Die Saeulen der Macht
Halt machen. «
» Das kannst du nicht wissen « , rief Noan. » Mein Vater ist kein Verräter! «
» Du weiÃt es so gut wie ich « , sagte Tahan. » Einem Garlawin gilt ein Treueschwur nicht so viel, wie er sollte. «
Noan schloss für einen Moment die Augen, um sich zu sammeln. » Versprich mir eins « , bat er leise. » Wenn mein Vater zurückkommt, lass mir etwas Zeit, um mit ihm zu reden. Er wird mir die Wahrheit sagen. «
» Na schön « , stimmte Tahan zu. » Doch wenn er mich verraten hat, wird er glauben, ich sei längst tot. Sag ihm nicht, dass ich lebendig genug bin, um mich zu rächen. «
» Wie kannst du Noan zu so etwas auffordern? « , fragte Jalimey empört. » Es geht um seinen Vater! Ich dachte, du bist Noans Freund! «
» Manchmal bin ich das « , sagte Tahan. » Und manchmal bin ich sein Prinz. «
Fürst Garlawin kehrte an einem jener Tage zurück, da die Eisformen rund um den Wasserfall mit lautem Krachen in die Tiefe stürzten. Der Berg schien zu leben, ächzend, gurgelnd, stöhnend und polternd.
Genauso lebendig und freudig erregt ritt mit seinem Gefolge der Hohe Fürst in seine Burg ein. Tahan stand oben auf der Mauer. Eine Kapuze über dem langen blonden Haar, verschmolz er mit dem dunklen Himmel. Seit jener Nacht stand er öfter hier, zwischen den Wächtern, und wartete darauf, das Grauen aus den Wolken herabstürzen zu sehen. Jalimey schalt ihn einen Narren, weil er sich nicht im Haus versteckte, sicher geborgen von Wänden und Dächern.
Prüfend lieà der Fürst den Blick durch den Hof schweifen, als erwartete er, dort jemanden zu sehen, der nicht da war. » Waffenübungen? « , fragte er. » Sehr gut. Wie viele Männer hast du aus den Dörfern hergeholt, mein Sohn? « Schnee schmolz in seinem Rabenhaar, doch seine Stimme war warmâ und vorsichtig.
» So viele wie möglich « , sagte Noan. » Wir sind bereit zum Abmarsch. Habt Ihr neue Verbündete gewonnen, Vater? «
» Lass uns nicht hier drauÃen darüber reden. « Wieder ein forschender Blick in die Runde. » Wo ist der Prinz? Ist er wohlauf? «
» Gehen wir hinein, Vater. «
Tahan wartete kurz, dann eilte er die Stufen hinab ins Innere der Burg. Kein Wort sollte zwischen Vater und Sohn gesprochen werden, von dem er nichts wusste.
Ein Diener trat ihm entgegen, trotz Tahans ausgestreckter Hand versuchte er, ihn aufzuhalten. Ein Aufflammen des Zorns genügte, ein StoÃ. Mit verkohlter Brust sackte der Mann zusammen. Der Prinz fing ihn auf, damit der Aufprall keinen Lärm verursachte, denn dort war schon die Tür, hinter der das entscheidende Gespräch stattfand.
» Davon habt ihr mir gar nichts erzählt « , sagte der Fürst gerade. » Königsmörder, Aufrührer, Thronräuberâ ihr beide habt kaum genug Worte gefunden, um Fürst Dasnaree zu verunglimpfen. Aber keine Silbe von dem Baum. Der Baum, Noan! Begreifst du, was das bedeutet? Ein neues Zeitalter beginnt. Die Dinge ändern sich, Sohn, und wir sind dabei. Niemals hätte ich erwartet, dieses tote Gerippe von Baum erblüht zu sehen. Wir haben dem wahren König von Terajalas gehuldigt. «
» Dasnaree? « Noan lachte ungläubig. » Er ist ein Mörder und Räuber! «
» Und wenn schon « , sagte Fürst Garlawin. » Wir sind den Tyrannen los, der uns unterjocht hat. Ich weiÃ, dass ich deinem Freund einen Schwur geleistet habe, aber was zählt das gegen die Dinge, die ich gesehen und erlebt habe, dort unten in Ghi Naral? Der Baum blüht heller als die Sterne. Die Macht der Vier pulsiert mitten unter uns. Dagegen kann man sich nicht auflehnen, dagegen würde nur ein Geisteskranker in den Krieg ziehen. «
» Oh ihr Götter « , stöhnte Noan. » Vater! «
» Es gibt eine weitere Neuigkeit, die dich überraschen mag. Ich werde die Männer aus den Bergdörfern nicht nach Hause schicken, sondern mit ihnen hinab in die Ebene steigen. Wir ziehen an die Grenze gegen Helsten. Alle! Jeder, der rüstig genug ist, jeder, der den ersten Bartflaum trägt. Es geht in den Krieg, Noan, für und mit Fürst Dasnaree. Lang genug habe ich hier gesessen und meine Söhne in eine aussichtslose Schlacht geschickt. Doch jetzt, an der Seite dieses jungen, strahlenden Regenten, wird alles anders! Nichts kann mich hier halten. Diesmal machen wir den Feind
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