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Die Saeulen der Macht

Die Saeulen der Macht

Titel: Die Saeulen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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noch? «
    Â» Ein Gerippe, ja, inmitten all der anderen Ruinen. Bis auf die Eidechsen und die Füchse wohnt dort niemand mehr. «
    Â» Rajalan ist heilig « , sagte Jalimey zornig. » Was hattest du dort zu suchen? Ich dachte, dein Herr will dorthin, aber was hat ein Ausländer wie du mit unserer alten Stadt zu schaffen? «
    Tahans verletzte Hand brannte. Ihm war, als würde der goldene Wiram-Ring ihn stechen, dabei war es nur der alte Splitter, der seit Jahren in seiner Haut steckte.
    Er schloss die Augen, um den Schmerz zu bezwingen, und dachte: Ich bin Prinz Tahan Dor Ilan. Das sind meine Heiligtümer und meine Ruinen und mein Königreich.
    Nichts davon konnte er aussprechen. Er hörte zu, wie sie noch eine Weile leise redeten, als wäre er gar nicht da. Noan hatte seine Schüchternheit überwunden, und Jalimey schien vergessen zu haben, wie hoch der Fürst über ihr stand. Sie unterhielten sich wie zwei Reisende, die sich zufällig in einem Gasthaus getroffen und festgestellt haben, dass sie schon an den gleichen Orten waren.
    Er schwieg. Gegen die dicken, bauchigen Fensterscheiben hämmerten Eiskörner; es klang, als würden tausend kleine Glasbestien versuchen, sich Einlass zu verschaffen.
    Â» Da heult ein Sturm los. « Der Wirt brachte ihnen Graupensuppe mit dicken Brotscheiben und farblosen, knorpeligen Fleischstücken. » Ihr habt Glück, dass Ihr bereits hier seid, Herr. Viel zu kalt für diese Jahreszeit. Wir haben frühestens in zwei Mondläufen mit Schnee gerechnet. «
    Im Kamin pfiff der Wind, und ein eisiger Luftzug strich um ihre Knöchel. Tahan ging in den Stall, um die Pferde zu besänftigen– und seine aufgewühlte Seele.
    Als er am Morgen erwachte, glänzte ein seltsam unwirkliches Licht hinter den Fenstern. Die Welt vor der Stalltür war weiß, und als Tahan den Kopf durch den Spalt steckte, um zu erforschen, wie kalt es war, huschte eine Katze vorbei, deren Schweif in einem Morgenstern endete. Sie sah aus, als wäre sie aus blankem Eis geformt.
    Eilig ging er ins Haupthaus.
    Â» Lass die Wärme drinnen, du Idiot! « , blaffte ihn der Wirt an. » Das Feuer will ständig ausgehen, wir schaffen es kaum, es am Brennen zu halten. «
    Der Pächter des Gasthauses trug einen Leibeigenenzopf, aber da der Stadtherr ihm so viel Verantwortung übertragen hatte, stand er dennoch über den meisten, die hier einkehrten. Es gebot sich des Fluchs zuliebe, höflich zu sein, statt ihm die Nase einzuschlagen.
    Â» Verzeihung « , sagte Tahan betont freundlich.
    Â» Das wissen nur die Kleinen Götter, wo der ganze Schnee auf einmal herkommt « , brummte der Gastwirt. » Wenn ihr noch eine gute Strecke vor euch habt, würde ich mich lieber beeilen. Warten bringt nichts. Ein Winter, der so früh kommt, wird nur noch schlimmer. «
    Â» Ja « , sagte Tahan. » Das denke ich auch. «
    Er stieg nach oben, um Noan zu wecken. Beinahe erwartete er, in der winzigen Kammer das Mädchen vorzufinden. Sie war wirklich zu allem entschlossen gewesen, um nach Helsten zu gelangen, und da sie bei Tahan auf Granit gebissen hatte, war es ihr durchaus zuzutrauen, dass sie es bei seinem Herrn versucht hatte. Doch der junge Mann schlief allein. » Ist es schon Mittag? Es ist so hell. «
    Â» Wir haben Schnee « , erklärte Tahan. » Und noch einen weiten Weg hoch nach Rajalan vor uns. «
    Er fragte nicht nach Jalimey, obwohl er annahm, dass sie den ganzen Abend darum gekämpft hatte, Noan zu ihrer waghalsigen Reise zu überreden. Der junge Mann dachte wohl ständig an sie, denn er seufzte bemerkenswert oft. Er hatte doch nicht etwa sein Herz an diese kleine Diebin verloren? Als Freund hätte Tahan Noan daran erinnert, dass Jalimey bloß ein Bauernmädchen war, eine Leibeigene– nichts für einen Adligen. Damit beschmutzte man bloß sich selbst. Es gab genug Frauen aus dem niederen Adel, die man in einer Stadt wie dieser bekommen konnte. Aber er war kein Freund, daher schwieg er.
    Während sie durch den Wald ritten, nagte der Gedanke an den Ring seines Bruders an Tahan. Irgendwie musste er einen Weg finden, Jalimey festnehmen zu lassen, ohne selbst in Gefahr zu geraten und ohne gegen den Fluch zu handeln. Er war viel zu tief in Grübeleien versunken und hatte nicht auf die Straße geachtet, daher reagierte er nicht schnell genug, als ihnen eine Zweierschaft entgegenkam.
    Â» Noan!

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