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Die Saeulen der Macht

Die Saeulen der Macht

Titel: Die Saeulen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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jeder seiner Zuhörer erkennen– als den verschollenen Prinzen Tahan Dor Ilan, den besten Lautenspieler von Terajalas. Und als Singendes Schwert. Das Feuer war immer noch da, ein Fluch anderer Art, der brannte und verzehrte und niemals verlosch.
    Manchmal vibrierte der Ruf des Baums durch seine Adern, wie ein Schauer durchfuhr es ihn dann. Das dunkle Gesicht tauchte in seine Träume, als würde sich jemand, ein fremder Reisender, über einen Bach beugen und im Wasser spiegeln.
    Einer, der schon getrunken hatte, der satt war. Einer, der nur eine einzige Frage hatte: » Hättest du es nicht sein sollen? « Sein Gesicht war das eines Gottes, das Antlitz der Vier, in die Erde geritzt, während sie die Welt geformt hatten. Dennoch flüsterte er in Tahans Träumen, ein wortloses Gemurmel voller Sehnsucht: » Wo ist mein König? Wo ist der Diener? Warst du es nicht? «
    Tahan biss die Zähne zusammen, stöhnte im Schlaf, und am Morgen fand er seine Laken und Decken zerrissen vor. Er hätte ein Loch in die Mauern der Burg geschlagen, wenn das geholfen hätte, die Frage loszuwerden und die Antwort niemals gewusst zu haben.
    Dann kam der Abend, an dem Noan sich ein Herz fasste und mit Jalimey vor dem Kamin tanzte, vor den Augen der Dienerschaft. Allein der Anblick ihrer erhitzten Gesichter war für Tahan Grund genug, sich ein Feuer zu wünschen, das die Burg bis auf ihre Grundfesten niederbrannte. Der weite Rock schwang Jalimey um die Beine, enthüllte ihre wohlgeformten Waden. Sie lachte, ihr dunkles Haar war zerzaust und leicht verschwitzt; bis zu seinem Platz konnte Tahan ihr Glück spüren. Wenn er mit ihr tanzte, lachte sie auch, aber nicht so, trunken vor Freude. Bevor ein Unglück geschehen konnte und er seinen besten Freund umbrachte, erhob sich Tahan und winkte Korin und Misan, mit ihm zu kommen.
    Draußen war es nahezu dunkel, der Hof von einigen Fackeln spärlich erhellt.
    Â» Wenn ihr im Krieg seid, wird der Feind oft gerade dann angreifen, wenn ihr am wenigsten damit rechnet « , sagte Tahan. » In der Morgendämmerung, wenn ihr im Tiefschlaf liegt. Oder mitten in der Nacht. Manchmal wird es dunkler sein als jetzt, ihr werdet müde und verwirrt sein, und der Wein, den ihr am Abend getrunken habt, wird immer noch in euren Adern kreisen. «
    Wie bei jeder Unterweisung hingen sie an seinen Lippen. Die Jungen waren stets begierig auf das, was sie Kampftraining nannten. Man hätte es jedoch auch Prügel nennen können. Härter als sonst trieb er sie über den Hof, schlug ihnen die Übungsschwerter aus den Händen, konnte sich gerade noch zurückhalten, sie nicht ernsthaft zu verletzen. Sie flohen vor ihm in den Garten.
    Â» Für den Feind wird es keine heiligen Räume geben, in denen er euch in Ruhe lässt « , sagte er. » Er wird euch nachkommen, überallhin. « Als Korin rückwärts in den von einer niedrigen Mauer eingefassten Teich stürzte, knackte es laut und vernehmlich. Der Junge riss erschrocken die Augen auf.
    Â» Ich hoffe, das war nicht dein Rücken? « , fragte Tahan besorgt. » Oder gar dein dicker Schädel? «
    Â» Nein, das Eis. « Ein breites Grinsen überzog das freundliche Knabengesicht. » Der Frühling ist endlich da. «
    Er blieb liegen, starrte in den sternenklaren Himmel. Einen Augenblick lang waren sie alle drei still. Der Wasserfall füllte mit seinem Rauschen die Nacht.
    Nur ein Knistern, ein Fauchen des Windes. Es war kaum zu hören, verschmolz mit dem Tosen des Wassers, aber es reichte.
    Â» Vorsicht! « , schrie Tahan, riss die Schwerter hoch, griff das Unsichtbare an.
    Misan lachte. » Er ist verrückt geworden. «
    Korin kreischte, als er in die Luft gerissen wurde. Er schien zu fliegen, strampelte wild mit Armen und Beinen, Misan sprang hoch, versuchte seinen Freund noch zu packen, doch es war zu spät, schon war er fort.
    Rasiermesserscharfe Krallen schnitten durch Tahans Mantel. Er warf sich zu Boden, schlug nach dem Wesen. Glas splitterte.
    Â» Was ist das? « , schrie Misan.
    Tahan rollte sich herum, sprang auf, stieß die Klingen hoch in die Luft. Der Klang von Metall auf Glas war nahezu melodisch, ein klarer Ton, der lange nachhallte. Er holte aus, traf eine riesige Schwinge, die in einem Hagelschauer zersplitterte. Die flackernden Fackeln warfen Streiflichter auf einen gebogenen Schnabel, auf eiszapfengroße Hauer, die aus einem

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