Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth

Titel: Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
Vom Netzwerk:
erregen, hierher zu locken, doch dann fiel ihm wieder ein, dass Remigius, der Subprior von Kingsbridge, auf Walerans Seite stand. Bestimmt hatte Remigius Alfred angesprochen.
    »Aber das Dach, das Ihr in Kingsbridge gebaut habt, ist eingestürzt!«, wandte er ein.
    »Das war nicht meine Schuld«, erwiderte Alfred. »Prior Philip hatte darauf bestanden, den ursprünglichen Bauplan zu ändern.«
    »Ich kenne Philip«, sagte Peter giftig. »Ein sturer, hochnäsiger Mann.«
    »Woher kennt Ihr ihn?«
    »Ich war vor vielen Jahren Mönch in der Zelle St.-John-in-the-Forest«, sagte Peter, und jedem seiner Worte war die Verbitterung anzuhören. »Philip war damals dort Prior. Als ich seine lasche Führung bemängelte, hat er mich zum Almosenpfleger ernannt, sodass ich ihm nicht mehr in die Quere kommen konnte.« Es war nur allzu deutlich, dass Peter seinen Groll gegen Philip seit jener Zeit hegte und pflegte. Welche Pläne Waleran auch ausgeheckt haben mochte – Peters Vorbehalte gegen Philip waren mit Sicherheit Teil seines Kalküls.
    »Wie dem auch sei«, meinte William, »ich will keinen Baumeister haben, dessen Dächer einstürzen – ganz egal, welche Ausreden sich dafür finden lassen.«
    »Ich bin«, wandte Alfred ein, »abgesehen von Jack Jackson, der einzige Baumeister in England, der den neuen Stil kennt.«
    »Ich brauche keine Kirche, die aussieht wie die in Saint-Denis«, gab William zurück. »Dem Seelenheil meiner armen Mutter ist auch mit einem traditionellen Bauwerk gedient.«
    Bischof Walerans und Erzdiakon Peters Blicke kreuzten sich, und Waleran sagte mit gesenkter Stimme zu William: »Diese Kirche könnte eines Tages die Kathedrale von Shiring werden.«
    Plötzlich fiel es William wie Schuppen von den Augen. Vor vielen Jahren hatte Waleran schon einmal versucht, den Sitz der Diözese von Kingsbridge nach Shiring zu verlegen. Damals hatte Philip ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht. Diesmal, so schien es, ging der Bischof listiger vor. Hatte er beim letzten Mal lediglich den Erzbischof von Canterbury um seine Zustimmung gebeten, so plante er diesmal zunächst den Bau einer neuen Kirche. Sie sollte so groß und erhaben sein, dass man sie jederzeit zur Kathedrale weihen könnte. Gleichzeitig suchte sich Waleran Verbündete aus dem Umkreis des Erzbischofs, Leute wie diesen Peter von Wareham, bevor er sich direkt an das Oberhaupt der englischen Kirche wandte. Schön und gut, dachte William, nur: Ich will nichts weiter, als eine Kirche für meine Mutter bauen, damit ihrer Seele die Qualen des ewigen Höllenfeuers verkürzt werden … Walerans Versuch, die neue Kirche seinen eigenen Zielen unterzuordnen, ging ihm gewaltig gegen den Strich. Auf der anderen Seite konnte Shiring – und damit auch er selbst in seiner Eigenschaft als Graf von Shiring – von einer Kathedrale am Ort nur profitieren.
    »Da wäre noch etwas«, sagte Alfred.
    »Ja?«, erwiderte Waleran.
    William betrachtete die beiden Männer aufmerksam. Alfred war größer, stärker und jünger als Waleran, den er mit einer Hand hätte zu Boden schlagen können. Dennoch verhielt er sich wie ein Schwächling vor einem übermächtigen Gegner. Noch vor ein paar Jahren hätte der Anblick eines bleichgesichtigen, weibischen Priesters, der mühelos einen kräftigen Mann nach seiner Pfeife tanzen ließ, William zur Weißglut getrieben, doch mittlerweile regte er sich nicht mehr darüber auf: Das war nun mal der Lauf der Welt.
    Alfred senkte die Stimme und sagte: »Ich kann Euch die gesamte Dombautruppe aus Kingsbridge bringen.«
    Plötzlich besaß er die ungeteilte Aufmerksamkeit seiner drei Zuhörer.
    »Sagt das noch einmal«, bat Waleran.
    »Wenn Ihr mich als Baumeister einstellt, werde ich alle Handwerker aus Kingsbridge mitbringen.«
    »Was garantiert uns, dass Ihr die Wahrheit sprecht?«, fragte der vorsichtige Waleran.
    »Ich habe Euch nicht gebeten, mir blind zu vertrauen«, gab Alfred zurück. »Ihr könnt Eure Entscheidung davon abhängig machen. Wenn ich mein Versprechen nicht halte, braucht Ihr mich nicht einzustellen.«
    Die drei Männer hassten Prior Philip aus tiefster Seele. Jetzt sahen sie die Möglichkeit, ihm einen schweren Schlag zu versetzen.
    »Einige der Steinmetzen«, fügte Alfred hinzu, »haben in Saint-Denis gearbeitet.«
    »Aber wie wollt Ihr sie hierher locken?«, fragte Waleran.
    »Das lasst nur meine Sorge sein! Sagen wir einfach, sie arbeiten lieber für mich als für Jack.«
    William hielt diese Behauptung für

Weitere Kostenlose Bücher