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Die Saeulen der Macht

Die Saeulen der Macht

Titel: Die Saeulen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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dass er noch lebte, was keineswegs der Fall war. Jalimey schien denselben Gedanken zu haben wie er, denn sie seufzte leise, und ihr Haar kitzelte ihn im Nacken.
    Sie ritten auf der Straße ein Stück zurück, um die Stelle zu finden, an der Noan entführt worden war. Von den terjalischen Flüchtlingen war weit und breit nichts zu sehen, was hoffentlich bedeutete, dass sie sich im Wald versteckten und vorsichtig waren.
    Am liebsten hätte Tahan sich ebenfalls möglichst unauffällig davongemacht, aber dass Jalimey ihn einen Feigling geschimpft hatte, wirkte noch in ihm nach. Er war Singendes Schwert, der größte noch lebende Held von Terajalas. Was bildete sie sich ein? Daher verkniff er sich jede Bemerkung darüber, dass sie offen wie auf dem Präsentierteller durch die Gegend zogen. Er fürchtete sich nicht vor einem Kampf, doch das Gefühl des Überdrusses war so stark, dass es ihm schon schwerfiel, den Schwertgriff zu berühren.
    Â» Hier war es « , sagte Jalimey.
    Der Pfad, der von der Straße abführte, war eindeutig häufig benutzt, und es war fast zu leicht, ihm zu folgen. Als würde der Orden der felsgrauen Bruderschaft sich darauf verlassen, dass es sowieso niemand wagte, sich ihrem Gebiet zu nähern. Ihrem Tempel, Haus oder was auch immer sich hier befand. Zwischen den steinigen Hügeln führte der Weg in mehrfachen Windungen nach Süden. Die Sonne tat ihr Bestes, um den nahenden Winter abzuwehren, in den Niederungen lag ein letzter Hauch von Sommer in der Luft. Auf den Hängen glänzte goldfarben das Laub der niedrigen Sträucher, die Felsen dazwischen schimmerten weiß. Erst als sich einige der angeblichen Steine bewegten, merkte er, dass es Schafe waren.
    Falls Noan vor ihnen durchgekommen war, hatte er ihnen kein Zeichen hinterlassen. Der Boden war zu steinig, um brauchbare Abdrücke aufzuweisen.
    Â» Er ist ganz in der Nähe « , sagte Jalimey. » Ich kann es fühlen. «
    Â» Wie schön für dich. Kannst du auch fühlen, ob es mehr von den Mönchen gibt? Das würde uns wesentlich weiterhelfen. «
    Sie knuffte ihn in die Seite, und er lachte leise. Mädchen, dachte er, du hast ja keine Ahnung, wen du da schlägst.
    Er freute sich jetzt schon auf ihr Gesicht, wenn die Wahrheit irgendwann ans Tageslicht kam. Auf ihr Erschrecken, wenn sie erkannte, wer er war.
    Kurz darauf machte der Pfad eine weitere Kurve um einen der Hügel, und vor ihnen lag nicht etwa ein gewaltiger Tempel, eine furchteinflößende dunkle Ritualhöhle, sondern ein schlichtes Dorf.
    Kaum mehr als zweimal sechzehn Häuser, verstreut in den kargen Wiesen. Schafe grasten friedlich, Menschen waren nicht zu sehen. Ein Hütehund hob den Kopf und stürmte bellend auf die Ankömmlinge zu, doch sobald Ganashko ihm einen warnenden Blick schenkte, hielt er wohlweislich Abstand. Das größte Gebäude schien eine Wirtsstube zu sein, jedenfalls dem Geruch von aufgewärmtem Sauerbier nach zu urteilen, der durch die halb offene Tür nach draußen waberte.
    Â» Du bleibst hier « , sagte Tahan und sprang ab.
    Â» Kommt gar nicht in Frage! «
    Es ging Jalimey schon merklich besser, das merkte man. Dass sie sich friedlich an ihn kuschelte– diese schöne Zeit war definitiv vorbei. Bevor sie anfangen konnte, ihn zu beschimpfen, nahm er ihr den Wind aus den Segeln.
    Â» Für Noan « , sagte er. » Nicht für die Götter und nicht für den König. Einfach nur für Noan. Bekommst du das hin? «
    Sie biss sich auf die Lippe und nickte.
    Â» Gut. Ganashko wird dafür sorgen, dass niemand dir zu nahe kommt. «
    Eine kleine Sklavin auf einem kampflustigen Pferd. Nein, er glaubte nicht, dass sie in Gefahr war, wenn sie hier wartete.
    Tahan fuhr sich mit den Fingern durch die Haare, um einigermaßen vorzeigbar auszusehen, und wünschte sich, er hätte sich rasieren können. Entschlossen trat er durch die Tür.
    Â» Ah, ein Reisender. «
    Der Wirt winkte ihm, näherzukommen. An den Tischen unter der niedrigen Decke saßen gebückt einige Gestalten, deren Gemurmel den kleinen, verräucherten Raum erfüllte.
    Tahan war froh, dass er dank seines wiramischen Blutes nicht wie ein typischer Terjaler aussah; ein Umstand, der ihm schon im Heer nützlich gewesen war.
    Â» Fremde verirren sich selten hierher. « Der Wirt war ein kleiner, knochiger Mann mit strähnigen Haaren, die sich halb aus

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