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Die Saeulen der Macht

Die Saeulen der Macht

Titel: Die Saeulen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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Gefallen, jetzt einzugreifen. Verdammt, Königliche Hoheit, lasst uns verschwinden! «
    Sein Titel brachte Tahan zur Besinnung. Sosehr er sich auch danach sehnte, um sich zu schlagen und all diese glänzenden Gestalten zu zertrümmern, es war ebenso dumm wie sinnlos. Jetzt zu sterben würde Dasnarees Sieg nur noch einen weiteren Triumph hinzufügen.
    Finster nickte er.
    Sie führten die Pferde durch die Menge bis zu einer wenig belebten Seitengasse und schritten mit gesenkten Köpfen eilig aus, bemüht, nicht so wütend und verzweifelt auszusehen, wie sie sich fühlten. Ein Haufen in Scherben zerteilte Affen blieb hinter ihnen zurück.

27
    I m gleißenden Mittagslicht kehrten sie nach Rajalan zurück. Der Baum leuchtete nicht mehr. Wie schlummernde Sterne hingen die goldenen Blüten an den dunklen Ästen, die nicht länger schwarz waren. Unsichtbare Funken knisterten in der Luft, vielleicht waren es aber auch aufplatzende Knospen. Jalimey musste Ausschau gehalten haben, denn sie lief ihnen entgegen.
    Â» Und? « , rief sie. » Und? «
    Tahan bemerkte die Hoffnung in ihren Augen, und dann, beim Anblick ihrer müden, verschlossenen Gesichter, ein Aufblitzen von noch größerer Hoffnung. Gleich darauf verschwanden ihre Gefühle, als hätte sie die Fensterläden zugeschlagen, aber er hatte genug gesehen. Es überraschte ihn nicht einmal.
    Â» Der König ist tot « , sagte Noan erschöpft. » Wir sind geritten wie die Wilden, um aus der Stadt zu entkommen. «
    Unruhig stand Jalimey da und verschränkte die Hände, wusste nicht wohin damit, sie versuchte Tahan anzusehen und brachte es doch kaum fertig.
    Â» Es tut mir so leid « , sagte sie. » Ehrlich. «
    Â» Nein, das tut es nicht. Das ganze Volk wird jubeln. «
    Â» Nein, ich… «
    Â» Spar dir die Mühe, Trauer zu heucheln « , sagte er. » Die Tränen werden früh genug kommen, wenn Dasnaree erst die Herrschaft angetreten hat. «
    Â» Er meint es nicht so « , meinte Noan besänftigend.
    Jalimey biss sich auf die Lippen. » Ist denn… sonst jemand übrig? «
    Â» Ghi Naral steht noch « , sagte Tahan kalt. Er hatte keine Kraft, auch nur einen Hauch Wärme in seine Stimme zu zaubern.
    Sie warf einen Blick über die Schulter auf die Ruinen. » Wir sind nicht allein. Die Mönche sind da. «
    Â» Oh, gut. Auf die habe ich gewartet. Darf ich raten? Ein schmächtiger Bursche, der gerne Blitze schleudert, und ein fetter Ochse, der reichlich Göttergaben verteilt, gesegnet mit Blindheit und beeindruckender Gedankenlosigkeit? «
    Â» Falls Ihr Meister Ralnir meint, ja, er ist hier. Er wartet auf Euch. «
    Sie ging voraus. Besänftigend legte Noan ihm die Hand auf den Arm, aber Tahan schüttelte ihn ab. Ihm stand nicht der Sinn danach, sich zu beruhigen. Nur einem Mann hatten sie diesen Schlamassel zu verdanken, und dankenswerterweise hatte er sich ausgerechnet heute in die Reichweite seiner Faust begeben.
    Â» Bitte, Tahan. Er ist immer noch ein Mönch! «
    Â» Ist er das? « , fragte Tahan. » Meinst du, es gefällt ihm besser, wenn wir ihn ›Meister‹ nennen statt ›Königsmörder‹? «
    Â» Tu nichts Unüberlegtes. Wir brauchen Antworten, nötiger denn je. Außerdem solltest du nicht vergessen, wie mächtig er ist. «
    Â» Und du solltest aufhören, mir gute Ratschläge zu erteilen. « Der Prinz stieß Noan beiseite und ging auf das Portal zu.
    Dort, wo die Stufen unter die Wurzeln des Baumes führten, saß Meister Ralnir und knackte Sonnenblumenkerne. Zu seinen Füßen häuften sich die Schalen. Bruder Berias sprang erschrocken auf, und Jalimey rief: » Passt auf, er ist völlig außer sich! «
    Bevor Ralnir reagieren konnte, hatte Tahan ihn am Kragen gepackt und trotz seines Gewichts in die Höhe gerissen. Er war jenseits aller Furcht. Kein Fluch hielt ihn zurück, kein Schmerz beherrschte ihn, außer jenem, dass seine ganze Welt in Stücke gesprungen war.
    Der Mönch wehrte sich nicht, als Tahan ihn die Treppe hinunterstieß. Er rollte über die Bruchsteine und verschwand in der Dunkelheit. Eine Weile war es erschreckend still, dann erklang ein dumpfes Stöhnen.
    Â» Was hast du getan! « , kreischte Berias.
    Er kramte eine Laterne aus seinem Reisesack, entzündete sie und eilte die unebenen Stufen hinab. Im Licht wurde Ralnir wieder

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