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Die Saeulen der Macht

Die Saeulen der Macht

Titel: Die Saeulen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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seinem Leibeigenenzopf gelöst hatten. » Woher kommt der Herr? «
    Tahan ließ den Blick über die Anwesenden gleiten, deren Geplauder verstummt war. Alle betrachteten ihn– neugierig, wie ihm schien, jedoch spürte er das unterschwellige Misstrauen. Sie trugen derbe Hirtenkleidung und rochen dementsprechend. Von der Statur her ähnelten sie den flinken Bogenschützen, denen er im Kampf begegnet war, doch diese Männer mit den schmutzigen Gesichtern und noch dreckigeren Händen waren keine Krieger. Von einem kahlköpfigen Mönch in grauer Kutte war nichts zu sehen.
    Â» Aus Ganashk « , sagte er.
    Â» Von dort ist es ein weiter Weg. « Der Wirt beugte sich vor, um durch eins der blinden Fenster nach draußen zu spähen. » Dann bist du also kein Adliger, sondern einfach bloß ein freier Mann. « Er klang erleichtert, als er seine übertriebene Höflichkeit ein wenig zurücknahm. » Hast du kein Pferd? «
    Â» Darum kümmere ich mich gleich « , sagte Tahan. » Falls ich nicht sowieso weiterreite. Ich bin auf der Suche nach einem… Freund. «
    Â» Nach einem… Freund? « , wiederholte der Wirt und zog die Brauen in die Höhe. » Falls du mit einem unserer Hirten befreundet sein solltest– bitte sehr, da sitzen sie. Wie ich schon sagte, Fremde kommen hier für gewöhnlich nicht vorbei. Ich kann mich gar nicht mehr an das letzte Mal erinnern. «
    Â» Oh, das bezweifle ich. « Tahan blieb freundlich. Dass sein Lächeln wie eine Drohung anmuten mochte, war schließlich nicht seine Schuld. Es war eben seine Art zu lächeln. » Ich habe guten Grund zu der Annahme, dass mein Freund entweder hier vorbeigekommen ist oder sogar Halt gemacht hat. Ein Mönch in einem grauen Mantel. Eine unauffällige Farbe, dennoch wirst du ihn kaum übersehen haben. Wenn mich nicht alles täuscht, trägt er im Moment eine sehr gewagte Haartracht. Bei ihm ist ein junger schwarzhaariger Sklave. «
    Die Hirten schwiegen erschrocken. Hastig wandten sie sich wieder ihren Bechern zu und begannen gedämpft durcheinanderzureden– über das Wetter und irgendjemandes kranke Tochter. Sie waren nicht nur keine Krieger, sondern auch bemerkenswert schlechte Lügner.
    Â» Tut mir leid, der Herr aus Ganashk « , sagte der Wirt steif. » So jemand ist hier nicht vorbeigekommen. «
    Â» Oh, ich glaube doch. « Tahan strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr, wobei er darauf achtete, dass seine wunde Handfläche gut zu sehen war.
    Der Helstener starrte ihn an, seine Augen weiteten sich. » Verzeihung, der Herr « , brachte er schließlich heraus. » Ich wusste ja nicht… Kommt mit, Herr, ich zeige Euch den Weg. «
    Tahan ließ sich seinen Triumph über diesen Sinneswandel nicht anmerken. Er folgte dem Wirt durch eine quietschende Tür in die Küche, die sich halb offen an das Gebäude anschloss. Eine Falltür führte in den Lagerkeller. Stufen, die steil nach unten gingen und in der Dunkelheit verschwanden.
    Â» Dort hinunter? «
    Die perfekte Falle, sofern der Wirt beabsichtigte, ihn hereinzulegen. Doch Tahan zweifelte nicht daran, dass sein flammendes Schwert ihm notfalls auch diese Tür öffnen würde.
    Â» Wartet, Herr, ich bringe Euch eine Lampe. «
    Â» Nicht nötig « , sagte er. » Jemand wie ich braucht so etwas nicht. «
    Ehrfürchtig trat der Helstener einen Schritt zurück. » Natürlich, Herr « , wisperte er. » Ich vergaß… Eure Macht. Bitte. Wir begegnen den Brüdern stets mit dem nötigen Respekt. Es hat nie irgendwelche Schwierigkeiten gegeben. «
    Â» Es wird auch jetzt keine geben « , versicherte Tahan.
    Gerade wollte er den Fuß auf die erste Stufe setzen, als ihn ein wütender Schrei aus der Wirtsstube zurückzucken ließ. Im nächsten Augenblick platzte Jalimey durch die Tür nach draußen.
    Â» Sie wollten mir nicht sagen, wo du bist! Ich dachte schon, sie hätten dich hier irgendwo verscharrt! «
    Er seufzte. Damit hätte er rechnen müssen. Es wäre auch ein Wunder gewesen, wenn dieses Mädchen ausnahmsweise einmal geduldig gewartet hätte.
    Â» Außerdem « , fügte sie etwas spitz hinzu, » muss ich sicherstellen, dass du Noan zurückbringst. Den ganzen Noan, nicht nur den Brief. « Sie funkelte ihn an.
    Â» Das traust du mir zu? Dass ich ihn dort unten lasse und nur den Brief hole?

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