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Die Saeulen der Macht

Die Saeulen der Macht

Titel: Die Saeulen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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lebensmüde? «
    Â» Feigling! « , fauchte sie. Dann blickte sie über seine Schulter und erschrak.
    Â» Du hast ja Gesellschaft. « Noan klang ein wenig eifersüchtig, als er an ihren Tisch trat.
    Jalimey schien es mehr als peinlich zu sein, dass er sie in dieser freizügigen Aufmachung sah, denn sofort wickelte sie sich ein Tuch um die Schultern und bedeckte sich bis zum Kinn. » Ich habe nur gefragt, ob ich Euch bis Rajalan begleiten darf « , sagte sie und trat Tahan unter dem Tisch unsanft gegen das Schienbein. Dieses Mädchen war schlimmer als ein Fluch.
    Noan ließ sich neben ihn auf die Bank gleiten. » Du gehörst nach Birin « , erinnerte er. » So ein weiter Weg in die falsche Richtung ist viel zu gefährlich für dich. Überhaupt, was willst du in Rajalan? «
    Â» Den Baum sehen, was sonst? « Kopfschüttelnd betrachtete sie die beiden Männer. In ihrer Miene war nichts mehr von ihrer Wut und ihrer Verzweiflung zu lesen. » Den toten Baum von Terajalas. «
    Â» Das ist über tausend Jahre her « , sagte Noan sanft. » Wie könnte da von einem Baum noch etwas übrig sein? «
    Tahan blickte verwirrt von einem zum anderen. » Wovon redet Ihr, Herr? «
    Â» Natürlich, als Ausländer kennst du unsere alten Geschichten nicht. Das war noch, bevor die Wiramer Terajalas erobert haben. « Noans Lippen kräuselten sich zu einem seltsam wehmütigen Lächeln. » Als es sich noch lohnte, dieses Reich einzunehmen. Es ging ihnen dabei um die drei Säulen der Macht, aber die Eindringlinge haben nicht verstanden, dass sie die Macht auslöschten, nach der sie gierten, als sie den letzten König umbrachten. Er war das Land und der Baum, und mit seinem Tod zerfiel alles in Leere und Chaos. «
    Â» Habe ich das richtig verstanden– der König war ein Baum? «
    Jalimey grinste. » Er weiß gar nichts. «
    Meine Lehrer haben mir wichtigere Dinge beigebracht als die verstaubten Geschichten der alten Einwohner. Er verkniff sich die Bemerkung, nicht nur wegen des Fluchs. Der Traum von der alten Stadt und dem Baum, der zugleich blühte und in Flammen stand, kam ihm wieder ins Gedächtnis.
    Â» Was hat es damit auf sich? «
    Â» Der König und der Baum waren miteinander verbunden « , erklärte Noan. » Deshalb sind sie gemeinsam gestorben. Mit ihnen gingen auch die blühenden Gärten und Felder ein. Die Macht des gläsernen Turms, die Terajalas viele Zeitalter lang vor allen Feinden beschützt hat, war damit ebenfalls zu Ende, und seither werden wir unentwegt angegriffen. «
    Â» Ein Baum und ein Turm also. Was war das dritte? «
    Â» Ein Brunnen « , antwortete Jalimey leise. » Die silberne Quelle der Gerechtigkeit. Meiner Meinung nach das, was uns allen am meisten fehlt. Sie ist versiegt. «
    Â» Das sind Legenden « , sagte Noan.
    Â» Die überdies falsch sind « , wandte Tahan ein. » Was ist mit dem Hakalion? Die Drei kommt darin nicht vor. Sie ist weder Skalt noch Mea, sondern etwas dazwischen, etwas Unheiliges. «
    Der junge Fürst lächelte wissend. » Nein, es ist heilig, es ist Mea « , sagte er leise. » Denn die vierte Säule der Macht ist der König. Ohne ihn bricht alles ein. Stell dir vor, dass die vierte Säule einer großen Halle einstürzt– das Dach und alles andere wird ihr folgen. «
    Â» Aber es gibt doch einen König! « Was sie da redeten, klang verdächtig nach Hochverrat: König Ilan vorzuwerfen, er sei nicht gut genug, um eine Säule des Landes darzustellen!
    Tahan starrte Noan herausfordernd an, ganz der Sohn seines Vaters, doch Schmerz und Fluch hin oder her: Wenn Noan es wagen sollte, Ilan Dor Hojan zu schmähen, würde er ihn hier und jetzt einen Kopf kürzer machen.
    Noan zuckte nur mit den Achseln. » Was soll ich dazu sagen? Das sind uralte Geschichten. Vielleicht stimmt auch nichts davon. «
    Â» Der Baum ist noch da « , murmelte Tahan. » Er ist schwarz, als wäre er völlig verbrannt, und ohne Blätter, aber er steht noch. Ich habe noch nie einen so gewaltigen Baum gesehen. Seine Krone überragt halb Rajalan. «
    Beide starrten ihn an. Seltsamerweise fühlte er sich tatsächlich wie ein Fremder, der keinen Anteil an ihren Legenden hatte. » Du bist bereits dort gewesen, in der alten Königsstadt? « , fragte Noan fassungslos. » Es gibt ihn wirklich? Er steht immer

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