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Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth

Titel: Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Sterben. Aber was blieb ihnen auch anderes übrig? Ohne das Mehl drohte ihnen der Hungertod.
    Louis focht gegen zwei Mann gleichzeitig, als ein dritter kam und ihm mit einem eisernen Zimmermannshammer auf den Hinterkopf schlug. Louis fiel um und stand nicht mehr auf. Der Mann warf den Hammer fort und ergriff Louis’ Schwert. Jetzt kämpften zwanzig Outlaws gegen zwei Ritter. Allerdings hatte Walter sich inzwischen von dem Keulenhieb erholt. Er zog sein Schwert und griff in die Schlacht ein. Und dann hob auch William seine Waffe und stürzte sich ins Getümmel.
    Zu viert ging es erheblich besser, sie waren ein kampferprobter Trupp. Die Outlaws versuchten verzweifelt, die blitzenden Schwerter mit ihren Keulen und Äxten abzuwehren, konnten aber nicht verhindern, dass sie in die Defensive gerieten. William dachte schon, ihr Kampfesmut wolle sie verlassen und es könne gelingen, sie in die Flucht zu schlagen, da rief auf einmal jemand: »Der rechtmäßige Graf!«
    Es war wie ein Schlachtruf. Andere nahmen den Ruf auf, und unvermittelt verstärkte sich der Widerstand der Outlaws wieder. Und immer wieder ertönte der Schrei: »Der rechtmäßige Graf! Der rechtmäßige Graf!«
    William, obwohl er um sein Leben kämpfte, wurde eiskalt ums Herz. Wer immer diese Banditenarmee befehligte, hatte es auf den Grafentitel abgesehen. Diese erschreckende Erkenntnis trieb auch William zu größeren Anstrengungen: Er kämpfte, als stünde in diesem Scharmützel seine eigene Zukunft auf dem Spiel.
    Nur etwa die Hälfte der Angreifer beteiligte sich am Kampf – die anderen stahlen Mehlsäcke. Das Gefecht wogte hin und her – Angriff, Parade, Hieb und Stich, geschicktes Ausweichen. Wie Soldaten, denen bekannt ist, dass bald zum Rückzug geblasen wird, hatten sich die Outlaws auf eine vorsichtige, defensive Taktik verlegt.
    Hinter dem Rücken ihrer kämpfenden Spießgesellen schleppten die Diebe gerade die letzten Mehlsäcke aus der Mühle. Die zurückweichenden Outlaws waren inzwischen in den schmalen Gang zwischen dem Dreschboden und dem Wohnhaus abgedrängt worden. William wusste, was ihm bevorstand: Binnen kürzester Zeit würde sich in der Grafschaft herumsprechen, dass ihm sein Mehl gleichsam vor der Nase weggeschnappt worden war. Die Leute würden sich ausschütten vor Lachen – und er wäre der Dumme. Der Gedanke brachte ihn derart in Rage, dass er seinen augenblicklichen Gegner mit einer Überraschungsattacke ausmanövrierte und mit einem klassischen Stich ins Herz tötete.
    Hugh Axe erging es schlimmer. Dem Mann, der jetzt mit Louis’ Schwert kämpfte, gelang ein glücklicher Stoß, der Hugs rechte Schulter durchbohrte und den Ritter außer Gefecht setzte. Zwei Outlaws im Gang hielten jetzt die drei noch kampffähigen Ritter in Schach. Dies allein war demütigend genug – doch dann geschah das Unglaubliche: Mit kaum zu überbietendem Hochmut gab der eine der beiden Angreifer seinem Kumpan zu verstehen, er möge sich davonmachen. Der Betroffene ließ sich das nicht zweimal sagen und verschwand, während der Erste einen Schritt zurückwich und damit in die Wohnstube des Müllers trat.
    Der Gang war so eng, dass nur jeweils ein Ritter in vorderster Front stehen und gegen den Outlaw kämpfen konnte. William drängte sich vor: Diesen Mann wollte er selbst erledigen. Als die Klingen ihrer Schwerter aufeinanderprallten, erkannte er sofort, dass sein Gegenüber kein enteigneter Bauer war. Es war ein kampfgestählter Krieger wie er selbst. Zum ersten Mal sah William dem Mann ins Gesicht – und erschrak dermaßen, dass ihm um ein Haar das Schwert aus der Hand gefallen wäre.
    Sein Gegner war Richard von Kingsbridge.
    Richards Gesicht glühte vor Hass. William sah die Narbe an dem verstümmelten Ohr. Die Inbrunst von Richards Erbitterung machte ihm mehr Angst als das blitzende Schwert seines Feindes. Er hatte geglaubt, ihn längst und unwiderruflich besiegt zu haben – aber auf einmal war Richard wieder da, an der Spitze einer Lumpenbande, der es gelungen war, William aufs Übelste zum Narren zu halten.
    Richard nutzte den Schock des Erkennens aus und attackierte William schwer. William konnte dem Stoß jedoch ausweichen. Er hob sein Schwert, parierte einen Hieb und trat einen Schritt zurück. Richard drängte nach, doch William war durch den engen Gang jetzt besser geschützt und nur noch durch Schwertstöße, nicht aber mehr durch Hiebe zu erwischen. Trotzdem gelang es Richard, William immer weiter zurückzutreiben, bis

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