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Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth

Titel: Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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mächtigen örtlichen Würdenträgern wie Bischof Waleran, Graf Richard und Lord William Geltung zu verschaffen. Der erfolgreiche Bewerber wusste vermutlich schon von seiner Ernennung – es bestand kein Grund, daraus ein Geheimnis zu machen. Es war allerdings auffallend, dass keiner der vier besonders aufgekratzt wirkte. Normalerweise stand der Gewählte bei einer solchen Gelegenheit auch neben dem Mann, der die Ernennungsurkunde verlas. Auf dem Podium hielten sich außer dem stellvertretenden Vogt nur Richard, Waleran und William auf. Ein furchtbarer Gedanke keimte in Philip auf: Sollte etwa Waleran zum neuen Vogt ernannt worden sein …? Kurz darauf verwandelte sich die böse Ahnung in schieres Entsetzen, denn der stellvertretende Vogt sagte: »… ernennen Wir zum Vogt von Shiring Unseren treuen Diener William Hamleigh und befehlen allen Unseren Untertanen in der Grafschaft, ihn in seinem Amte ihrer Unterstützung teilhaftig werden zu lassen.«
    Philip sah Jonathan an und sagte: »William!«
    Im Saal rumorte es. Die Leute aus der Stadt waren völlig überrascht; manche äußerten deutlich ihren Unmut über die Entscheidung.
    »Wie hat er denn das zuwege gebracht?«, fragte Jonathan.
    »Er muss sich das Amt gekauft haben!«
    »Und woher nimmt er das Geld dafür?«
    »Er hat sich’s wahrscheinlich geborgt.«
    Lächelnd ging William zu dem hölzernen Thronsessel in der Mitte des Podiumstisches. Früher war er mal ein recht hübscher Bursche, dachte Philip. William hatte die vierzig noch nicht erreicht, sah aber älter aus. Sein Körper war zu schwer, sein Gesicht vom Wein gerötet, und all die Lebenskraft und Zuversicht, die junge Gesichter so anziehend macht, war verschwunden und einem Ausdruck von Zügellosigkeit gewichen.
    Kaum hatte William Platz genommen, da stand Philip auf.
    Auch Jonathan erhob sich. »Gehen wir?«, flüsterte er.
    »Folge mir!«, zischte Philip.
    Die Menge verstummte. Aller Augen waren auf die beiden Mönche gerichtet, die auf den Ausgang zuschritten. Man rückte zur Seite, um ihnen Platz zu machen. Kaum fiel die Tür hinter ihnen ins Schloss, erhob sich aufgeregtes Gemurmel.
    »Mit William als Richter sind unsere Erfolgsaussichten gleich null«, sagte Jonathan.
    »Schlimmer noch«, erwiderte Philip. »Wenn wir auf der Behandlung unseres Falls bestanden hätten, wären wir womöglich noch ganz anderer Rechte verlustig gegangen.«
    »Meiner Seel! Darauf wäre ich nie gekommen!«
    Philip nickte verbittert. »Mit William als Vogt, Waleran als Bischof und dem treulosen Richard als Grafen hat die Priorei Kingsbridge so gut wie gar keine Möglichkeit mehr, hier in der Grafschaft zu ihrem Recht zu kommen. Die drei können mit uns machen, was sie wollen.« Während ein Stallknecht ihre Pferde sattelte, fuhr Philip fort: »Ich werde den König ersuchen, Kingsbridge zur Stadt zu erheben. Auf diese Weise bekämen wir unser eigenes Gericht, und die Steuern wären direkt an die Krone zu entrichten. Der Vogt wäre für uns dann nicht mehr zuständig.«
    »Früher seid Ihr immer gegen eine solche Lösung gewesen«, meinte Jonathan.
    »Ja, das stimmt. Ich war dagegen, weil in diesem Fall die Stadt ebenso mächtig wird wie die Priorei. Jetzt bin ich der Meinung, dass wir das hinnehmen müssen – es ist gleichsam der Preis für unsere Unabhängigkeit. Die Alternative heißt William.«
    »Wird uns König Stephan das Stadtrecht gewähren?«
    »Ja, vielleicht, wenn auch kaum umsonst. Und wenn nicht, dann möglicherweise Henry, wenn er die Nachfolge angetreten hat.«
    Sie bestiegen ihre Pferde und ritten niedergeschlagen durch die Stadt. Hinter dem Tor, auf ödem Gelände gleich vor den Mauern, kamen sie am Müllplatz vorbei. Ein paar armselige Zeitgenossen durchwühlten den Unrat nach Essbarem, alten Kleidern und Brennmaterial. Philip betrachtete sie ohne sonderliches Interesse. Dann, plötzlich, erregte jemand seine Aufmerksamkeit. Eine ihm wohlvertraute, hochgewachsene Gestalt beugte sich über einen Haufen alter Lumpen und kramte darin herum. Philip zügelte sein Pferd und wartete, bis Jonathan an seiner Seite war.
    »Sieh mal, dort!«
    Jonathan folgte seinem Blick. Kurz darauf sagte er ruhig: »Remigius.«
    Philip behielt den ehemaligen Mitbruder im Auge. Waleran und William hatten ihm offenbar den Laufpass gegeben, als die Gelder für die neue Kirche nicht mehr flossen. Sie brauchten ihn schlichtweg nicht mehr. Remigius hatte Philip verraten, die Priorei verraten und Kingsbridge verraten, alles in der

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