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Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth

Titel: Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Erklärung, was dieser Peter hier soll, dachte William. Waleran hat bestimmt wieder etwas ausgeheckt.
    Der Erzdiakon verneigte sich und sagte: »Euer Bischof hat mir von Eurer Großzügigkeit gegenüber der heiligen Mutter Kirche berichtet, Lord William.«
    Bevor William antworten konnte, deutete Waleran auch schon auf die Pfarrkirche. »Dieses Gebäude wird abgerissen, Erzdiakon. So schaffen wir Platz für die neue Kirche.«
    »Habt Ihr schon einen Baumeister ernannt?«, fragte Peter.
    Was interessiert den Erzdiakon von Canterbury eine neue Pfarrkirche in Shiring, wunderte sich William.
    »Nein«, antwortete Waleran, »ich habe noch keinen gefunden. Zwar gibt es derzeit zahllose Bauleute, die um Arbeit nachsuchen, aber von den Parisern ist keiner zu bekommen. Es hat den Anschein, als wolle die ganze Welt die Kirche von Saint-Denis nachbauen. Steinmetzen, die sich auf diesen Stil verstehen, sind äußerst gefragt.«
    »Auf den Stil könnte es in der Tat ankommen«, meinte Peter.
    »Ich habe einen Baumeister an der Hand, der uns weiterhelfen könnte. Wir werden ihn später noch sprechen.«
    Ein neuerliches Rätsel für William: Wieso hielt es dieser Peter für erforderlich, die Kirche im gleichen Stil wie die von Saint-Denis zu errichten?
    »Die neue Kirche«, sagte Waleran, »wird natürlich viel größer. Sie wird ein gutes Stück weiter in den Marktplatz hineinragen.«
    Walerans besitzergreifende Gestik missfiel William so sehr, dass er nicht mehr an sich halten konnte. »Ich kann nicht zulassen, dass die Kirche auf den Marktplatz übergreift«, sagte er.
    Walerans Miene verriet Verblüffung und Verärgerung. »Wieso denn nicht?«, fragte er.
    »An Markttagen ist jeder Fußbreit auf diesem Platz bares Geld wert.«
    Waleran schien etwas einwenden zu wollen, doch Peter meinte mit verständnisvollem Lächeln: »Diese Geldquelle dürfen wir aber nicht verstopfen!«
    »Richtig«, sagte William. Schließlich bezahlte er den Bau dieser Kirche. Glücklicherweise hatte die vierte schlechte Ernte hintereinander sein Einkommen kaum geschmälert. Die Kleinbauern zahlten ihre Pacht in Naturalien, und die meisten hatten ihm, während sie sich selber von Bucheckernsuppe ernährten, den Sack Getreide und das Paar Gänse abgeliefert, die ihm zustanden. Und da ein Sack Weizen inzwischen zehnmal so viel wert war wie vor fünf Jahren, wog das Einkommen daraus die säumigen Pächter und die Leibeigenen, die nichts mehr ablieferten, weil sie verhungert waren, gut und gerne auf. Die Mittel, die William zum Bau der neuen Kirche benötigte, waren also unschwer aufzubringen.
    Sie machten einen Rundgang um die Kirche. Dahinter standen Häuser, die kaum etwas einbrachten. »Hier können wir alles niederreißen und die Kirche bauen«, sagte William.
    Waleran widersprach. »Die meisten Häuser werden vom Klerus bewohnt.«
    »Für den finden sich andere Behausungen.«
    Waleran zog ein unzufriedenes Gesicht, sagte jedoch nichts mehr dazu.
    Am Nordende der Kirche stand ein großer, breitschultriger Mann um die dreißig, der sich vor den hohen Herren verneigte. William schätzte ihn der Kleidung nach als Handwerker ein. Erzdiakon Baldwin, der Vertraute des Bischofs, erklärte: »Ehrwürdiger Bischof, dies ist der Mann, von dem ich Euch berichtet habe. Alfred von Kingsbridge ist sein Name.«
    Auf den ersten Blick wirkte der Mann nicht besonders einnehmend, eher wie ein Ochse: groß, stark und dumm. Betrachtete man ihn genauer, so erkannte man in ihm aber auch die Verschlagenheit eines Fuchses oder bestimmter Hunde.
    »Alfred«, sagte Erzdiakon Baldwin, »ist der Sohn Tom Builders, des ersten Dombaumeisters zu Kingsbridge. Alfred war eine Zeit lang selbst Dombaumeister, bis sein Stiefbruder sich anmaßte, seine Stelle einzunehmen.«
    Der Mann, der Aliena geheiratet hat! William wusste sofort Bescheid. Aber er hat die Ehe nie vollzogen! Wäre nie drauf gekommen, dass ein Kerl wie der impotent sein könnte, der sieht doch ganz gesund aus … Aber William wusste aus eigener Erfahrung, wie sehr Aliena einen Mann verwirren konnte.
    »Habt Ihr in Paris gearbeitet, und beherrscht Ihr den Stil von Saint-Denis?«, fragte Erzdiakon Peter.
    »Nein, ich –«
    »Aber wir wollen, dass die Kirche in diesem Stil erbaut wird!«
    »Zur Zeit arbeite ich in Kingsbridge, wo mein Bruder Dombaumeister ist. Er hat den neuen Stil aus Paris mitgebracht. Ich habe ihn bei ihm gelernt.«
    William fragte sich, wie es Waleran gelungen sein mochte, Alfred, ohne Verdacht zu

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