Die Saeulen der Macht
dafür aber vielleicht ein Stadtherr? Hat er eine richtige Stadt, eine der reicheren Städte im Süden oder eine der westlichen, die vom Krieg verschont geblieben sind? Nein, solche Pelze braucht man dort nicht. AuÃerdem dürfte es nur im Aware-Gebirge solche Katzen geben. Ich schätze, er⦠« Ihre Augen wurden groÃ. » Ist er etwa aus einem der Sechzehn Hohen Häuser? Aber dann frage ich mich erst recht, was er hier ganz allein tut, ohne Gefolge. Warum hat er eingegriffen? Du hast diese Soldaten getötet, sogar den Adligen! «
» Du brauchst nicht zu wissen, wer er ist und was seine Gründe sind « , sagte Tahan. » Am besten, du stellst nicht allzu viele Fragen. «
Sie legte den Kopf schief und musterte ihn. » Und du? Wer bist du? Du bist kein gewöhnlicher Soldat, und du hast kein Zeichen im Nacken, aber ein Adliger bist du auch nicht. « Das hatte sie bemerkt, als sie ans Feuer getreten war? Eine aufmerksame Beobachterin. » Kommst du aus dem Ausland? Keiner der anderen hat so gekämpft wie du. «
» Ich bin ein Söldner « , erklärte er. » Aus Ganashk. Du hast eine Kostprobe meiner ganashken Kampfkunst miterlebt. «
» Ein Söldner? Das sind die Schlimmsten. « Sie fächelte sich Luft zu. » Warum stinkst du nicht? «
» Was? «
» Söldner stinken, das sagen zumindest alle. Man kann Ausländer an ihrem Geruch erkennen. «
Tahan verschluckte sich beinahe.
» Dein Herr vertraut dir, sonst hätte er dich nicht mitgenommen in diese Wildnis. Du musst sehr gut sein, wenn du ganz allein den Pelz, die Stute und den Jungen beschützen kannst. «
» Versuch ja nicht, irgendetwas davon mitzunehmen, wenn du dich aus dem Staub machst. «
Sie lächelte schief, das erste Mal seit ihrem Erwachen. » Ich wäre dumm, etwas so Auffälliges zu stehlen. Nichts davon könnte ich weiterverkaufen. «
Eine Diebin also? Nun, wer wusste schon, was sie noch alles war.
Es schneite immer stärker. Zischend versanken die dicken Schneeflocken in den Flammen des kleinen Feuers. Tahan musste Holz suchen gehen, aber er hatte nicht vor, das Mädchen unbeaufsichtigt zu lassen.
» Herr, wir sollten die Wachzeiten einteilen « , rief er zu Noan hinüber.
Der junge Fürst klopfte seinem Pferd aufmunternd auf den Hals und schlenderte zurück zum Feuerâ es mutete gewollt lässig an. » Ich bin Noan Dor Garlawin « , stellte er sich vor. » Wie heiÃt du? «
Tahan schlug sich gegen die Stirn. So viel zu ihrem Plan, unerkannt durch die Wälder zu reisen.
» Jalimey. « Nach einigem Zögern beugte sie den Kopf.
» Du darfst ruhig hinzufügen, dass du dich geehrt fühlst « , warf Tahan hilfsbereit ein. » Und dass du dem edlen Fürsten seine Tunika unverzüglich zurückgeben wirst, sobald wir irgendwo etwas Passendes für dich aufgetrieben haben. «
» Das war Eure Tunika, Herr? « Jalimey warf einen ratlosen Blick zu Tahan herüber. » Ich dachte, sie gehört ihm. «
Noan wurde wieder rot. Er musste dringend etwas dagegen unternehmen, der arme Junge. Immerhin versuchte er, seine Aufregung über die weibliche Gesellschaft in den Griff zu bekommen.
» In seine Sachen würdest du zweimal hineinpassen.â Ist noch Suppe da? «
» Sie hat Euren Becher. «
» Verzeihung « , stammte Jalimey, die Noan hastig das Gefäà reichte. » Warum lasst Ihr mich aus Eurem Becher trinken? « Sie versuchte, ihre Verwirrung in Worte zu fassen. » Was stimmt nicht mit Euch? Seid Ihr ein Sklavenhändler? «
Während Noan düster die Brauen zusammenzog, lachte Tahan so sehr, dass er sich den Bauch halten musste. » Sie hat sehr rasch begriffen, dass etwas nicht mit Euch stimmt, Herr. «
» Sehr witzig. « Der Zorn überzog Noans Gesicht mit brennender Röte. » Ich wollte nur helfen. Hätten wir vorbeireiten sollen? Wärst du vorbeigeritten, Tahan? «
» Dafür hält sie Euch jetzt für einen Hochstapler oder einen Betrüger, der nur den Adligen spielt. Vor einem echten Fürsten wäre sie längst auf die Knie gefallen, aber was Euch angeht, zweifelt sie noch. «
Noan lieà nicht locker. » Wärst du vorbeigeritten? «
Tahan spürte den Blick des Mädchens auf sich, wenngleich nur flüchtig. Sie war offenbar so sehr von Noan fasziniert, dass sie den angeblichen Söldner kaum
Weitere Kostenlose Bücher