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Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth

Titel: Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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vorging.
    »Hugh, hilf Louis auf eines der Fuhrwerke!«, sagte William. »Du, Walter, legst Guillaume auf das andere.« Er ließ sie stehen und begab sich nach draußen.
    Keiner der Bauern im Dorf besaß ein Pferd, wohl aber der Müller. Der kleine, gedrungene Schecke stand am Ufer des Flusses und nibbelte am spärlichen Gras. William fand auch den Sattel des Müllers und schnallte ihn dem Gaul auf.
    Kurz darauf verließen sie Cowford. William ritt, Walter und Gervase trieben die Gespanne.
    Ihr Ziel war nach wie vor die bischöfliche Burg. Williams Zorn legte sich auch unterwegs nicht; er wuchs vielmehr ins Unermessliche, je länger William über die leidvollen Erfahrungen der vergangenen Stunde nachgrübelte. Schlimm genug, dass die Outlaws ihm so zugesetzt hatten. Schlimmer noch, dass sie von seinem Erzfeind Richard geführt wurden. Unerträglich aber, dass sie Richard den ›rechtmäßigen Grafen‹ nannten. Wenn es uns nicht gelingt, ihnen eine entscheidende Niederlage beizubringen, muss ich in allernächster Zeit mit einem direkten Angriff Richards rechnen, dachte William. Ein solcher Versuch, die Grafschaft zurückzuerobern, verstieße zwar gegen jedes Recht und Gesetz – aber William hatte das unbestimmte Gefühl, dass eine Klage wegen unrechtmäßiger Enteignung in seinem Fall auf taube Ohren stoßen könnte. Dass Outlaws ihn überfallen und beraubt und zum Gespött der ganzen Grafschaft gemacht hatten, war gar nicht mehr sein Hauptproblem. Graf William war sich jetzt darüber im Klaren, dass seine Herrschaft über Shiring gefährdet war.
    Richard musste sterben, so viel war gewiss. Die Frage war nur: Wo hielt er sich versteckt? Er grübelte den ganzen Weg darüber nach. Am Ziel der Reise glaubte er zu wissen, wer den Schlüssel zur Lösung des Problems in der Hand hielt: Bischof Waleran.
    Wie eine Komödiantengruppe bei einem Festzug fuhren sie in den Burghof ein: der Graf auf einem kleinen Schecken, die Ritter als Ochsentreiber. William brüllte den Männern des Bischofs vorlaute Befehle zu – den einen schickte er nach einem Arzt für Hugh und Louis, einen anderen nach einem Priester, der für Guillaumes arme Seele beten sollte.
    Gervase und Walter versorgten sich in der Küche mit Bier, und William ging in den Wohnturm. Waleran ließ ihn sogleich in sein Privatgemach führen. William hasste es, den Bischof um etwas bitten zu müssen. Aber er wollte Richard finden – und dazu brauchte er Walerans Unterstützung.
    Der Bischof studierte eine Pergamentrolle mit seinen Einkünften – eine schier endlose Reihe von Zahlen. Bei Williams Eintritt blickte er auf und bemerkte sofort die furchtbare Erregung im Antlitz seines Besuchers. »Nun, was ist denn geschehen?«, fragte er in jenem leicht ironischen Ton, der Williams Blut von jeher in Wallung brachte.
    William bleckte die Zähne. »Ich habe jetzt endlich herausgefunden, wer der Kopf dieser verdammten Wegelagerer ist.«
    Waleran hob die Brauen.
    »Richard von Kingsbridge.«
    »Ah, ja.« Waleran nickte verständnisinnig. »Ja, natürlich. Das klingt plausibel.«
    »Der Kerl kann uns gefährlich werden«, erwiderte William ärgerlich. »Sie nennen ihn den ›rechtmäßigen Grafen‹!« Er deutete mit dem Finger auf Waleran. » Diese Familie wollt Ihr doch gewiss nicht wieder in Amt und Würden sehen, wie? Die hassen Euch bis aufs Blut und sind zudem mit Prior Philip befreundet, Eurem Erzfeind.«
    »Schon gut, schon gut«, sagte Waleran herablassend. »Ich gebe Euch ja recht. Dass Richard von Kingsbridge wieder Graf von Shiring wird, kann ich nicht dulden.«
    William setzte sich hin. Er hatte Schmerzen und fühlte sich ganz zerschlagen. Noch nie hatten ihm die Nachwirkungen eines Gefechts so sehr zu schaffen gemacht. Er litt unter Muskelzerrungen, seine Hände waren wund, Prellungen und blaue Flecken zeigten, wo er getroffen worden war oder sich gestoßen hatte. Ich bin erst siebenunddreißig, dachte er. Beginnt jetzt schon das Alter? »Ich muss Richard töten«, sagte er. »Sobald er weg ist, verkommen die Banditen zu einem hilflosen Pack.«
    »Ich stimme Euch zu.«
    »Ihn zu töten ist ein Kinderspiel. Das Problem ist, ihn zu finden. Aber dabei könnt Ihr mir helfen.«
    Waleran rieb mit dem Daumen über seine scharfgeschnittene Nase. »Ich sehe nicht, wie.«
    »Hört zu: Wenn sie sich organisiert haben, müssen sie irgendwo sein. «
    »Ich weiß nicht, worauf Ihr hinauswollt. Die Outlaws sind im Wald.«
    »Unter normalen Umständen kann man die Outlaws im

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