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Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth

Titel: Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Danach wollte er gemeinsam mit den anderen das Frühstück einnehmen, wurde jedoch auf dem Weg zum Refektorium von Milius aufgehalten und mit einer verschwörerischen Geste in die Küche gebeten. Philip folgte ihm; seine Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Der Botschafter war offenbar schon zurück. Doch selbst wenn er sofort Antwort bekommen und noch am gleichen Nachmittag den Rückweg angetreten hatte, war er ungewöhnlich schnell gewesen. Nach Philips Kenntnis stand im Klosterstall kein Pferd, dem ein so rasanter Ritt zuzutrauen war. Oder steckte etwas anderes dahinter?
    Nicht der Botschafter stand in der Küche und wartete auf ihn. Es war der Erzdiakon persönlich, Waleran Bigod.
    Philip starrte ihn voller Überraschung an. Die hagere, schwarzgekleidete Gestalt hockte auf einem Stuhl wie eine Krähe auf einem Baumstumpf. Die Spitze der schnabelartig gekrümmten Nase war rot gefroren. Waleran wärmte seine knochenbleichen Hände an einem Becher mit heißem Glühwein.
    »Wie gut, dass Ihr gekommen seid!«, platzte Philip heraus.
    »Ich danke Euch für Eure Nachricht«, erwiderte Waleran kühl.
    »Stimmt es wirklich«, fragte Philip ungeduldig, »dass der Bischof Osbert von Newbury als Kandidat für die Nachfolge von Prior James nominieren will?«
    Waleran hob die Hand, um Philips Ungestüm zu bremsen. »Darauf komme ich noch«, sagte er. »Bruder Cuthbert war gerade dabei, mich über die gestrigen Ereignisse zu informieren.«
    Philip verbarg seine Enttäuschung. Er hatte sich eine direkte Antwort erhofft. Vergeblich studierte er Walerans Miene. Der Erzdiakon verfolgte in der Tat seine eigenen Pläne – nur war ihm beim besten Willen nicht anzumerken, welche.
    Cuthbert, den Philip zunächst gar nicht gesehen hatte, saß am Feuer und tauchte sein Brot ins Bier, um es für seine alt gewordenen Zähne aufzuweichen, und fuhr mit seinem Bericht über die Kapitelversammlung fort. Philip trat unruhig von einem Fuß auf den anderen und versuchte, Walerans Miene zu enträtseln. Er probierte ein Stück Brot, fand es jedoch zu hart. Nur um seine Hände irgendwie zu beschäftigen, griff er schließlich zum Bierkrug und trank einen Schluck.
    »Und so«, sagte Cuthbert schließlich, »sahen wir nur eine einzige Möglichkeit: Wir mussten versuchen, die wahren Absichten des Bischofs zu ergründen. Bruder Philip sah sich in der glücklichen Lage, Euch jüngst persönlich kennengelernt zu haben. Deshalb sandten wir die Botschaft an Euch.«
    »Und nun sagt Ihr uns, was wir wissen wollen?«, fragte Philip ungeduldig.
    »Ja, ich werde es euch sagen.« Waleran stellte den Becher mit Glühwein ab, ohne einen Schluck getrunken zu haben. »Der Bischof möchte, dass sein Sohn Prior von Kingsbridge wird.«
    Philip sah seine Hoffnungen schwinden. »So hat Remigius also die Wahrheit gesagt.«
    »Allerdings«, fuhr Waleran fort, »ist der Bischof nicht bereit, es auf einen Streit mit den Mönchen ankommen zu lassen.«
    Philip runzelte die Stirn. Auch dies entsprach mehr oder weniger dem, was Remigius gesagt hatte. Trotzdem war irgendetwas an der Sache faul. »Nur um uns das zu erzählen, habt Ihr den weiten Weg hierher sicher nicht auf Euch genommen.«
    Waleran sah Philip an, und eine gewisse Anerkennung lag in seinem Blick. »Nein«, sagte er. »Der Bischof hat mich gebeten, die Stimmung hier im Kloster zu ergründen. Zudem hat er mir die Vollmacht erteilt, in seinem Namen einen Kandidaten zu nominieren. Ich führe das bischöfliche Siegel bei mir, sodass ich das Nominierungsschreiben hier an Ort und Stelle verbindlich ausfertigen kann.«
    Es dauerte einen Augenblick, bis Philip die ganze Tragweite des Gesagten begriff. Waleran war bevollmächtigt, mit Brief und Siegel des Bischofs einen Kandidaten zu nominieren. Der Bischof hatte die gesamte Angelegenheit seinem Erzdiakon überlassen, der folglich mit allerhöchster Autorität schalten und walten konnte.
    Philip holte tief Luft und sagte: »Seht Ihr ein, was Cuthbert gerade zu erklären versuchte: dass nämlich Osberts Kandidatur zu eben jenem Streit führen würde, den der Bischof zu vermeiden trachtet?«
    »Ja, durchaus.«
    »Dann werdet Ihr Osbert also nicht nominieren?«
    »Nein.«
    Philip war gespannt wie eine Bogensehne. Wenn ihnen Osbert erspart blieb, würden die Mönche aus lauter Dankbarkeit jeden anderen Kandidaten wählen, den Waleran ihnen präsentierte.
    Die Entscheidung über den neuen Prior von Kingsbridge lag in Walerans Hand.
    »Wen dann?«, fragte Philip.
    »Euch …

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