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Die Saeulen der Macht

Die Saeulen der Macht

Titel: Die Saeulen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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    Ihr Schweigen war Antwort genug.
    Â» Na schön « , sagte er. » Dann komm. «

17
    D as leuchtende Schwert wies ihnen den Weg. Lichtfunken züngelten die Klinge hinauf und hinunter und zerstoben zischend. Jalimey schlich hinter Tahan her. Der Vorratskeller, in dem kistenweise Rüben lagerten, mündete in einen engen, finsteren Gang. Die Wände waren glatt wie von unzähligen Händen, die im Laufe der Jahrhunderte daran entlanggestrichen hatten, von Schultern, die sich um die Biegungen gezwängt hatten. Wanderstäbe hatten Rillen hineingegraben, und die Decke über ihnen war vom Rauch zahlloser Fackeln so tief geschwärzt, als wäre sie aus Kohle.
    Nachdem sie eine Weile schweigend gegangen waren, begann Jalimey wieder zu flüstern. » Wie weit ist es denn? «
    Glaubte dieses Fräulein Oberschlau wirklich, dass er zu den finsteren Brüdern gehörte? Dann hatte sie nie einen echten Mönch kennengelernt. Von denen hätte keiner ein Schwert in die Hand genommen. Sie waren grimmig, selbstgerecht, langweilig und hässlich, und zum Lachen gingen sie in ein Gewölbe wie dieses hinunter.
    Â» Du weißt doch mehr, als du zugibst, Söldner. «
    Wenigstens verstummte sie, als gedämpftes Gemurmel die Luft erfüllte. Vor ihnen lag eine breite Tür, neben der an verdrehten Ästen gleichenden Haken vier graue Kapuzenmäntel hingen.
    Â» Du kannst doch nicht… « , begann sie, als er die Hand danach ausstreckte. Dann schien sie sich darauf zu besinnen, dass er möglicherweise selbst zu diesem Orden gehörte, denn ihr nächster Einwand lautete: » Ich kann doch nicht! «
    Er beugte sich vor, während er den Mantel vor ihrer Brust zuband, und hauchte ihr einen Kuss auf die Wange. Zum Glück war sie zu eingeschüchtert, um ihn zu ohrfeigen.
    Â» Lass das! «
    Â» Siehst du? Noch hat dich kein Gott erschlagen. «
    Die Vier erschlugen niemanden. Es kümmerte sie gar nicht, was die Menschen trieben, wie sie lebten und litten und ihre Rolle in den Zänkereien der Hohen Götter spielten. Das dunkle Gesicht war keiner von ihnen, das fühlte Tahan. Es war kein Gott. Es war nur eine Ahnung von ihnen, wie ein unruhiges Spiegelbild auf einem wellenschlagenden Teich, verzerrt und undeutlich.
    Er verbarg das Schwert unter dem Mantel und schlich auf den Durchgang zu. Dann wurde ihm bewusst, dass er besser versuchen sollte, wie ein Ordensbruder aufzutreten, also straffte er sich und marschierte durch die Öffnung, als hätte er jedes Recht der Welt, hier zu sein.
    Gleich darauf traten zwei Gestalten mit tief in die Stirn gezogenen Kapuzen in ein hohes Gewölbe, in dem mehrere Mönche auf steinernen Bänken hockten. Tahan zählte sie rasch durch– es waren zwölf, also fehlten die vier, deren Mäntel draußen hingen, um die übliche Sechzehn vollzumachen. Damit würde sich niemand über weitere Mönche wundern.
    Die Anordnung der Bänke deutete darauf hin, dass in diesem Raum unterrichtet oder gepredigt wurde. Vor ihnen stand auf einem niedrigen Pult eine ungewöhnlich helle Lampe, die leise knisternd flackerte. Ein kühler Windzug strich durch die Halle. Kein Lehrer unterwies die Anwesenden, deren pausenloses Murmeln kaum zu verstehen war. Tahan spitzte die Ohren, aber was sie da aufzählten, ergab keinen Sinn.
    Â» Der Wilde, der Sanfte, der Starke, der Leichte. Du bist die Tänzerin, du bist die Richterin, du bist der Eroberer, du bist der Bewahrer. Der Wilde, der Sanfte, der Starke… «
    Zum Glück waren die Mönche so in ihren Singsang vertieft, dass niemand sich umdrehte, als Tahan und Jalimey vorsichtig durch die Halle schlichen.
    Die Wand hinter dem Pult, der die Mönche zugewandt saßen, war von einem riesigen Gemälde bedeckt, dass Tahan erst deutlich sehen konnte, als sie die Mitte der Bankreihen erreicht hatten. Es war das dunkle Gesicht. Er erkannte es sofort, auch wenn es zu schlafen schien, die Augen geschlossen, trügerische Ruhe hinter der Rindenstirn.
    Hastig zog er Jalimey zu der Tür, die ihnen gegenüberlag. Sie ließ sich ohne Schwierigkeiten öffnen. Niemand hielt die beiden auf oder rief ihnen etwas nach, als sie hindurchschlüpften und die schwere Holztür sich hinter ihnen wieder schloss.
    Â» War das ihr Gott? « , wisperte Jalimey. » Er sieht so finster aus, selbst im Schlaf. Als wenn er böse träumt. «
    Wie hätte er ihr das

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