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Die Saeulen der Macht

Die Saeulen der Macht

Titel: Die Saeulen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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bewegen, daher stelle ich mich wahrscheinlich ungeschickt an. «
    Tahan fühlte, wie der Junge sich über ihn beugte, wie etwas über sein Gesicht tastete, ihn kratzte. Dann bekam Noan das Tuch zu fassen. » Ich fürchte, ich habe dir ein paar Haare mit ausgerissen. «
    Â» Das werde ich verschmerzen. Danke, Herr. « Tahan blinzelte. Sie befanden sich in einem winzigen Verschlag. Die Ritzen zwischen den grob behauenen Stämmen waren kaum breit genug, um hinauszuspähen, ließen aber den mitleidslosen Wind herein. Es war eisig kalt, und man hatte ihnen Umhänge und Mäntel abgenommen. Noan war sogar seiner Weste beraubt worden. Selbst in dem fahlen Licht war der dunkle Fleck unter seinem Auge sichtbar.
    Â» Diese Hunde haben Euch geschlagen? «
    Â» Sie haben mich von meiner Hierarchiestufe gestoßen « , sagte Noan und lächelte schmerzlich. Aus seinem Mundwinkel floss Blut über sein Kinn. » Immerhin habe ich noch alle meine Zähne. «
    Wut regte sich in Tahans Brust. Dieser Knabe hatte wirklich geglaubt, sein Rang und sein hoher Name könnten ihn schützen. Dabei hatte er all das verwirkt, als er seinen Posten verlassen hatte.
    Er lehnte den Kopf gegen die Wand. » Sie werden uns hinrichten. Nachts, damit unsere Seelen kein Licht sehen, dem sie folgen könnten. Sie werden unsere Leichen im Baum hängen lassen, für die Krähen. «
    Â» Nein! « , rief Noan leidenschaftlich. » Nein, das kann nicht sein, das darf nicht sein! Du bist Singendes Schwert, und ich bin aus einem Hohen Haus, ich bin Silja, die dritte Ebene! Das dürfen sie nicht! Ich werde meinem Vater eine Nachricht senden. «
    Â» Eurem Vater? Seid kein Narr. Wir haben keine Zeit für Briefe. Irgendwann wird man ihm die Botschaft Eures schmählichen Endes überbringen, und er wird Euren Namen aus allen Stammbäumen und Familienbüchern tilgen. «
    Â» Verdammt! « , schrie Noan. » Wir hätten nie auch nur in die Nähe dieser Stadt reiten dürfen. « Bevor Tahan darauf verweisen konnte, dass er genau das gesagt hatte, fügte der Junge hinzu: » Verzeih mir. Ich bin schuld, das weiß ich. Ich wollte nicht, dass es so endet. «
    Wer wollte das je? Aber es brachte nichts, über die Ungerechtigkeit des Schicksals zu lamentieren. Der Ring! Wenn er nur den Ring mitgenommen hätte!
    Â» Prinz Widian « , sagte er laut.
    Noan hob den Kopf. » Was ist mit ihm? «
    Â» Er muss irgendwo in der Nähe sein. Jalimey hat ihm seinen Ring gestohlen. Ich glaube nicht, dass sie ihn schon lange hatte, sonst hätte sie ihn längst verkauft. Gestern hat sie versucht, mich damit zu bestechen. «
    Â» Ich kenne den Prinzen « , meinte Noan. » Ich habe ihn einige Male getroffen, während meines Jahres am Königshof. Wenn er sich hier aufhält, ist das die Gelegenheit für uns. Er ist Mealinion über die nördlichen Truppen, er hätte die Macht, uns freizulassen! «
    Den nächsten Schattenstrich verbrachte Noan damit, nach dem Siljalinion zu rufen, eine Audienz bei Prinz Widian Dor Ilan zu fordern, zu drohen, Reichtümer und Beförderungen in Aussicht zu stellen oder gar die Kenntnis unglaublicher Geheimnisse.
    Nichts davon fruchtete. Nur einmal schlug ein Wachposten grimmig gegen die Wand, woraufhin Schnee aus dem undichten Dach rieselte. » Ruhe da drin, sonst stopfen wir euch das Maul! «
    Â» Wieso begreift er nicht, mit wem er es zu tun hat? « , fragte Noan verzweifelt. Er war bereits so heiser, dass er kaum noch sprechen konnte.
    Â» Mit Deserteuren. Mehr muss er gar nicht verstehen. «
    Â» Aus dem Haus Garlawin! «
    Â» Ja, und es wird diesen Soldaten eine enorme Befriedigung verschaffen, einen Hohen Fürsten zu hängen. Dagegen ist die Hinrichtung eines aufmüpfigen Söldners gar nichts. «
    Noan verstummte. » Was können wir denn jetzt noch tun? Warum wirst du nicht zu Singendem Schwert und fegst alle hinweg? «
    Â» Wie denn, ohne mein Schwert? «
    Â» Dann hättest du es dir eben nicht abnehmen lassen dürfen! Warum hast du mir überhaupt gehorcht, wenn du sowieso alles besser weißt? Ich hasse es, dass du immer recht behältst. «
    Â» Ich muss Euch gehorchen, Herr. «
    Â» Warum? Du hättest wenigstens dir selbst einen Weg in die Freiheit bahnen können, als sie uns festnehmen wollten. «
    Â» Nein, Herr, Ihr versteht nicht. « Konnte er es aussprechen?

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