Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Saeulen der Macht

Die Saeulen der Macht

Titel: Die Saeulen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
Vom Netzwerk:
so, oder? «
    Â» Gewiss « , flüsterte er zurück. » Du hast dir alles gut gemerkt. «
    Â» Der Turm « , sprach der Lehrmönch weiter.
    Â» Der Turm « , wiederholten die Novizen artig.
    Â» Wer kann mir mehr darüber verraten? Vielleicht einer unserer so überaus beschäftigten Freunde? «
    Tahan erstarrte, als er merkte, dass er und Jalimey gemeint waren. » Ähm… «
    Â» Der Turm ist das Symbol des Starken und des Leichten « , wisperte der Rothaarige neben ihm, und erleichtert wiederholte Tahan Wort für Wort. » Er ist stark und nach oben gerichtet. Im Grund verankert wie eine Wurzel. Der Turm steht für den Eroberer und Handelnden. Ebenso für den Wächter und Bewahrer. Der Turm ist das männliche Prinzip. Er ist Gedankenauge und Herzfleisch, das sind Kopf und Leib. «
    Â» Richtig « , bestätigte der Mönch widerstrebend. » Nun wollen wir zum Baum kommen. «
    Er erinnerte Tahan an die Lehrer seiner Jugendzeit im Palast. Auch damals hatte er immer das Gefühl gehabt, dass er ihnen einen Gefallen tat, wenn er ihnen Grund gab, sich über ihn zu beschweren.
    Â» Der Baum « , wiederholten die Novizen.
    Jalimey stieß ihn in die Seite. » Wir müssen hier raus « , zischte sie. » Sofort. «
    Sie zerrte ihn hoch. Tahan wunderte sich über sein Widerstreben. Er war nie ein besonders eifriger Schüler gewesen, aber er hätte gerne mehr über den Baum erfahren. Doch Jalimey hatte ihre spitzen Fingernägel in seinen Arm gegraben und ließ ihn nicht los. Verärgert stolperte er hinter ihr her.
    Â» Der Baum symbolisiert jeden der Vier. Seine Äste wachsen in alle Richtungen. Er strebt nach oben in die Höhe und nach unten in die Tiefe… « , hörte er als Letztes, dann zog sie ihn schon durch die Tür.
    Dahinter sprach der Mönch ungerührt weiter, ohne sich um die erneute Störung zu kümmern.
    Â» Bist du verrückt? « , fragte Tahan. » Was, wenn er uns aufgehalten und nach unseren Namen gefragt hätte? «
    Â» Während du dich mit den Lehren dieses Ordens beschäftigt hast, habe ich keinen Augenblick vergessen, warum wir hier sind « , sagte Jalimey kühl. » Ich habe meinen Sitznachbarn ausgefragt– nicht über den Baum, den Turm oder die Quelle, sondern über den Gefangenen, der hergebracht wurde. «
    Â» Du hast erfahren, wo Noan ist? «
    Â» Er hat mir zumindest einen wichtigen Hinweis gegeben, und wir haben keine Zeit zu verlieren. Der Knabe wusste nichts von einem Gefangenen, aber er hat mir immerhin erzählt, dass der große Meister vor Kurzem eingetroffen ist und im Zentrum etwas Wichtiges vor sich geht. «
    Â» Im Zentrum? « Tahan betrachtete den Gang, der sich vor und hinter ihnen im schummerigen Dämmerlicht der Laternen verlor. » Das heißt wohl, noch tiefer ins Labyrinth hinein. «
    Â» Meister « klang nicht gut. Er ahnte Übles, was Noan betraf. Einem Orden, der so vermessen war, den großen Vier zu dienen, war alles zuzutrauen, beispielsweise ein Fluch, der noch viel weitreichender ausfiel. Oder– auch dieser Gedanke war keineswegs dazu angetan, ihn zu beruhigen– sie folterten den armen Fürstensohn, um mehr über Singendes Schwert zu erfahren.
    Den Kopf voll düsterer Befürchtungen folgte er Jalimey, die immer schneller vorwärtseilte. Der Gang war hier bemerkenswert ruhig. Keine Gesänge oder Lehrerstimmen drangen durch die Türritzen nach draußen. Die Dunkelheit schien sich zu verdichten, und Tahan erfasste das starke Gefühl, dass irgendetwas vor sich ging– etwas, dem sie sich näherten. Ein Kribbeln lief ihm über die Haut, er fröstelte. Seine Hand schmerzte heftig, und sogar die Stelle, wo ihn der gläserne Hirsch durchbohrt hatte, meldete sich mit einem dumpfen Pochen.
    Â» Spürst du es auch? « , flüsterte Jalimey und griff nach seiner Hand.
    Sie waren beide stehen geblieben. Vor der unscheinbaren Tür, die er erst jetzt in der steinernen Wand bemerkte, lag ein Hauch von Frost in der Luft, ein seltsames eisklirrendes Flüstern. Die Schwärze war greifbar, schien mit Zweighänden durch die Tür zu greifen, mit langen schwarzen Fingern. Es fühlte sich an wie eine Frage.
    Â» Da ist kein Riegel. « Jalimeys Stimme bebte, und die kleine Hand in seiner war kalt vor Furcht.
    Â» Nein « , stimmte er zu, aber er zweifelte nicht daran, was

Weitere Kostenlose Bücher