkeit für Tom nicht; vielmehr verstärkte sie sein Gefühl der Ohnmacht noch. Er unternahm einen letzten Versuch. »Es wird keinen Kampf geben«, sagte er. »Die Herren wissen genau, dass der König sie hängen lassen wird, wenn sie uns auch nur ein Haar krümmen. Lasst uns Feuer machen und uns zur Ruhe begeben. Morgen früh beginnen wir dann mit der Arbeit.«
    Er erkannte sofort, dass er die Nacht nicht hätte erwähnen dürfen. Einer von Ottos Söhnen warf ein: »Wie sollen wir mit diesen Mordbuben in der Nähe Schlaf finden?«
    Die anderen stimmten ihm zu.
    »Wir werden Wachen aufstellen«, sagte Tom, der Verzweiflung nah.
    Otto schüttelte entschieden den Kopf. »Wir kehren noch heute zurück, und zwar sofort.«
    Tom sah von einem zum anderen und musste sich eingestehen, dass er den Kürzeren gezogen hatte. Mit welch hochgespannten Erwartungen war er am Morgen aufgebrochen! Es war unfassbar, dass diese kleinmütigen Halunken seine Pläne zunichte machen konnten! Er konnte sich eine bissige Schlussbemerkung nicht verkneifen. »Ihr handelt gegen den Willen des Königs«, sagte er zu Harold, »und das kann Euch teuer zu stehen kommen. Richtet das dem Grafen von Shiring aus. Und sagt ihm, wer ich bin. Er soll sich hüten, Tom Builder von Kingsbridge in die Hände zu geraten. Er muss damit rechnen, dass ich ihm seinen fetten Hals so lange zudrücke, bis er verreckt.«
    Johnny Eightpence fertigte für den kleinen Jonathan eine Mönchskutte in Miniaturausgabe an, einschließlich weiter Ärmel und Kapuze. Der kleine Knirps sah darin so entzückend aus, dass ihm alle Herzen zuflogen – nur, praktisch war seine Bekleidung nicht: Die Kapuze rutschte ihm ständig über die Augen und nahm ihm die Sicht, und beim Krabbeln geriet die Robe mit seinen Knien in Konflikt.
    Am Nachmittag, nachdem Jonathan (und die Mönche) aus dem Mittagsschläfchen erwacht waren, stieß Prior Philip im ehemaligen Hauptschiff der Kirche, das den Novizen als Spielplatz diente, auf Johnny Eightpence und seinen Zögling. Die Novizen durften hier um diese Zeit ihre überschüssigen Kräfte austoben. Johnny sah ihnen gerne beim Fangen spielen zu, während Jonathan das Gewirr aus Pflöcken und Kordeln untersuchte, das Tom Builders Grundriss für den Ostflügel der neuen Kathedrale darstellte.
    Philip blieb ein paar Minuten lang stillvergnügt stehen und sah den hin- und herrennenden Jungen zu. Er mochte Johnny, der seinen mangelnden Verstand durch ein ungewöhnlich gutes Herz wettmachte, sehr gern.
    Jonathan hatte sich aufgerichtet und hielt sich an einem Pflock fest, umklammerte das daran befestigte Seil und machte zwei täppische, bedächtige Schritte.
    »Bald kann er laufen«, sagte Philip zu Johnny.
    »Er gibt sich redlich Mühe, Vater, aber meistens landet er auf dem

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