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Die Saeulen der Macht

Die Saeulen der Macht

Titel: Die Saeulen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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«
    Â» Wir müssen weiter « , drängte Tahan. » Von diesem Ungeziefer gibt es gewiss noch mehr. «
    Â» Ein weiterer Grund, warum wir sie mitnehmen müssen. «
    Tahan unterdrückte einen erneuten Seufzer. Während Noan damit beschäftigt war, das Mädchen aus seinem Versteck zu locken, schleppte er die Toten fort, damit sie von der Straße aus nicht zu sehen waren. Er breitete Äste über sie, machte sich allerdings nichts vor– weder zum Begraben noch zum Verbrennen hatten sie Zeit, und sobald die Tiere des Waldes die Leichen entdeckt und aus ihren Verstecken gezerrt hatten, würde der Nächste, der hier vorbeikam, darauf aufmerksam werden.
    Bis er fertig war, hatte Noan die Kleine unter dem Strauch hervorgezogen und auf die Füße gestellt. Ihre Beine gaben unter ihr nach, er konnte sie gerade so halten. Mit irrem Blick starrte sie Tahan an, dann verdrehte sie die Augen und brach zusammen.
    Â» Wir nehmen sie mit « , sagte Noan. » Irgendwohin, wo sie in Sicherheit ist. «
    Die Kleine war schmutzig, ihre Kleidung halb zerrissen, und wenn der Gestank, der in der Luft lag, von ihr ausging, wollte Tahan lieber das Weite suchen. Aber er riss sich zusammen, trat näher– ja, sie stank so, wie hielt Noan das bloß aus?– und schob den dunklen Leibeigenenzopf des Mädchens beiseite. Dann lachte er.
    Â» Ein Efeublatt im Nacken. Sie kommt aus der Grafschaft Birin. Das liegt zwar nicht gerade auf unserem Weg, doch wenigstens könnt Ihr sie als Eure eigene Leibeigene ausgeben, Herr. «
    Â» Hilf mir lieber, sie aufs Pferd zu heben. «
    Â» Auf welches? « Er hoffte nur, dass er nicht gezwungen war, die Gerettete zu tragen. Sie war gewiss nicht schwer, so klein und mager wie sie war, aber selbst für eine zerlumpte Bettlerin roch sie erbärmlich schlecht.
    Â» Auf meins. Du musst sie mir hochreichen, Söldner, sobald ich im Sattel sitze. «
    Die kleine Stute würde sich nicht über die zusätzliche Last freuen, trotzdem würde Tahan ganz gewiss nicht freiwillig sein eigenes Pferd anbieten.
    Er reichte dem Jungen den schlaffen Körper hinauf und beobachtete kopfschüttelnd, wie dieser seinen kostbaren silberdurchwirkten Umhang um das bewusstlose Mädchen legte. Dabei war die Aussicht auf ein wenig nackte Haut das Einzige, was an dieser Begleiterin erfreulich schien.
    Noans Blick traf ihn strafend, als wüsste der junge Fürst genau, was er dachte. » Reiten wir los. «
    Zwischendurch erwachte das Mädchen, aber Noan gelang es, sie mit einigen Worten zu beruhigen. Zum Glück begegneten ihnen keine anderen Soldaten, doch auf Tahans Drängen hin verließen sie nach einer Weile die Straße und bahnten sich den Weg durch den Wald, während sich über ihnen dicke Wolken zusammenbrauten. Unter den Bäumen waren sie wenigstens ein wenig vor dem Regen geschützt. Am Nachmittag verwandelten sich die Tropfen unverhofft in Schneeflocken.
    Â» Wir machen Rast « , entschied Noan.
    Tahan widersprach ihm nicht. Das Blut der Soldaten klebte noch an seinen Händen, daher war ihm dieser Platz hier recht. Ein Bach hatte sein Bett durchs Unterholz gegraben, und die Büsche boten einen guten Schutz gegen den kalten Wind. In den Bäumen hing das goldene Herbstlaub und bot ein Dach vor dem sanft fallenden Schnee. Während Tahan sich um das Feuer und die Pferde kümmerte, war Noan mit dem Mädchen beschäftigt. Er legte sämtliche Decken auf den Boden, um sie darauf zu betten, dann holte er ein dickes, weiches Fell aus seinem Gepäck– einen Pelz, grau, mit einem unregelmäßigen Muster aus dunkleren Tupfen.
    Â» Bergkatze « , erklärte er auf Tahans fragenden Blick hin.
    Â» Das habe ich mir gedacht. Ich meinte eher, warum gebt Ihr es ihr? Sie wird sich damit aus dem Staub machen, sobald sie erwacht. «
    Â» Mach dir nicht so viele Gedanken. «
    Statt einfach das kalte Wasser aus dem Bach zu nehmen, wärmte Noan es über dem kleinen Feuer auf und wusch dem Mädchen damit das Gesicht.
    Â» Sie ist schön « , flüsterte er ehrfürchtig.
    Tahan versuchte, ihn nicht weiter zu beachten. Er schluckte seinen Ärger hinunter und kümmerte sich um das Abendessen.
    Â» Gibt es nicht irgendwo ein Dorf in der Nähe, in das wir sie bringen können? « , fragte Noan.
    Â» Sie stammt aus Birin « , erinnerte Tahan. » Ihr könnt sie nirgends hinbringen, Herr. Wenn

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