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Die Saeulen der Macht

Die Saeulen der Macht

Titel: Die Saeulen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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Soldaten draußen, er hörte Noans keuchenden Atem und seine unruhigen Schritte, und zugleich war ihm, als drehte Widian sich um und fragte: » Wer bist du? «
    Ich bin Tahan, dein Bruder, wollte er sagen, aber er konnte es nur denken. Ich bin Prinz Tahan Dor Ilan.
    Die Stimme war tief in ihm, wortlos, und doch wusste er, was sie fragte. Es war nicht Widian, der ihn ansah, sondern jemand anders, ein viel dunkleres Gesicht, gekrönt von roten Blättern und Feuerblumen, Haut wie Rinde, Augen wie schwarze Kohlen. » Wer bist du? «
    Tahan Dor Ilan!
    Aus irgendeinem Grund war der Fragende nicht zufrieden. » Das ist die falsche Antwort. «
    Ich bin Tahan Dor Ilan, der Prinz!
    Â» Bist du nicht der Diener? Wer bist du, wenn nicht der Diener? « Die Stimme streckte die Hände aus, aber es waren keine Hände, sondern Zweige oder Wurzeln, knorrige Gebilde aus Rinde, an denen Erdklumpen und Steine hingen. » Bist du der Diener? «
    Ich bin der Prinz!
    Die Zweige gruben sich durch seine Seele, tasteten, forschten, schmerzten. Das hier war viel schlimmer als der Fluch. Es war, als würde jemand sein Inneres auseinandernehmen, betasten, erforschen, sich durch alle seine Geheimnisse hindurchwühlen.
    Â» Wer bist du? Wer bist du? «

11
    D er Schnee füllte die Ritzen und machte es immer schwieriger, draußen etwas zu erkennen. Hin und wieder zuckten Lichter durch die Hütte und warfen Schatten über ihre Gesichter. Ein Geräusch schreckte sie auf, ein dumpfer Schlag, auf den Stille folgte.
    Â» Was war das? « , fragte Noan leise.
    Etwas kratzte an der Tür, dann wurde der Riegel zurückgeschoben. Eine Gestalt stand auf der Schwelle, dunkel gegen den Schnee und die Lichter. Ein kleiner, schlanker Soldat.
    Â» Seid Ihr da drin? « , flüsterte eine vertraute Stimme. » Fürst Garlawin? Söldner Tahan? «
    Â» Jalimey? « Tahan richtete sich auf. » Wir sind gefesselt. Hast du ein Messer? «
    Â» Erst raus hier « , zischte sie. » Ich glaube, da hinten kommen schon die Soldaten, die Euch abholen sollen. « Das Mädchen winkte ihnen, sich zu beeilen. » Rasch. Und duckt Euch, Herr. «
    Im Schnee neben der Hütte lag der Wachposten. Ein dunkler Fleck breitete sich um ihn aus.
    Â» Du hast ihn umgebracht? « , fragte Noan entsetzt.
    Â» Weiter! «
    Geduckt huschten sie hinter das nächste Zelt. Während Jalimey sich hektisch an Tahans Handfesseln zu schaffen machte, beobachtete er die heranmarschierende Viererschaft, die mit Fackeln und gezückten Schwertern auf die Gefangenenhütte zuhielt. Noch hatte niemand sie bemerkt, aber das konnte jederzeit geschehen.
    Tahan unterdrückte einen Aufschrei, als das Messer seine Haut ritzte. Gleich darauf löste sich der Strick. Der Schmerz, der seine Arme hinunterschoss, war nahezu unbegreiflich. Er konnte nicht einmal daran denken, die Hände zu bewegen. Jalimey rieb seine Arme und Handgelenke, um Leben hineinzubringen, und auch das tat so weh, dass er sie am liebsten zurückgestoßen hätte. Er wusste, warum sie ihn zuerst befreit hatte, warum sie sich um ihn kümmerte statt um Noan, dem laut die Zähne klapperten.
    Ein schneller Rundumblick verriet dem Prinzen, dass sie sich in der Mitte des Lagers befanden; dort drüben stand schon der Wachturm. Vor ihm lagen mehrere Zelte. Der Schnee und die späte Stunde hätte die meisten Soldaten eigentlich ins geschützte Innere ihrer Unterkünfte locken müssen, doch an den Feuern, die in regelmäßigen Abständen brannten, standen auffallend viele Männer, um sich zu wärmen und in gedämpftem Ton zu scherzen. Jemand lachte rau. Gespannte Erwartung lag in der Luft, und Tahan vermutete, dass sich die Soldaten auf die bevorstehende Hinrichtung freuten.
    Â» Ich brauche… mein Schwert. « Auch seine Zunge wollte ihm nicht gehorchen, sie war ebenso gelähmt wie seine Hände. Aber ohne Brand konnte er sowieso nicht hoffen, sie alle drei hier herauszubringen. Welche Möglichkeiten blieben ihm noch? Sein Blick fiel auf Jalimeys dunkelgrüne Uniformjacke. Mit unglaublicher Dreistigkeit war sie offenbar einfach hier hereinmarschiert. Das konnte er auch– einfach hier hinausmarschieren.
    Â» Gib mir deine Jacke « , flüsterte er.
    Die Soldaten hatten inzwischen die Arrestzelle erreicht und den gefällten Posten entdeckt. Sofort ertönten Schreie. » Sie sind fort! Die Gefangenen sind

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