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Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth

Titel: Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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dass der Bischof das Recht hat, uns Kandidaten seiner Wahl vorzuschlagen«, sagte Remigius. »Er hat darüber hinaus das Recht, die Bestätigung unserer Wahl abzulehnen. Diese Teilung der Macht kann zu Auseinandersetzungen zwischen Bischof und Kloster führen – wie einige ältere Mitbrüder aus leidvoller Erfahrung wissen. Da der Bischof uns nicht dazu zwingen kann, seinen Kandidaten zu akzeptieren, wir aber gegen seinen Willen auch nicht auf dem unseren bestehen können, gibt es im Streitfall nur eine Verhandlungslösung, deren Ausgang zu einem Gutteil von der Entschlossenheit und Einigkeit der Brüder bestimmt wird – vor allem von ihrer Einigkeit. «
    Philip war nicht ganz wohl bei den Worten des Subpriors. Remigius hatte sich beruhigt, zumindest nach außen hin, und kehrte wieder die alte hochmütige Erhabenheit hervor. Obwohl Philip noch nicht genau wusste, worauf Remigius hinauswollte, verflog das Vorgefühl des sicheren Triumphs.
    »Ich erwähne diese Dinge heute, weil mir zwei wichtige Informationen zu Ohren gekommen sind, die ich euch nicht vorenthalten möchte. Zum einen ist es denkbar, dass hier in unserer Runde nicht nur ein einziger Kandidat nominiert wird.« (Das überrascht nun wirklich keinen mehr, dachte Philip.) »Zum anderen wird auch der Bischof einen Kandidaten benennen.«
    Remigius machte eine bedeutungsschwangere Pause. Diese Nachricht war wirklich neu – und für beide Lager unangenehm. Irgend jemand fragte: »Weißt du, um wen es sich handelt?«
    »Ja«, antwortete Remigius, doch Philip war in diesem Augenblick überzeugt, dass er log. »Die Wahl des Bischofs fiel auf Bruder Osbert von Newbury.«
    Ein oder zwei Mönche schnappten hörbar nach Luft. Entsetzt waren alle. Osbert von Newbury war ihnen gut bekannt, war er doch eine Zeit lang Cirkator in Kingsbridge gewesen. Er war der illegitime Sohn des Bischofs. Er missbrauchte die Kirche dazu, ihm ein müßiggängerisches Leben in materiellem Überfluss zu ermöglichen. Nie hatte er auch nur den ernsthaften Versuch unternommen, sich an seine Gelübde zu halten. Nach außen hin umgab er sich mit einer leicht durchschaubaren Scheinheiligkeit, und wenn er in Schwierigkeiten geriet, verließ er sich auf seinen Vater. Die Vorstellung, ihn zum Prior zu haben, war furchterregend – selbst für die Anhänger des Remigius. Allenfalls dem Gästemeister und einem oder zwei seiner unrettbar verderbten Spießgesellen war zuzutrauen, dass sie sich in der Hoffnung auf eine disziplinlose und schludrige Amtsführung für Osbert aussprachen.
    Remigius streute Salz in die frische Wunde. »Wenn wir zwei Kandidaten aufstellen, Brüder«, fuhr er fort, »dann ist es möglich, dass der Bischof sagt, sie sind entzweit und können sich nicht auf einen guten Mann einigen … Man muss ihnen also die Entscheidung abnehmen. Wenn wir die Ernennung Osberts verhindern wollen, tun wir folglich gut daran, nur einen einzigen Kandidaten aufzustellen – und zwar einen, wie ich hinzufügen sollte, der auch ernst genommen wird. Jugend und Unerfahrenheit wären hier zum Beispiel äußerst abträglich.«
    Zustimmendes Gemurmel erhob sich. Eben noch hatte Philip wie der sichere Sieger ausgesehen – und nun diese Wendung! Alle Mönche, die er schon gewonnen glaubte, standen auf einmal wieder hinter Remigius und sahen ihn als den sicheren Kandidaten, den Mann, auf den man sich einigen musste, um Osbert zu verhindern. Philip war nach wie vor überzeugt, dass Remigius gelogen hatte, aber darauf kam es jetzt gar nicht mehr an. Er hatte den Mönchen einen gehörigen Schrecken eingejagt und sich auf diese Weise ihrer Unterstützung versichert. Damit stand fest, dass der Niedergang der Priorei Kingsbridge auch in den kommenden Jahren unaufhaltsam fortschreiten würde.
    Ehe noch jemand anders das Wort ergreifen konnte, sagte Remigius: »Lasst uns nun auseinandergehen und im Gebet und bei der Arbeit auf dem Weinberg des Herrn über das Gesagte nachdenken.« Er stand auf und verließ mit Andrew, Pierre und John Small im Gefolge den Kapitelsaal. Seine drei Mitstreiter wirkten ebenso verblüfft wie siegessicher.
    Kaum waren die vier fort, erhob sich sogleich wieder aufgeregtes Stimmengewirr. »So viel Raffinesse hätte ich Remigius nie zugetraut«, sagte Milius zu Philip.
    »Er lügt«, erwiderte Philip bitter, »ich bin mir dessen ganz sicher.«
    Cuthbert, der zu ihnen getreten war, hatte die Bemerkung mitbekommen. »Und wenn schon«, sagte er. »Die Drohung alleine

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