Die Säulen der Schöpfung - 13
erschien?«
»Nein …«, meinte Richard, dem die Erinnerung sichtlich Unbehagen bereitete.
Alles verfiel in Schweigen. »Was ist denn damals passiert?«, traute sich Friedrich schließlich zu fragen.
Er erschrak, als Cara ihn plötzlich am Kragen packte und ihn dicht vor ihre zornig funkelnden Augen zog. »Dieser Bankert Darken Rahls hatte die Mutter Konfessor um ein Haar getötet! Und Lord Rahl gleich mit! Mich hätte er auch fast umgebracht! Jedenfalls mußten seinetwegen eine ganze Menge anderer Menschen dran glauben; beinahe so ziemlich jeder. Ich hoffe, der Hüter der Toten hat ihn für alle Ewigkeit in ein finsteres, kaltes Loch gesperrt. Wenn Ihr wüßtet, was er der Mutter Konfessor angetan hat…«
»Es reicht, Cara«, meinte Kahlan mit ruhiger, beherrschter Stimme und legte ihr eine Hand auf den Arm, um sie mit sanftem Nachdruck aufzufordern, Friedrichs Kragen loszulassen.
Cara fügte sich, in ihrer hitzigen Aufgebrachtheit allerdings nur äußerst widerstrebend. Friedrich konnte unschwer erkennen, wieso diese Frau die Bewacherin des Lord Rahl und der Mutter Konfessor war. Obwohl er ihre Augen nicht sehen konnte, spürte er sogar im Dunkeln deutlich, daß sie ihn wie ein Falke beobachtete. Dank ihres scharfen Urteilsvermögens vermochte diese Frau bis auf den Grund der Seele eines Mannes zu blicken und sein Schicksal zu besiegeln. Sie besaß nicht nur die nötige Selbstsicherheit, sondern brachte auch die erforderlichen Fähigkeiten mit, eine einmal für richtig befundene Entscheidung durchzusetzen.
Friedrich wußte das, weil er im Palast des Volkes dieser Sorte Frauen oft begegnet war. Als sie ihre Hand unter dem Umhang hervorgezogen hatte, um ihn am Kragen zu packen, hatte er ihren Strafer an einem Kettchen am Handgelenk baumeln sehen. Sie war eine MordSith.
»Die Geschichte mit Eurem Halbbruder tut mir leid«, meinte Friedrich. »Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, daß Jennsen Euch etwas Böses will.«
»Jennsen«. sagte er leise bei sich und prüfte dabei seine Reaktion auf den Namen dieses Menschen, von dessen Existenz er bisher nichts gewußt hatte.
»Um die Wahrheit zu sagen, Jennsen hat schreckliche Angst vor Euch, Lord Rahl.«
»Sie hat schreckliche Angst vor mir? Aber warum sollte sie sich vor mir fürchten?«
»Weil sie glaubt, daß Ihr sie verfolgt.«
Richard sah ihn verständnislos an. »Sie verfolgen? Wie hätte ich sie verfolgen können? Ich saß hier in der Alten Welt fest.«
»Sie glaubt, daß Ihr sie töten wollt und Soldaten auf sie angesetzt habt, die Jagd auf sie machen sollen.«
Einen Moment lang war er so verdutzt, daß es ihm die Sprache verschlug; jede Neuigkeit, die er erfuhr, schien noch unglaublicher zu sein als die vorhergehende. »Aber … ich kenne sie doch nicht einmal. Warum sollte ich sie also töten wollen?«
»Weil sie nicht mit der Gabe gesegnet ist.«
Richard trat einen Schritt zurück und versuchte zu begreifen, was Friedrich ihm da erklärte. »Was spielt denn das für eine Rolle? Es gibt jede Menge Menschen, die nicht mit der Gabe gesegnet sind.«
Friedrich deutete auf das Buch in Richards Hand. »Ich denke, um das zu erklären, hat Nathan Euch das Buch geschickt.«
»Prophezeiungen erklären überhaupt nichts.«
»Nein, Lord Rahl. Ich glaube, hier geht es weniger um Prophezeiungen als vielmehr um die Frage des freien Willens. Ihr müßt wissen, daß ich durch meine Frau ein wenig über Prophezeiungen weiß. So wie Nathan es mir erklärte, sind Prophezeiungen abhängig von der Möglichkeit der freien Willensentscheidung; aus ebendiesem Grund reagiert Ihr mit so heftiger Ablehnung auf sie, denn Ihr seid ein Mann, der eine Ausgewogenheit herstellt zwischen dem freien Willen und der Magie der Prophezeiung. Er meinte, nicht etwa die Prophezeiungen hätten mich dazu bestimmt, Euch dieses Buch zu bringen, sondern ich müßte es aus freien Stücken tun.«
Richard starrte im Dunkeln auf das Buch; sein Ton wurde versöhnlicher. »Nathan kann manchmal eine ziemliche Plage sein, aber ich weiß, er ist ein Freund, der mir auch schon geholfen hat. Seine Hilfe hat mich gelegentlich in beträchtliche Schwierigkeiten gebracht, aber wenn ich auch mit seiner Handlungsweise nicht immer einverstanden bin, so weiß ich doch, daß er für sein Tun stets gute Gründe hat.«
»Ich habe den größten Teil meines Lebens eine Hexenmeisterin geliebt, Lord Rahl ich weiß, wie vielschichtig diese Dinge sein können. Und ich hätte diesen weiten Weg gewiß nicht auf
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