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Die Saeulen der Macht

Die Saeulen der Macht

Titel: Die Saeulen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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bekommen. «
    Â» Ich geh ja schon! Gebt mir das, Herr. « Sie ließ das Fell fallen, riss Noan den Topf aus den Händen und stapfte entschlossen ins Gebüsch. » Und wehe, du kommst mir nach, du frecher Kerl! «
    Â» Keine Sorge « , rief Tahan ihr nach. » An dir ist sowieso nichts dran. «
    Â» Was war das? « , fragte Noan.
    Â» Das « , sagte Tahan, » bedeutet Ärger. Ihr werdet Eure großzügige Tat noch bereuen, Herr, darauf wette ich. Immerhin hat sie den Pelz hiergelassen. Habt Ihr Euch schon darüber Gedanken gemacht, wie wir sie einkleiden? «
    Â» Unentwegt. Wir müssen ihr etwas von unserer Ersatzkleidung überlassen. « Noan wandte sich schnaubend ab und wühlte in seinem Leinensack. » Ich wollte ihr das hier anbieten. « Er hielt eine lange Wollhose und eine dicke Tunika von brauner Farbe in der Hand. » Männerkleidung. «
    Â» Natürlich. Es wäre auch etwas seltsam, wenn Ihr Frauenkleider mit Euch herumtragen würdet. «
    Â» Alles ist besser als ihr zerrissenes Kleid, oder? Bring ihr die Sachen « , befahl er schroff. » Aber du solltest nicht mal versuchen, etwas zu erspähen. «
    Â» Dass Ihr so verdammt rechtschaffen seid, ist mir manchmal wirklich unheimlich, Herr. «
    Noan traute sich nicht, ihr nachzugehen? Sieh an. Tahan verdrehte die Augen, gehorchte jedoch. Um keinen erneuten Streit zu riskieren, legte er die Kleidungsstücke hinter einen Baum und rief in die Stille, wo das Mädchen sie finden konnte. Sie antwortete ihm nicht– bestimmt rührte sie sich nicht, um ihm nicht ihren Standort zu verraten. Kluges Kind. Hoffentlich verzichtete sie diesmal auf ihren Katzenkotbeutel.
    Es dauerte eine ganze Weile, bis die Kleine wieder auftauchte. Sie hatte sich die Haare gewaschen und zu einem sauberen Zopf gebunden. Schmal, wie sie war, wirkte sie in Noans Kleidern wie ein Junge von dreizehn, vierzehn Jahren. Ihre großen dunklen Augen waren wachsam, während sie nähertrat.
    Â» Viel besser « , lobte Tahan. Um Noan zu versöhnen, der mit einem wilden Ausdruck in Richtung der Pferde verschwunden war, fügte er hinzu: » Möchtest du jetzt Suppe? Sie ist etwas dünn, aber es gibt nichts Besseres, um sich aufzuwärmen. «
    Â» Ja, gerne. « Jeder ihrer Schritte war vorsichtig, und als er ihr den Becher reichte, achtete sie genau darauf, einen gewissen Abstand zu wahren. Dass sie sich auf die andere Seite des Feuers setzte, war ihm nur recht. Wenigstens stank sie nicht mehr. Jetzt roch sie frisch, nach Schnee und Kräutern. Vermutlich hatte sie ein Stück Seife bei sich getragen, was durchaus für sie sprach.
    Â» Katzenkot « , murmelte er kopfschüttelnd.
    Sie hielt den heißen Becher mit beiden Händen umfasst und sah zu Noan hinüber, der Blätter und stachelige Baumsamen aus Valas Mähne zupfte. » Hat er mich wirklich auf seinem Pferd bis hierher mitgenommen, oder habe ich das geträumt? «
    Â» Vielleicht hat er Schnupfen « , vermutete Tahan.
    Â» Wenn er mich schon retten wollte, warum hat er dir dann nicht den Befehl gegeben, mich zu tragen? Das hätte er doch nicht selbst tun müssen. «
    Â» Tja, du kennst ihn nicht. So ist er eben. «
    Sie senkte hastig den Blick, als Noan zu ihnen herübersah, nur um ihn gleich darauf weiter zu beobachten. » Wer ist er? «
    Tahan versuchte, seinen Begleiter mit ihren Augen zu sehen. Noan war kalt ohne seinen Umhang, er zitterte und kam trotzdem nicht zum Feuer zurück. Erstaunlicherweise ähnelte er seiner Bergstute ein wenig mit den langen Armen und Beinen, wenngleich seine Bewegungen nicht ihre leichte Eleganz besaßen. Er erinnerte eher an ein Fohlen, das wackelig auf der Wiese stand und umzukippen drohte. Bis zu diesem Zeitpunkt hätte man ihn beinahe für einen Mann halten können, doch seit sie das Mädchen gerettet hatten, war er nur noch ein Junge, schüchtern, linkisch und nicht ganz ausgewachsen.
    Â» Er ist reich, sehr reich. Einen Pelz wie diesen habe ich noch nie irgendwo gesehen. Selbst unser Landesherr hat nichts Ähnliches in seinem Haus. Und dann das Pferd! Es sieht mehr nach einem Reh aus mit seinen langen, dünnen Beinen. Dazu dieser überraschend kleine Kopf und die dichte, wallende Mähne. Das ist ein Tier wie für einen Prinzen. Wer ein solches Ross besitzt, dem gehören nicht nur ein paar mickrige Dörfer. Er ist kein Lehnsbaron,

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