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Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth

Titel: Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Raubtiere.
    »Der Käse stammt aus meinem Kloster«, erläuterte er. »Viele mögen ihn frisch, so wie diesen hier, doch schmeckt er noch besser, wenn man ihn eine Weile reifen lässt.«
    Seine Gäste beeindruckte das wenig. In kürzester Zeit hatten sie ihre Portionen verzehrt. Philip hatte noch drei Birnen dabei. Er holte sie aus den Satteltaschen und reichte sie Tom, der sie den Kindern weitergab.
    Schließlich erhob sich Philip. »Ich werde dafür beten, dass Ihr Arbeit findet.«
    »Wenn Ihr daran denkt, Vater«, sagte Tom, »dann erwähnt mich doch dem Bischof gegenüber. Ihr wisst, dass wir Not leiden, und habt gesehen, dass wir anständige Menschen sind.«
    »Ich werde daran denken.«
    Tom hielt das Pferd am Zügel, während Philip aufsaß. »Ihr seid ein guter Mensch, Vater«, sagte er, und Philip sah auf einmal Tränen in seinen Augen.
    »Der Herr sei mit Euch.«
    Tom gab das Pferd noch nicht frei. »Dieser Säugling … ich meine, das Findelkind, von dem Ihr uns erzählt habt …« Er sprach ganz leise, als wollte er die Kinder nicht mithören lassen. »… habt Ihr ihm schon einen Namen gegeben?«
    »Ja, das haben wir. Er heißt Jonathan – das Geschenk Gottes.«
    »Jonathan. Der Name gefällt mir.« Tom gab die Stute frei.
    Philip betrachtete ihn neugierig. Dann trat er dem Pferd in die Flanken und trabte davon.
    Der Bischof von Kingsbridge lebte nicht in Kingsbridge. Sein Palast stand am Südhang eines üppig begrünten Tals, das eine gute Tagesreise von der kalten Kathedrale und ihren jammervollen Mönchen entfernt lag. Dem Bischof war das ganz recht so, denn allzu viele Gottesdienste hätten ihn nur abgelenkt von anderen Pflichten, zu denen unter anderem das Eintreiben von Pachtgeldern, die Rechtsprechung und ein aktives Interesse an den Geschehnissen am königlichen Hof gehörten. Auch die Mönche waren’s zufrieden, denn je weiter der Bischof entfernt war, desto weniger kam er ihnen in die Quere.
    Es hätte ohne weiteres Schnee fallen können, so kalt war es, als Philip am Nachmittag den Bischofspalast erreichte. Ein eisiger Wind fegte durch das Tal, und tief hängende graue Wolken lagen wie Stirnrunzeln über dem herrschaftlichen Haus am Hang, das, obwohl es keine Burg war, nichtsdestoweniger über ausgezeichnete Befestigungen verfügte. Im Umkreis von ungefähr hundert Schritten war der Wald gerodet, und das Haus selbst war von einem starken, gut mannshohen Staketenzaun umgeben, den seinerseits ein mit Regenwasser gefüllter Graben umschloss. Der Wachhabende am Tor zeigte sich höflich und entgegenkommend, führte jedoch ein schweres Schwert.
    Der Palast selbst war ein schönes Steinhaus in der Form des Buchstabens E . Das Erdgeschoss war ein fensterloses Gewölbe, dessen starke Mauern lediglich von mehreren schweren Türen durchbrochen wurden, von denen eine offen stand. Philip konnte im düsteren Licht zahlreiche Fässer und Säcke ausmachen. Die anderen Türen waren geschlossen und mit Ketten gesichert. Philip fragte sich, was sie verbargen: Wenn der Bischof Gefangene hatte, so schmachteten sie vermutlich dort im Verlies.
    Der kurze Mittelstrich des E war eine Außentreppe, die zu den Wohnstuben im ersten Stock führte. Der lange, aufrechte Strich des E war vermutlich der Saal, der obere respektive untere mochten die Kapelle und das Schlafgemach enthalten. Die Fenster waren klein und mit Läden versehen; sie wirkten auf Philip wie funkelnde Äuglein, die misstrauisch die Außenwelt betrachteten.
    Zum Palast gehörten ferner eine Küche und ein steinernes Backhaus sowie ein aus Holz gezimmerter Stall und eine Scheune. Alle Baulichkeiten waren in gutem Zustand. Pech für Baumeister Tom, dachte Philip.
    Im Stall standen mehrere gute Pferde, darunter zwei Schlachtrösser. Außerdem lungerten ein paar Bewaffnete herum und schlugen die Zeit tot. Vielleicht hatte der Bischof Besuch.
    Philip überließ seine Stute dem Stalljungen und stieg die Treppe hinauf. Eine düstere Vorahnung hatte ihn beschlichen. Die Szenerie wurde in bedrückender Weise von Soldaten und Kriegsgerät beherrscht. Wo waren die Schlangen der Bittsteller, wo die Mütter, die ihre Neugeborenen segnen lassen wollten? Philip betrat eine ihm fremde Welt und trug ein gefährliches Geheimnis mit sich. Es kann lange dauern, bis ich diesen Ort wieder verlasse, dachte er voller Angst. Ich wünschte, Francis hätte mich mit seinem Anliegen verschont.
    Das Ende der Treppe war erreicht. Welch unwürdige Gedanken, schalt er sich. Da bekomme

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