Die Säulen der Schöpfung - 13
Gegenstand mit ihren Zähnen festhielt. Richard zerrte daran, doch die Reißzähne hatten ihn durchbohrt. Als er ihn mit ruckelnden Bewegungen von den Reißzähnen befreite und ihn aus der Hundeschnauze löste, sah Friedrich mit großen Augen, daß es sich um das Buch handelte.
»Bitte«, sagte Friedrich, die Hand danach ausstreckend. »Ist es … ist es unbeschädigt?«
Richard schleuderte den schweren Hundekopf zur Seite, wo er mit einem dumpfen Geräusch landete und zwischen die Bäume rollte, und besah sich das Buch im düsteren Licht genauer. Er ließ die Hand sinken und sah hinüber zu Friedrich, der noch immer bis zur Hüfte im Wasser stand.
»Ich denke, es wäre besser, wenn Ihr uns jetzt wissen laßt, wer Ihr seid und was Ihr hier verloren habt«, sagte Richard. Der unfreundliche Unterton in Richards Stimme ließ die Frau aufhorchen.
Friedrich räusperte sich und unterdrückte sein ungutes Gefühl. »Wie ich bereits sagte, lautet mein Name Friedrich Gilder.« Dann setzte er alles auf eine Karte. »Ich suche einen Mann, der mit einem sehr alten Bekannten von mir namens Nathan verwandt ist.«
Richard blickte ihn eine Weile unverwandt an. »Nathan. Ein großer, hoch gewachsener Mann mit langem weißem Haar, das ihm bis auf die Schultern reicht? Hat eine ziemlich hohe Meinung von sich selbst?« Aus seinem Tonfall sprach nicht bloß Überraschtheit, sondern auch eine Spur Argwohn. »Nathan, das Unheil in Person?«
Die letzte Bemerkung ließ Friedrich schmunzeln, und zwar aus Erleichterung. Seine Bande hatten ihm gute Dienste geleistet. Er verbeugte sich, so gut dies möglich war, wenn man bis zur Hüfte im Wasser stand.
»Führe uns, Meister Rahl, lehre uns, Meister Rahl. In deinem Licht werden wir gedeihen. Deine Gnade gebe uns Schutz. Deine Weisheit beschämt uns. Wir leben nur, um zu dienen. Unser Leben gehört dir.«
Lord Rahl sah zu, wie Friedrich sich schließlich wieder aufrichtete, und reichte ihm die Hand. »Kommt aus dem Wasser, Meister Gilder«, meinte er freundlich.
Friedrich war ein wenig verblüfft, von Lord Rahl persönlich eine helfende Hand gereicht zu bekommen, wußte aber nicht, wie er die Geste, die auch als Befehl aufgefaßt werden konnte, ausschlagen sollte. Also ergriff er sie und ließ sich aus dem Wasser ziehen. Gleich darauf ging Friedrich hinunter auf ein Knie und verbeugte sich. »Lord Rahl, mein Leben gehört Euch.«
»Ich danke Euch, Meister Gilder. Eure Geste ehrt mich, und ich weiß Eure Aufrichtigkeit zu schätzen, aber Euer Leben gehört Euch allein und sonst niemandem. Und das schließt auch mich ein.«
Friedrich sah verwundert auf. Etwas so Bemerkenswertes, so Unvorstellbares hatte er noch niemanden sagen hören, und am allerwenigsten einen Lord Rahl. »Bitte, Sir, würdet Ihr mich Friedrich nennen?«
Lord Rahl lachte; es war das unbeschwerteste und freundlichste Lachen, das Friedrich je gehört hatte.
»Wenn Ihr mich Richard nennt.«
»Ich bitte um Verzeihung, Lord Rahl, aber … ich fürchte, dazu werde ich mich einfach nicht überwinden können. Ich habe mein ganzes Leben immer nur einen Lord Rahl gekannt und bin zu alt, das jetzt noch zu ändern.«
Lord Rahl hakte einen Daumen hinter seinen breiten Gürtel. »Dafür habe ich durchaus Verständnis, Friedrich. Aber wir befinden uns mitten in der Alten Welt. Sollte Euch hier jemand dabei hören, wie Ihr den Namen ›Lord Rahl‹ aussprecht, geraten wir alle vermutlich in größte Schwierigkeiten, ich wäre Euch deshalb überaus dankbar, wenn Ihr Euch angewöhnen könntet, mich Richard zu nennen.«
»Ihr werde mich bemühen, Lord Rahl.«
Lord Rahl stellte ihm die Frau mit einer Handbewegung vor. »Dies ist die Mutter Konfessor – Kahlan, meine Gemahlin.«
Friedrich ließ sich erneut auf ein Knie sinken und verneigte sein Haupt. »Mutter Konfessor.« Er war etwas unsicher, wie er eine solche Frau zu begrüßen hatte.
»Aber Friedrich«, sagte sie im selben tadelnden Tonfall wie zuvor Lord Rahl, jedoch mit einer Stimme, die, wie er fand, eine Frau von seltenem Charme, von ungewöhnlicher Gewandtheit und Herzlichkeit verriet, »auch dieser Titel dürfte uns hier eher schlechte Dienste leisten.« Friedrich hatte selten eine so liebreizende Stimme gehört, ihre Klarheit nahm ihn völlig gefangen. Er war ihr ein einziges Mal im Palast begegnet, die Stimme paßte perfekt zu dem Bild, das er von ihr in Erinnerung behalten hatte.
Friedrich nickte. »Ja, Ma’am.« Lord Rahl mit »Richard« anzusprechen, das schien
Weitere Kostenlose Bücher