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Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth

Titel: Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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besondere Privilegien erhoffen, der Sakristan zum Beispiel, der Cirkator, der Schatzmeister und so weiter. Der Kantor ist mit dem Sakristan befreundet, aber ich glaube, wir könnten ihn auf unsere Seite ziehen. Vor allem, wenn du versprichst, einen Bibliothekar zu ernennen.«
    Philip nickte. Der Kantor war mit musikalischen Aufgaben ausgelastet und fühlte sich mit der zusätzlichen Arbeit eines Bibliothekars überfordert. »Das ist auf jeden Fall eine gute Idee«, sagte er. »Der Aufbau unserer Bibliothek erfordert einen eigenen Mann.«
    Milius erhob sich von seinem Stuhl und fing damit an, ein Küchenmesser zu schleifen. Er hat zu viel überschüssige Kraft, dachte Philip, und muss sich mit körperlicher Arbeit ablenken.
    »Insgesamt«, rechnete Milius vor, »sind vierundvierzig Mönche stimmberechtigt. Nach meiner Schätzung sind zur Zeit günstigstenfalls achtzehn auf unserer und zehn auf Remigius’ Seite. Das bedeutet, dass sechzehn ihre Entscheidung noch nicht getroffen haben. Da wir zur Mehrheit dreiundzwanzig Stimmen brauchen, musst du von denen, die noch schwanken, fünf gewinnen.«
    »So, wie du es sagst, klingt es nicht allzu schwer«, meinte Philip. »Wie viel Zeit bleibt uns denn noch?«
    »Das kann ich nicht genau sagen. Für die Festsetzung des Wahltermins sind die Mönche selbst zuständig. Wenn wir jedoch vorschnell handeln, kann es passieren, dass sich der Bischof weigert, unsere Wahl zu bestätigen. Umgekehrt kann er uns auch zu größerer Eile anhalten, falls wir die Wahl zu lange hinauszögern. Der Bischof hat zudem das Recht, einen eigenen Kandidaten zu ernennen. Im Augenblick weiß er noch nicht einmal, dass der alte Prior gestorben ist.«
    »Dann kann es noch eine Weile dauern bis zur Wahl, nicht wahr?«
    »Ja. Und was dich betrifft, so musst du, sobald du dir deiner Mehrheit einigermaßen sicher bist, zurückkehren in deine Zelle im Wald und dort abwarten, bis alles vorüber ist.«
    Philip war verwirrt. »Warum das?«, fragte er.
    »Allzugroße Vertrautheit erzeugt Verachtung!« Aufgeregt fuchtelte Milius mit dem geschärften Messer hin und her. »Vergib mir, wenn meine Worte respektlos klingen, aber du hast mich ja direkt danach gefragt. Momentan bist du mit einer Aura umgeben. Für uns Jüngere bist du eine entrückte, verehrungswürdige Person. In deiner kleinen Zelle hast du geradezu Wunder gewirkt, indem du das Unterste nach oben gekehrt und sie autark gemacht hast. Du bist ein strenger Disziplinator, sorgst aber gleichzeitig dafür, dass deine Mönche immer gut zu essen haben. Du bist ein geborener Führer – und dennoch imstande, dein Haupt zu beugen und demütig Tadel zu ertragen wie der jüngste Novize. Du bist mit den Heiligen Schriften vertraut – und machst den besten Käse in der Grafschaft …«
    »Und du übertreibst!«
    »Nur ein bisschen.«
    »Ich kann es einfach nicht glauben, dass die Leute so von mir denken. Es ist unnatürlich.«
    »Da stimme ich dir zu«, meinte Milius und zuckte leicht mit der Schulter. »Und wenn sie dich erst einmal besser kennen, verfliegt der Zauber ja auch. Deshalb sage ich doch: Willst du deine Aura behalten, musst du so bald wie möglich verschwinden. Bleibst du hier, so sehen alle, wie du dir in den Zähnen herumpolkst und dich am Hintern kratzt. Sie hören dich schnarchen und furzen, lernen deine Launen kennen und wissen, wie du reagierst, wenn du dich in deinem Stolz verletzt fühlst oder Kopfweh hast. Das bringt uns nicht weiter. Sollen sie doch Remigius von einem Fettnäpfchen ins andere stolpern sehen – während dein Bild rein und unbefleckt bleibt!«
    »Mir gefällt das nicht«, sagte Philip, und seine Stimme klang besorgt. »Es kommt mir irgendwie unehrlich vor.«
    »Ist es aber nicht!«, widersprach Milius. »Es ist vielmehr ein anschauliches Beispiel dafür, wie sehr Gott dem Herrn und diesem Kloster gedient wäre, wenn du Prior würdest – und wie miserabel wir alle dran sind, wenn Remigius die Oberhand behält.«
    Philip schüttelte den Kopf. »Ich bin nicht bereit, mich als Engel darstellen zu lassen. Aber gut, ich werde nicht hierbleiben; meine Pflichten daheim im Wald rufen mich ohnehin zurück. Nur werden wir den Mitbrüdern nichts vorgaukeln. Wir bitten sie darum, einen fehlbaren, unvollkommenen Mann zu wählen, der dringend ihrer Hilfe und ihrer Gebete bedarf.«
    »Ja, so musst du es ihnen sagen!«, rief Milius begeistert aus. »Genau so! Das wird ihnen gefallen.«
    Er ist unverbesserlich, dachte Philip und wechselte

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