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Die Saeulen der Macht

Die Saeulen der Macht

Titel: Die Saeulen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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und Vorschriften. Tut, was Ihr könnt, um zu verhindern, dass irgendjemand ihm Treue schwört. «
    Â» Was, wenn es sich nicht verhindern lässt? Wenn alle ihm den Eid leisten und vor ihm knien– soll ich dann als Einziger stehen bleiben? «
    Tahan traute Garlawin zu, das aus voller Überzeugung zu tun, aber ein Spion war nützlicher als ein toter Held. » Dann werdet Ihr einen Meineid leisten. Euer Schwur mir gegenüber ist der ältere, mein Anspruch auf den Thron der einzig rechtmäßige. Ich muss erfahren, was in Ghi Naral vor sich geht. «
    Der Fürst nickte. Manchmal musste die Ehre zurückstecken– aus demselben Grund war Noan desertiert. Wie unglaublich ähnlich sich Vater und Sohn waren.
    Nach der Abreise des Fürsten hatten sie die Burg für sich allein. Es hätten wundervolle Tage sein können, in denen Noan ihnen sein Zuhause zeigte, doch Tahan war nicht hergekommen, um sich zu erholen. Sein Körper brauchte Ruhe und Heilung; eine Weile einmal nicht durch die Kälte zu reiten und gegen Glasbestien zu kämpfen tat ihm gut. Weit wichtiger war, so viele Männer wie möglich auszurüsten und für die bestehende Aufgabe vorzubereiten. Sie hatten keine Zeit zu verlieren. Jeder Tag, den Dasnaree in Ghi Naral verbrachte, ließ ihn ein wenig fester auf dem Thron sitzen.
    Noan schien bald zu vergessen, warum sie hier waren. Er stellte Tahan freudestrahlend zwei junge Männer vor, der eine ein Stallbursche, der andere ein Jäger. » Korin und Misan, meine besten Freunde. «
    Die beiden Burschen beäugten Tahan misstrauisch, vielleicht gar ein wenig eifersüchtig. Hier in Garlawin mochten Fürstensöhne und Leibeigene Freunde sein, bei seiner Berufung als Siljalinion der Vierten hatten sie Noan hingegen nicht begleiten dürfen. Begierig lauschten sie auf die Erzählungen vom Krieg.
    Â» Das nächste Mal seid ihr dabei « , sagte Tahan. » Wie jeder, der alt genug ist, um ein Schwert in der Hand zu halten. «
    Entsetzt starrte Noan ihn an. » Korin versorgt die Bergpferde! Er ist kein Krieger. « Er hatte es immer noch nicht begriffen.
    Â» Wir brauchen ein Heer « , sagte Tahan. » Unter König Ilan musste jede Familie ihre Söhne an die Grenze schicken, bis auf einen, der sich um Haus und Land kümmern durfte. Diesen einen brauche ich jetzt. Du musst Boten in sämtliche Bergdörfer aussenden. An die tausend Mann werden wir gewiss zusammenrufen können. «
    Â» Sie sind keine Krieger. «
    Â» Das sind die Burschen, die den Helstenern in die Fänge getrieben werden, auch nicht. «
    Wenn Noan ihn in solchen Momenten ansah, war da keine Freundschaft in seinem Blick und keine Ergebenheit, nur Zorn. Trotzdem gehorchte er.
    Tagsüber verwandelte sich der Burghof in einen Übungsplatz, auf dem Ziegenhirten, Jäger und Küchenjungen die Klingen kreuzten. Blass und grimmig erteilte Noan Anweisungen, aber das konnte die Begeisterung seiner Leute nicht mindern. Sie hatten nicht bekanntgegeben, wer Tahan war, dieser Mann, der den Stallburschen und Schmiedelehrlingen Waffen in die Hand legte und ihnen zeigte, wie man sie benutzte. Bald machten allerdings Gerüchte die Runde.
    Â» Er ist ein Adliger « , hieß es, » der die Königsfamilie rächen will. «
    Â» Er ist ein Ausländer « , sagten andere, » der geschworen hat, Noan Dor Garlawin auf den Thron zu heben. «
    Â» Nein, ein dunkler Magier « , behaupteten wiederum andere, die gesehen hatten, wie Tahan seine beiden Klingen führte, wie er sie durch die Luft wirbelte und alle Bedenken zerschlug. » Ein Bote der finsteren Kriegsgöttin. «
    Jeden Abend griff einer von Noans Freunden zur Laute, meistens ein betagter Jäger, und sang vor dem Kamin alte Lieder und neue. Während die Kälte von allen Seiten näher rückte, war es hier warm, die Luft von Geplauder und Musik erfüllt.
    Tahan bat Jalimey zum Tanz, und sie tanzte mit ihm und sah über seine Schulter hinweg Noan an.
    Niemals nahm er selbst die Laute in die Hand. Er wusste, dass er es nicht konnte, ohne das Lied zu singen, das ihm auf der Zunge lag, ein Lied von Wut und Hass und Verlust. Ein Lied über die Sehnsucht nach der Dunkelheit unter dem Königreich, nach den unzähligen bitterschwarzen Adern, die sich durch die Erde zogen, durch seinen Leib und seine Seele. Sobald er sang, würde ihn selbst hier auf dieser abgelegenen Burg

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