Die Saeulen der Macht
und schloss ihn wieder.
» Ihr werdet niemanden rufen « , sagte Tahan unerbittlich. » Ihr werdet diesen Raum nicht verlassen, und es gibt weder Wein noch Wasser, noch Bedenkzeit. Ich werde Euch nicht gehen lassen, bevor ich eine Antwort auf die wichtigste aller Fragen habe. «
Garlawins Hand fuhr unbewusst zu seinem Gürtel. Doch hier, in seinen eigenen Räumen, trug er natürlich weder Schwert noch Degen bei sich, was sein Glück war.
Noan, der Unheil witterte, legte seinem Vater die Hand auf den Arm, um ihn zur Besinnung zu bringen. » Tut es, ich bitte Euch « , flüsterte er. » Das ist König Ilans Erbe. «
Tahan konnte sich vorstellen, wie schwer es diesem stolzen Mann fallen musste, seinen Besitz, seine Männer, sein ganzes Schicksal in die Hände eines Fremden zu legen, der nicht einmal ein eigenes Heer hatte. Der, wenn sich ihnen sonst niemand anschloss, zweifellos untergehen und alle seine Anhänger mit in den Abgrund reiÃen würde.
» Ihr wart meinem Vater immer treu ergeben « , sagte er. » Ich habe nie ein böses Wort über Euch gehört. Ihr habt ihm gedient, wie alle Eure Väter meinen Vätern gedient haben. Guten Königen und weniger liebenswerten, gerechten wie wahnsinnigen. Ihr wisst nicht, was Ihr von mir zu erwarten habt, aber darauf kommt es nicht an. Hier stehe ich, ich bin der Erbe, und ich erwarte Euren Schwur. Jetzt. «
Fürst Garlawin war weder alt noch gebrechlich, doch als er auf die Knie sank, tat er es schwerfällig wie ein Greis, und seine Gelenke schienen zu knirschen. Er beugte sich und leistete den Schwur.
Noan atmete wieder. » Dann können wir jetzt essen? « , fragte er. » Und meine Rückkehr feiern? «
» Ja « , sagte sein Vater langsam. » Bitten wir zu Tisch. Vielleicht mögt Ihr Euch zuvor ein wenig erfrischen? « Seine Stimme troff vor unterdrücktem wildem Zorn.
29
E in heiÃes Bad. Frische Kleidung. Die Leibeigenen hielten sich im Hintergrund und warteten darauf, dass der Prinz Wünsche äuÃerte; Sklaven gab es natürlich nicht. Er blieb wachsam. Wenn Fürst Garlawin auch nur halb so ehrenwert war wie Noan, hatte Tahan keinen Anschlag zu befürchten, aber Vertrauen war das eine, gesundes Misstrauen das andere. Wenn er schon sterben musste, dann im Kampf gegen Dasnaree, nicht in einer Badewanne.
Und auch nicht an der Tafel des Fürsten, vergiftet. Noan merkte, dass Tahan beim Essen zögerte, daher tauschte er wortlos ihre Teller und die Becher.
Jalimey saà mit ihnen am Tisch, was überall sonst völlig undenkbar gewesen wäreâ eine Leibeigene im Speisesaal eines Hohen Fürsten! Sie fühlte sich dabei sichtlich unwohl. » Ab morgen esse ich lieber in der Küche « , wisperte sie.
»Das kommt nicht in Frage«, sagte Noan, aber sie senkte den Kopf über den Teller und hielt sich wie eine Ertrinkende an ihrer Gabel fest.
Der Fürst hatte Tahan den besten Platz am Kopfende überlassen und saà neben ihm, Noan gegenüber. Die Wut war aus seinen Augen verschwunden.
» Es tut mir leid um Eure Familie, Königliche Hoheit « , sagte er. » Ich war zutiefst erschrocken, von ihrer Ermordung zu hören. In dem Brief, der mich dieser Tage erreichte, stand nur zu lesen, dass es einen Unfall gegeben habe. Die Glaskuppel im Festsaal sei eingestürzt. Natürlich hätte ich keinen Augenblick darüber nachgedacht, Fürst Dasnarees Aufruf Folge zu leisten, wenn ich geahnt hätte, dass er dahintersteckt. «
» Ich will, dass Ihr trotzdem nach Ghi Naral reist « , sagte Tahan, » und Dasnaree gegenüber tut, als wüsstet Ihr nicht mehr darüber als jeder andere. Er wird versuchen, die Hohen Fürsten mit seinen Lügen zu umgarnen. Sprecht mit ihnen, im Vertrauen, einzeln. Unter ihnen sind viele gute Männer, die ganz gewiss keinem Königsmörder Treue schwören wollen. Die meisten werden zu mir halten, sobald sie erfahren, dass ich noch lebe. «
Garlawin nickte. » Fürst Dasnaree wird darauf drängen, dass wir ihn sofort in den Regentenstand erheben. Die übliche Trauerzeit wird in Kriegszeiten meist nicht eingehalten. «
» Versucht dennoch, die Entscheidung hinauszuzögern. Krieg hin oder her, es ist zu früh. Wenn es keinen Erben aus der königlichen Familie gibt, müsste unter den Fürsten gewählt werden. Breitet Gesetze vor ihm aus, erinnert ihn an Regeln
Weitere Kostenlose Bücher