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Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth

Titel: Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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ich die Gelegenheit, Gott und der Heiligen Kirche zu dienen, und ich mache mir Sorgen um meine persönliche Sicherheit! Wie viele Menschen gibt es, die tagtäglich ihr Leben riskieren – in der Schlacht, auf hoher See und bei halsbrecherischen Pilgerfahrten und Kreuzzügen. Auch ein Mönch muss gelegentlich die Angst am eigenen Leibe erfahren, und wenn ihm dabei die Knie schlottern …
    Er holte tief Luft und betrat das Haus.
    Der Saal war düster und rauchig. Um die kalte Luft draußen zu halten, schloss Philip rasch die Tür hinter sich. Seine Augen gewöhnten sich nur langsam an die Dunkelheit. Am anderen Ende des Saals brannte ein großes Kaminfeuer; sein Schein und das spärliche Tageslicht, das durch die kleinen Fenster fiel, sorgten für die einzige Beleuchtung. Um den Kamin herum saßen mehrere Männer, einige in geistlicher Tracht, andere in den teuren, aber abgetragenen Gewändern des niederen Adels. Sie waren in ein ernstes Gespräch vertieft, ihre Stimmen klangen leise und geschäftsmäßig. Ihre Sessel standen in keiner besonderen Ordnung, doch waren aller Augen und Worte an einen Priester gerichtet, der in ihrer Mitte saß wie eine Spinne im Netz. Der Mann war auffallend dünn, und so wie er die Beine hielt und seine langen Arme über den Sessel breitete, hatte es den Anschein, als sei er jederzeit zum Sprung bereit. Sein glattes Haar war pechschwarz, sein Gesicht bleich, die Nase spitz. Seine schwarze Kleidung ließ ihn gleichermaßen elegant wie bedrohlich erscheinen.
    Der Bischof aber war er nicht.
    Ein Dienstbote erhob sich von einem Stuhl neben der Tür und sprach Philip an. »Guten Tag, Vater. Wen wünscht Ihr zu sprechen?« Im gleichen Augenblick hob ein großer Hund, der neben dem Feuer lag, sein Haupt und fing an zu knurren. Der Mann im schwarzen Gewand sah auf, erblickte den Besucher und gebot den anderen mit erhobener Hand Schweigen.
    »Guten Tag«, erwiderte Philip höflich. »Ich wollte mit dem Bischof sprechen.«
    »Der Bischof ist nicht hier«, sagte der Mann herablassend.
    Philip war enttäuscht. Er hatte sich vor dem Gespräch und den damit verbundenen Gefahren gefürchtet, gewiss, doch jetzt hatte er das Gefühl, vergeblich gekommen zu sein. An wen sonst sollte er sich mit seinem schrecklichen Geheimnis wenden? »Wann erwartet Ihr ihn zurück?«, fragte er den Priester.
    »Wir wissen nicht, wann er zurückkommt. Was führt Euch zu ihm?«
    Der Ton des Priesters war abweisend, und Philip fühlte sich getroffen. »Ich bin unterwegs im Namen des Herrn«, erwiderte er scharf. »Wer seid Ihr?«
    Der Priester hob die Brauen; die Herausforderung schien ihn zu überraschen. Die anderen Männer im Saal schwiegen still, als erwarteten sie einen plötzlichen Ausbruch. Der Priester indessen antwortete nach einer kleinen Pause in halbwegs verbindlichem Ton: »Ich bin sein Erzdiakon. Mein Name ist Waleran Bigod.«
    Für einen Priester gerade der richtige Name, dachte Philip.
    »Mein Name ist Philip«, sagte er. »Ich bin der Prior des Klosters St.-John-in-the-Forest, einer Zelle der Priorei Kingsbridge.«
    »Ich habe von Euch schon gehört«, sagte Waleran. »Ihr seid Philip von Gwynedd.«
    Das war eine Überraschung. Philip wusste nicht zu sagen, wie ein leibhaftiger Erzdiakon dazu kam, den Namen eines um so viel niedriger gestellten Gottesdieners zu kennen. Immerhin war sein bescheidener Rang gut genug, um Walerans Verhalten zu ändern. Er gab sich auf einmal freundlich und zuvorkommend. »Setzt Euch zu uns ans Feuer«, sagte er. »Gegen einen guten Schluck Glühwein habt Ihr gewiss nichts einzuwenden, oder? Er wärmt das Blut.« Auf seinen Wink sprang eine zerlumpte Gestalt auf, die auf einer Bank an der Wand gesessen hatte.
    Philip ging zur Feuerstelle. Waleran flüsterte den anwesenden Männern etwas zu, worauf diese aufstanden und sich verabschiedeten. Philip nahm Platz und wärmte sich die Hände, während Waleran seine Gäste zur Tür begleitete. Philip fragte sich, was das Thema ihres Gesprächs gewesen war und warum der Erzdiakon die Unterredung nicht mit einem Gebet beendet hatte.
    Der Diener in den zerlumpten Kleidern reichte ihm einen hölzernen Becher. Philip nippte am heißen, würzigen Glühwein und bedachte seine nächsten Schritte. An wen sollte er sich wenden, wenn der Bischof nicht erreichbar war? Sollte er sich direkt an Graf Bartholomäus wenden und ihn einfach darum bitten, von seiner Rebellion Abstand zu nehmen? Nein, diese Idee war lächerlich: Der Graf würde ihn sofort

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