Die Saeulen der Macht
die mein Vetter aus dem Boden sprieÃen lässt wie Pilze. Sagt mir, wie ich meine Träume zurückbekomme, die mich verlassen haben. Sagt mir, dass alles gut wird, wenn ich Dasnarees Leiche den Krähen zum Fraà vorwerfe. Und dann, verdammt noch mal, sagt mir, wie es überhaupt so weit kommen konnte! Er hat sie unter dem Dach des Festsaals zerschmettertâ meinen Vater und meine Mutter, meinen Bruder und meine beiden kleinen Schwestern! «
Ralnir tupfte sich mit dem Tuch übers Gesicht und nahm dem anderen Mönch die Laterne ab. » Kommt mit « , sagte er. » Ich will Euch etwas zeigen, Prinz Tahan. Auch Euch, Fürst Noan. Dich, mein liebes Mädchen, bitte ich, hier mit Bruder Berias zu warten. «
Jalimey, die blass und besorgt alles stumm mit angesehen hatte, nickte nur. Tahan wollte widersprechen, aber Noan fasste ihn am Arm, als wäre er ein Kranker, und führte ihn hinter Ralnir hinunter zu den Wurzeln des Baums. Es war wie am Vortag und dennoch ganz anders. Die Säulenhalle schien zu leben, ein Pochen und Summen lag in der Luft, das Vibrieren einer Macht, die Tahan förmlich riechen konnte. Doch die dicke Wurzel war geschlossen. Es gab keine Kammer mehr, in die man hineintreten konnte.
» Ihr könnt nichts mehr tun, Prinz Tahan, es ist zu spät. Der Baum hat gewählt, und nichts vermag daran etwas zu ändern. Fürst Dasnaree hätte warten sollen, bis wir den zweiten übriggebliebenen Kandidaten hergebracht hätten, aber die Umstände haben ihn wohl dazu gezwungen, es nicht zu tun. Terajalas hat einen neuen König, damit hat unser Orden seine Aufgabe erfüllt. Nun wird das Land wieder grünen und blühen, Frieden wird einkehren, eine neue Zeit wird anbrechen, strahlend, golden, unbeschreiblich! «
Tahan legte die Hände an die dunkle Wurzel, versuchte, etwas zu erspüren, irgendetwas, wenigstens ein Stück der Verbundenheit, die ihn in den vergangen Jahren gequält hatte. Nichts. Der Verlust war wie eine offene Wundeâ es war noch viel schlimmer, als durch das gesprengte Glasdach in den Festsaal hinunterzublicken.
» Ich werde Dasnaree töten « , sagte er. » Dann wird der Baum sich an mich erinnern. «
» Nein « , widersprach Ralnir sanft. » Genau das wollte ich Euch erklären. Beim letzten Mal, als der König getötet wurdeâ vor vielen hundert Jahren, als die Wiramer ihn durch eine List überwältigtenâ, hat das dieses Land in den Abgrund gerissen. Die Wurzeln peitschten aus der Erde, während er im Todeskampf lag, und von den Folgen hat Terajalas sich immer noch nicht erholt. Der König ist der König, auch wenn er Euch nicht zusagt. «
» Dasnaree wird niemals der König dieses Landes sein! « Die Wut kochte erneut in Tahan hoch. » Was spricht dagegen, ihn umgehend durch jemand anders zu ersetzen? «
» Etwa durch Euch? « , fragte Ralnir und zog spöttisch die Brauen hoch. » Ein so früher Wechsel ist völlig unmöglich. Der Baum muss spüren, wie der König alt wird, ehe er seine Zweige langsam in die Träume der Nachfolger gräbt. Eine solche Erschütterung wie damals können wir ihm nicht zumuten. Genauso wenig wie dem Land. Es könnte sein, dass es beim nächsten Mal länger dauert als tausend Jahre, bis er wieder erwachtâ oder dass es nie wieder geschieht. Dass ihn der Tod des Königs zerreiÃt und damit das ganze Königreich. Was mit dieser Macht geschieht, wenn sie auÃer Kontrolle gerät⦠das ist beinahe unvorstellbar. Ihr könnt nicht ganz Terajalas in einem Wirbelsturm aus Glas und Feuer auseinanderbrechen lassen, nur weil Ihr Euren Vetter verabscheut. «
Dieser feiste Mönch hatte keine Ahnung. Keine Ahnung davon, wer Dasnaree war, was er tun konnte und tun würde. Tahan hatte das Brennen in seinen Augen gesehen, den Hass.
» Beruhigt Euch « , sagte Ralnir. » Gehen wir wieder nach oben. Ich rate Euch und Euren Begleitern abzureisen, bevor der neue König herkommt. Er wird regelmäÃig hier erscheinen, um seine Verbindung mit dem Baum zu vertiefen. Es ist besser, Ihr seid dann nicht mehr hier. «
» Ja « , sagte Noan höflich. » Danke für den Hinweis. « Er packte Tahan am Arm, als hätte er es mit einem Schwerkranken zu tun. » Verschwinden wir von hier. «
Nur zögernd wandte Tahan sich um. Kaum hatte er das getan, stürzte der Mönch sich von
Weitere Kostenlose Bücher